Fetales Alkoholsyndrom (FAS) – vermeidbar behinderte Kinder

Alkohol in der Schwangerschaft – ist ein Gläschen so schlimm? Das fragen sich Schwangere häufig. Alkoholkranke Mütter stellen sich die Frage oft gar nicht.

Das fetale Alkoholsyndrom, kurz FAS, ist eine der wenigen Behinderungen, die absolut vermeidbar sind. Dennoch gibt es bei rund 1.000 Geburten ein bis zwei Kinder, die an FAS leiden. Doch was ist FAS überhaupt und wie wirkt es sich aus? Zunächst einmal gibt es keine bestimmbare Alkoholmenge während der Schwangerschaft, die als Ursache festgelegt werden kann. Die Gefahr bei alkoholkranken Müttern mit regelmäßig hohem Alkoholkonsum scheint größer zu sein. Dennoch findet sich FAS auch bei Kindern, deren Mütter nur gelegentlich und geringe Mengen Alkohol getrunken haben. FAS-Kinder haben unterschiedliche Behinderungen. Ob dies nur an der Alkoholmenge oder zusätzlich an anderen Faktoren liegt, ist noch nicht erwiesen. Insgesamt gesehen sind FAS-Kinder bei der Geburt untergewichtig und kleiner als nicht geschädigte Babys. Schon im Baby- und Kleinkindalter zeigen sich Entwicklungsverzögerungen. Viele Kinder zeigen Verhaltensauffälligkeiten und im Schulalter machen sich Konzentrations- und Lernstörungen bemerkbar.

Die vermeidbare Behinderung

Werdende Mütter, die vor der Schwangerschaft ab und zu Alkohol getrunken haben, bekommen Angst. Sie haben um die siebte Woche herum von ihrer Schwangerschaft erfahren und denken vielleicht an die letzte Feier, auf der sie getrunken haben. Die Gefahr einer Schädigung ist hier noch ausgesprochen gering, wenn auch nicht ausgeschlossen. Wird eine Schwangerschaft geplant, sollte ab dem Ende der Empfängnisverhütung ganz auf Alkohol verzichtet werden. Sicherer ist FAS nicht zu vermeiden.

Anders sieht es bei alkoholkranken Müttern aus. Die Schwangerschaft ist oft nicht geplant und selbst wenn, ist ein suchtkranker Mensch kaum in der Lage, auf sein Suchtmittel zu verzichten. Hier ist viel Hilfe von außen dringend erforderlich. Partner, Familie und Freunde können wertvolle Unterstützung sein, sind aber mit der Situation meist überfordert. Ein vertrauensvoller Hausarzt oder Gynäkologe wird der werdenden Mutter eine Therapie in einer Klinik empfehlen, die auf alkoholkranke werdende Mütter spezialisiert ist.

Wie entwickeln sich FAS-Kinder?

FAS kann am besten im Alter zwischen dem achten Lebensmonat und dem achten Lebensjahr durch die charakteristischen Gesichtszüge diagnostiziert werden. Im Jugendlichen- und Erwachsenenalter verlieren sie sich oft. Gesicherte Untersuchengen gibt es kaum, denn Entwicklungsverzögerungen können immer auch andere Ursachen haben. Steht die Diagnose fest, kann mit der frühkindlichen Förderung erste Hilfestellung gegeben werden. Den meisten Beistand können die engsten Bezugspersonen leisten, FAS -Kinder sind sehr häufig von fehlgesteuertem Sozialverhalten betroffen und außerdem fehlen ihnen die einfachsten Zusammenhänge alltäglicher Abläufe. Werte wie Zeitgefühl, der Umgang mit Geld oder tägliche Hygiene bedeuten für sie häufig nichts. Die Regionen des Gehirns, die für diese Abläufe zuständig sind, sind meist irreparabel geschädigt. Das bedeutet, dass Betroffene oft ihr Leben lang bei „normalen“ Abläufen angeleitet werden müssen. Manche Verhaltensweisen scheinen sich im Erwachsenenalter zu verlieren. Dies ist jedoch oft eine Fehlinterpretation. Vielmehr handelt es sich, gerade im Berufsleben, um eine Nachahmungsfunktion.

Die Entwicklung der Intelligenz

Die Entwicklung der Intelligenz kann unterschiedlich verlaufen. Bei FAS besteht die Möglichkeit, eine normal durchschnittliche Intelligenz zu erreichen. Doch viele Kinder erreichen einen IQ von unter 70, was eine geistige Behinderung bedeutet.

Bei IQ-Werten von über 100 handelt es sich nicht um das fetale Alkoholsyndrom, sondern um den fetalen Alkoholeffekt (FAE), der noch schwerer zu diagnostizieren ist. Er entsteht nach heutiger Kenntnis erst durch Alkoholkonsum im Spätstadium der Schwangerschaft. Diese Kinder leiden oft ihr Leben lang. Sie spüren, dass sie anders sind und ziehen sich häufig zurück. Nur ein sehr gutes soziales Umfeld kann ihnen helfen. FAE-Kinder haben fast nie körperliche Symptome. Jedoch ist auch ihr Alltag geprägt von Wahrnehmungsstörungen. Auf Grund ihrer höheren Intelligenz bemerken sie diese und verstehen sie, wenn sie ihnen verdeutlicht werden. Selbstständig ändern können sie sie nicht.

Aufwachsen mit FAS/FAE

Ist das Syndrom oder der Effekt durch eine alkoholkranke Mutter entstanden, wachsen die Kinder oft in Pflege- oder Adoptivfamilien auf. Alkoholkranke Mütter sind mit ihrem eigenen Leben überfordert und erreichen bei einem kranken beziehungsweise behinderten Kind sehr schnell ihre Grenzen. Adäquate Hilfe können sie meist gar nicht geben. Pflege- oder Adoptivfamilien haben außerdem wesentlich weniger Hemmungen, therapeutische Hilfen in Anspruch zu nehmen. Im Gegensatz zur leiblichen Mutter müssen sie nicht zu einer Alkoholerkrankung stehen und können daher leichter Verantwortung für die Weiterentwicklung des Kindes übernehmen. Selbst wenn sie bei der Annahme des Kindes nicht wissen, dass das Kind eine Schädigung hat, weil diese zu diesem Zeitpunkt noch nicht diagnostiziert wurde, sind sie eher bereit, ihr Leben auf das Kind auszurichten. Diese Kinder haben gute Chancen, ein zufriedenes Leben führen zu können.

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