Evodia-Absud: Wirksam gegen Migräne mit Kampo-Medizin

Klinische Studien legen eine starke Wirksamkeit einer Kampo-Arznei, die auf einer Art der Stinkesche basiert, nahe.

In Japan verschreibt ein Großteil von sowohl Allgemeinmedizinern als auch Fachärzten Kampo-Arzneien. Deshalb sind japanische Mediziner sehr an wissenschaftlichen Belegen für die Wirksamkeit dieser Arzneimittel interessiert. In zahlreichen mehr oder weniger aussagekräftigen Studien wird die Kampo-Medizin jedes Jahr auf ihre Effektivität untersucht. Für die Rezeptur des Evodia-Absuds (goshuyu tô, Absud aus der Frucht der Stinkesche) liegen mittlerweile in einigen klinischen Tests positive Resultate vor.

Wirksamkeit bei Migräne und chronischen Kopfschmerzen

Dass der Evodia-Absud grundsätzlich gegen chronische Kopfschmerzen wirkt, zeigte eine Studie aus dem Jahr 2006 (Odaguchi u.a. 2006): Sie ergab, dass sich bei Patienten, die Evodia-Absud verabreicht bekamen, die Zahl der Tage, an welchen sie von Kopfschmerzanfällen heimgesucht wurden, signifikant verringerte im Gegensatz zu Patienten, die ein Placebo einnahmen.

Eine weitere Studie (Muruyama 2006) aus demselben Jahr kam sogar zu dem Schluss, dass goshuyu tô effektiver ist als Lomerizine Hydrochloride – ein Kalziumkanalblocker, der in der Migräneprophylaxe angewandt wird. Diese randomisierte, kontrollierte Cross-Over-Studie zeigte, dass sich die Häufigkeit der Migräneanfälle, das subjektive Schmerzempfinden und die Menge der der Schmerzmittel, die während eines Anfalls eingenommen wurden, bei Patienten, die mit einem Evodia-Absud behandelt wurden, signifikant stärker verringerte als bei Patienten, die Lomerizine Hydrochloride verabreicht bekamen.

Zusammensetzung des Evodia-Absuds

Ein wesentlicher Aspekt der traditionellen japanischen Medizin ist, dass nicht isolierte Wirkstoffe zur Anwendung kommen, sondern als Gemische in Form der Kampo-Rezepturen. Dadurch können Nebenwirkungen mancher Stoffe ausgeglichen werden und Stoffe, die das Wohlbefinden in einem bestimmten Krankheitszustand allgemein fördern, mit verabreicht werden. So würden die isolierten Wirkstoffe der Frucht der Stinkesche alleine nicht die in den Studien beschriebenen Wirkungen erzielen können.

  • Fructus Evodiae

Hauptstandteil des Evodia-Absuds ist der namensgebende Fructus Evodiae (Evodia rutaecarpa) einer Art der Stinkesche. Die Frucht der Stinkesche enthält die Wirkstoffe Evodiamin und Rutaecarpin. Sie wirkt antibiotisch, analgetisch, harntreibend und fördernd für die Uteruskontraktion. Ihre Verwendung ist angezeigt bei Kälteempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Migräne sowie Übelkeit und Erbrechen (auch in Kombination mit den Kopfschmerzen). Erwähnt werden müssen der starke Geruch und der bitter-scharfe Geschmack der Frucht, der für viele Patienten unangenehm ist. Der Geruch von Evodia, der alle anderen überlagert, ist typisch für eine Kampo-Apotheke. In der Schwangerschaft oder während der Stillzeit sollte auf die Einnahme einer evodiahältigen Arznei verzichtet werden.

  • Fructus Zisiphi jujubae

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Rezeptur ist die chinesische Dattel oder Fructus Zisyphi Jujubae (Zizyphus jujuba). Die chinesische Dattel ist in vielen Kampo-Rezepturen enthalten, weil sie andere Inhaltsstoffe harmonisiert. Damit verweist sie wieder auf die Bedeutung aller Bestandteile, die in einer Kampo-Rezeptur gemischt werden. Außerdem wirkt sie stärkend, appetitsteigernd, leistungsfördernd und die Leber schützend.

  • Radix Ginseng

Die Ginsengwurzel (Panax Ginseng) ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM, der Basis für die Kampo-Medizin) weit verbreitet. Ihr wird in der Volksmedizin magische Heilkraft zugesprochen, weil ihre Form an eine menschliche Gestalt erinnert. Sie stimuliert das Immunsystem, stärkt das Herz und wirkt allgemein kräftigend. In kleinen Dosen wirkt sie anregend, in höheren kann sie sedierend wirken.

  • Rhizoma Zingberis viridis

Der letzte Bestandteil des Evodia-Absuds ist schließlich Ingwer (Zngiber oficinale R.). Er wird gerne angewandt bei Erkältungskrankheiten und Hustenreiz, aber auch bei Übelkeit, Erbrechen und Darminfektionen (etwa durch den Verzehr verdorbener Lebensmittel). Seine pharmakologische Wirkung wird beschrieben als antiemetisch (d.h. lindert Übelkeit und Brechreiz), verdauungsfördernd, antibiotisch, schweißbildend und blähungstreibend.

Ergänzung zur Akupunktur und Einsatz bei akuten Schmerzen

Häufig wird bei Migräne auch auf die Akupunktur zurückgegriffen. Jedoch fehlen für die Akupunktur allgemein noch weitgehend anerkannte Belege für die Wirksamkeit. Zwar weist gerade im Fall von Migräne eine klinische Studie (Diener u.a. 2006) auf die Wirksamkeit von Akupunktur hin, allerdings zeigt dieselbe Studie auch, dass Scheinakupunktur (dabei wird nicht in die vorgegebenen Punkte am Körper gestochen, sondern bewusst in andere Stellen) den gleichen Effekt erzielt. Trotzdem sei, laut den Verfassern der Studie, die Wirkung höher als der übliche Placebo-Effekt bei Schmerztherapien und es wird eine tatsächliche Wirksamkeit der Akupunktur gegen Migräne angenommen.

Der Evodia-Absud gilt nun unter Kampo-Ärzten als eine ideale Ergänzung zur Behandlung von Migräne mit Akupunktur. Er kann aber nicht nur vorsorglich als Konstitutionsmittel gegen chronische Beschwerden eingesetzt werden, sondern auch bei akuten Kopfschmerzanfällen. Jedoch sollte er nicht angewandt werden bei Kopfschmerzen, die durch Bluthochdruck ausgelöst werden, wegen der anregenden Wirkung mancher Bestandteile.

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