Fortschritt der Schlüsselloch-Operation

Technische Neuerungen bei laparoskopischen Eingriffen. Laparoskopisch durchgeführte Operationen sind für den Patienten weniger belastend, aber nicht in jedem Fall angebracht, so die Deutsche Gesellschaft für Viszeralmedizin.

Es ist gerade einmal 26 Jahre her, dass der Kieler Gynäkologe Professor Semm einen Wurmfortsatz – volkstümlich Blinddarm genannt – nicht durch einen Schnitt in die Bauchhöhe, sondern mit verschiedenen Instrumenten, die er durch eine kleine Öffnung in die Bauchhöhle eingebracht hatte, entfernt hat. Was damals eine große Sensation war, ist inzwischen gängige Praxis. Laparoskopisch durchgeführte Operationen gibt es heute nicht nur in der Viszeral (Bauch)-Chirurgie, sondern in vielen anderen Disziplinen wie der Kinder- und Thorax (Brust)-Chirurgie, der Gynäkologie und der Urologie. Die – nicht mehr – neue Operationstechnik ist weniger belastend für den Patienten. Vor allem aber gewinnt der operierende Arzt ganz neue Erkenntnisse.

In den vergangenen Jahrzehnten sind neue Instrumentarien entwickelt worden, wie Kameras mit hochauflösender HDTV-Technik. Die vermitteln bei deutlich verbesserter Tiefenschärfe eine Art scheinbarer Dreidimensionalität. Damit ist das Spektrum dieser Art operativen Vorgehens gewaltig gewachsen.

Vorteile für das Gesundheitswesen

Von dieser neuen Operationstechnik hat auch das Gesundheitswesen profitiert. Die Verweildauer im Krankenhaus lässt sich wesentlich reduzieren – das senkt die Kosten. Die Schmerzen nach der Operation sind geringer. Es werden also weniger Schmerzmittel gebraucht. Auch bleiben keine großen Narben – die womöglich später abgeschliffen werden müssen – zurück.

Anwendung des laparoskopischen Vorgehens

Heute ist das laparoskopische Vorgehen Standard bei der Entfernung der Gallenblase, der chirurgischen Behandlung von Sodbrennen, der Behandlung von Leistenbrüchen und bei Eingriffen am Dickdarm. Umstritten ist die Anwendung dieser Operationstechnik bei der Blinddarmentfernung und bei fortgeschrittenen Tumoren des Verdauungstraktes. Die Fachleute sind sich nicht einig, ob eine solche Operationstechnik sich für die Krebschirurgie eignet.

Neue und kleinere Zugangswege in den Körper

In den letzten Jahren sind die Zugangswege immer weiter verkleinert worden. Heute ist der Zugang durch den Bauchnabel möglich. Dafür wurden neuartige Instrumente und Kamerasysteme entwickelt. Als neuestes werden endoskopische Eingriffe über den Mund, die Scheide oder den After durchgeführt. Hier war eine Forschergruppe aus dem amerikanischen Baltimore im Jahre 2006 die Erste. Sie schuf den Begriff „NOTES“ (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery). Deren Entwicklung ist nicht unumstritten. Gelingt es nicht, die künstlichen Zugänge durch Magen, Scheide oder Darm zuverlässig zu verschließen, drohen Infektionen.

Für das Verfahren spricht nach Ansicht von Fachleuten nur die bessere Kosmetik. Angewandt wird diese Technik nur in einigen Zentren bei der Entfernung der Gallenblase. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie erfasst derzeit solche Operationen in einem Register, um deren Ergebnisse auswerten zu können.

Konventionelle Techniken werden nicht entbehrlich

Im Übrigen sagt Professor Dr. Hans-Joachim Meyer aus Solingen: „Es bleibt zu bedenken, dass die konventionelle Chirurgie bei weitem noch nicht ihren hohen Stellenwert verloren hat und technisch beherrscht werden muss“. Dies gelte besonders für die komplexe Krebschirurgie.

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