Flugreisen: Thromboserisiko bei Langstreckenflügen

Thrombosen treten gehäuft bei Langstreckenflügen auf, sollten aber unbedingt verhindert werden, da sie potentiell lebensbedrohend sind. wie behandelt man thrombose

Immer wieder machen Meldungen die Runde, dass bei Menschen, die mit dem Flugzeug geflogen sind, Thrombosen aufgetreten sind. Obwohl das Gesamtrisiko sehr gering ist, sollte man das Thema nicht als Panikmache abtun. Eine Thrombose kann lebensgefährliche Auswirkungen haben und muss daher möglichst immer vermieden werden. Dazu ist es gut zu wissen, bei welchen Flügen für wen welches Risiko besteht und was man sinnvollerweise unternehmen kann.

Was passiert bei einer Thrombose?

Bei einer Thrombose werden die Blutgefäße, meist die Venen, von einem Thrombus (Blutgerinnsel) verengt oder sogar vollständig verlegt. Ein Blutfluss in die dahinter liegenden Gebiete ist dann kaum noch oder gar nicht mehr möglich. Das betroffene Gewebe kann geschädigt werden, bis hin zum Absterben. Die gefürchtetste Komplikation einer Thrombose ist ein Weiterwandern eines Thrombus in Richtung Lunge. Bei vollständiger Verlegung der Lungengefäße findet dort keine Sauerstoffversorgung mehr statt, genannt Lungenembolie; in einem Drittel der Fälle verläuft dieser Vorgang tödlich. Wenn eine Thrombose früh genug erkannt und behandelt wird, kann sie meist folgenlos ausheilen, jede Behandlungsverzögerung verschlechtert aber die Prognose. Zudem sind Menschen, die bereits eine Thrombose hatten, stark gefährdet, ein Rezidiv zu bekommen, das trifft besonders auf Männer zu. Eine konsequente Thromboseprophylaxe muss in solchen Fällen lebenslang erfolgen.

Warum entstehen Thrombosen beim Fliegen?

Thromben bilden sich immer dann, wenn drei Dinge zusammenkommen: Verlangsamung des Blutflusses, Veränderung der Gefäßwände und Veränderung der Blutgerinnung. Besonders der erste Fakt lässt das Risiko für eine Thrombose beim Fliegen stark ansteigen – durch den extremen Bewegungsmangel in einem Flugzeug verlangsamt sich der Blutfluss in den Gefäßen enorm. Außerdem werden beim permanenten Sitzen in der gleichen Haltung die Gefäße mitunter abgeknickt. Obwohl auch eine schlechtere Sauerstoffversorgung und Flüssigkeitsmangel an Bord mitverursachend sind, gehen 75 Prozent der Thrombosen beim Fliegen aufs Konto des Bewegungsmangels.

In Studien wurde ein bis zu vierfaches Risiko für Thrombosen auf Langstreckenflügen nachgewiesen. Bringt der Passagier zudem noch die oben genannten Risikofaktoren mit, steigt das Risiko immer weiter. Die Chance auf eine Thrombose ist am höchsten, wenn der Flug länger als acht Stunden andauert und wenn innerhalb von zwei Wochen mehrere Flüge absolviert wurden. Ein Sitzplatz am Fenster oder auf einem Mittelplatz erhöht das Thromboserisiko ebenfalls, da hier am wenigsten Bewegung möglich ist.

Thromboseprophylaxe an Bord

Aus der Ursachenforschung wird schon klar, was der beste Weg ist, einer Thrombose vorzubeugen: Bewegung. Das Mindestmaß ist hier das intensive Bewegen der Füße im Sprunggelenk. Bei größeren Fluggesellschaften wird das häufig auf den Bordmonitoren auch empfohlen beziehungsweise sogar demonstriert. Das intensive Nutzen der Wadenmuskulatur sorgt dafür, dass die sogenannte Muskelpumpe aktiviert wird. Die Muskelkontraktion in den Waden drückt die Venen zusammen, das in ihnen lagernde Blut wird auf diese Weise herzwärts gedrückt, der Blutfluss kommt wieder in Schwung. Noch besser ist es natürlich aufzustehen und im Gang auf- und abzugehen, was naturgemäß aber nicht jeder Passagier den ganzen Flug über tun kann.

Das Einhalten einer hohen Trinkmenge an Bord ist mit Sicherheit nicht falsch, eine Dehydration oder Alkoholkonsum gelten aber nicht als Risikofaktoren.

Eine weitere gute Möglichkeit der Thromboseprophylaxe ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen an Bord. Diese sollten im Fesselbereich einen Andruck von 17-30 mmHg haben, was nur gewährleistet ist, wenn die Strümpfe wirklich passen. Die Exemplare, die Oma mal im Krankenhaus bekommen hat, sind nicht geeignet. Eine Beratung im Sanitätshaus ist hier unumgänglich, denn zu weite Strümpfe bringen nichts, zu enge erhöhen die Chance auf eine Thrombose noch, weil sie den Blutfluss von außen abschnüren könnten. In dem Falle wären keine Strümpfe die bessere Wahl gewesen.

Das eigenmächtige und wahllose Einnehmen von blutverdünnenden Medikamenten wie ASS kann ebenfalls nach hinten losgehen und sollte immer nur unter Überwachung eines Arztes geschehen. Ohnehin ist die beste Thromboseprophylaxe diejenige, die individuell zugeschnitten ist.

Individuelle Risikoabschätzung einer Thrombose bei Langstreckenflügen und Maßnahmen

Von einem niedrigen Thromboserisiko geht man aus, wenn ein Flug weniger als acht Stunden dauert und weiter keine persönlichen Risikofaktoren vorliegen. Die therapeutische Empfehlung lautet in diesem Falle: Keine enge Kleidung tragen und intensiv die Wadenmuskulatur benutzen.

Man spricht von einem mittleren Thromboserisiko, wenn der Flug länger als acht Stunden dauert und der Fluggast zusätzlich eine oder mehrere der folgenden Faktoren mitbringt: Adipositas, Krebserkrankung, erhebliche Krampfadern, Schwangerschaft, Hormonersatztherapie, orale Kontrazeptiva (Pille), Raucher, wenig Möglichkeit zur Bewegung. Zu den Empfehlungen beim niedrigen Risiko kommt jetzt noch hinzu: Tragen von Kompressionskniestrümpfen mit einem Andruck von 15-30 mmHg im Bereich der Fessel und das Buchen eines Gangplatzes.

Das Thromboserisiko während eines Fluges gilt als hoch, wenn die Flugzeit länger als acht Stunden beträgt und der Reisende in seiner Geschichte schon mal eine venöse Thromboembolie (Thrombose mit Wandern des Gerinnsels und folgender Embolie) hatte, unter einer Thrombophilie (Neigung zum Bilden von Blutgerinnseln) leidet oder sich in den letzten sechs Wochen einer größeren Operation unterzogen hat. Zu den Maßnahmen des mittleren Risikos kommen nun noch Gaben von Niedermolekularem Heparin oder oralen Gerinnungshemmern vor dem Abflug.

Wenn das individuelle Risiko für eine Thrombose beim Fliegen abgesichert ist, gilt es darüber hinaus noch zu bedenken, dass eine Flugreise den Körper generell belastet und dass es auch Krankheiten gibt, mit denen das Fliegen grundsätzlich verboten ist. Das Wissen um einen Jetlag und den Umgang damit kann eine Flugreise außerdem erleichtern.

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