Groß- und Kleinschreibung – Die wichtigsten Regeln im Allgemeinen und im Besonderen

Das sicherste Kennzeichen für Großschreibung ist ein vorangehender Artikel. Und mit ein paar Faustregeln kommt man ganz gut durch diese Besonderheit der deutschen Sprache.

Insgesamt werden seit der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, die am 1. August 2006 in Kraft trat, mehr Wörter großgeschrieben. Die Frage, ob ein Wort groß- oder kleingeschrieben werden muss, lässt sich nun – im Großen und Ganzen – recht schnell beantworten.

Die Grundregel

  • Satzanfänge, Substantive bzw. Nomen und Eigennamen werden immer großgeschrieben.

Der wohl berühmteste deutsche Dichter, Johann Wolfgang von Goethe, wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren.

Faustregeln

Andere Wortarten, die wie Substantive bzw. Nomen gebraucht werden, schreibt man groß.

  • Am besten kann man diese Substantivierungen erkennen, wenn ein Artikel davorsteht.

das Schöne, der Schlafende, das Schwimmen, des Weiteren, das Für und Wider, auf dem Trockenen sitzen

  • Auch mit einem Artikel zusammengezogene Präpositionen können entsprechende Hinweise geben.

aufs Neue versuchen, im Nachhinein, ins Lächerliche ziehen, vom Laufen Muskelkater bekommen

  • Adjektive, die den Artikel versteckt in sich tragen, sind ebenfalls ein wichtiges Indiz.

unaufhörliches Trommeln, unleserliches Gekritzel, blasses Grün

  • Ebenso liefern Pronomen Anhaltspunkte für eine Substantivierung.

sein Bellen, jeder Einzelne, dieses Glitzern, jemand Unbekanntes

  • Und letztlich sind Wörter, die per se einen Artikel implizieren, großzuschreibende Substantivierungen.

Ähnliches, Wichtiges, Folgendes, Heimliches

Wichtige Regeln im Einzelnen

Adjektive und Partizipien

  • Substantivierte Adjektive und Partizipien werden in der Regel großgeschrieben, vor allem, wenn unbestimmte Mengenangaben wie allerlei, alles, etwas, genug, nicht, viel oder wenig vorangehen.

etwas Wärmendes, viel Gutes, allerlei Selbstgemachtes

Anreden

  • Das Anredepronomen Sie und das entsprechende Possessivpronomen Ihr wird immer groß geschrieben. Gerade in Briefen wird so eine höfliche Distanz oder auch Förmlichkeit ausgedrückt.
  • Die Anredepronomen du und ihr sowie die entsprechenden Possessivpronomen dein und euer werden klein geschrieben. So wird auch äußerlich die vertrautere Beziehung sichtbar. Allerdings kann man diese Pronomen in Briefen auch großschreiben, um z.B. die Einzigartigkeit des so Angeschriebenen hervorzuheben.

Eigennamen oder feste Begriffe

  • Bei Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv bzw. Nomen, die zusammen einen Eigennamen oder festen Begriff bilden, wird das Adjektiv großgeschrieben.

das Rote Kreuz, das Fleißige Lieschen, der Schwarze Freitag

  • Die Großschreibung gilt auch für Partizipien, Pronomen und Zahlwörter in festen Begriffen oder bei mehrteiligen Namen und festen Begriffen.

der Stellvertretende Bürgermeister, Seine Hoheit, der Erste Mai, die Heiligen Drei Könige

  • Feste Verbindungen von Adjektiven und Substantiven bzw. Nomen, die eine neue Gesamtbedeutung erhalten haben, kann man groß- oder kleinschreiben.

die rote Karte oder die Rote Karte, die schwedischen Gardinen oder die Schwedischen Gardinen

Zahlen

  • Ordnungszahlen, die eine Reihenfolge oder Rangfolge angeben, werden großgeschrieben, wenn sie als Substantiv bzw. Nomen benutzt werden.

der Nächste bitte, den Letzten beißen die Hunde, er kam vom Hundertsten in Tausendste, am Dritten des Monats

  • Kardinalzahlen, also Grundzahlen, die eine Menge angeben, werden jedoch kleingeschrieben – zumindest im Zahlenraum bis zu 1 Million.

sie war noch nicht achtzehn, in null Komma nichts, er fuhr mit hundertzwanzig in die Kurve

  • Grundzahlen, die als Nomen benutzt werden, schreibt man dagegen groß.

eine Eins schreiben, die Sieben ist eine magische Zahl, er setzte auf die Dreizehn

Tageszeiten

  • Tageszeiten nach den Adverbien gestern, heute, morgen etc. werden als Substantive bzw. Nomen angesehen und dementsprechend großgeschrieben.

heute Morgen, gestern Vormittag, morgen Früh (in diesem Fall ist auch morgen früh möglich)

Sonderfälle und Merkfälle

  • Substantive bzw. Nomen wie Angst, Ernst, Recht, Leid, Pleite, Schuld und Wert werden z.B. in Verbindung mit den Verben sein, bleiben und werden als Adjektive benutzt und folglich kleingeschrieben. In allen anderen Fällen gelten sie natürlich als Substantiv bzw. Nomen und werden großgeschrieben.

Das ist es mir wert. Du bist schuld. Er blieb dabei ernst. Es tut mir leid.

Sie hatte Angst. Er fühlte sich im Recht. Sie standen vor der Pleite.

  • Feste adverbiale Wendungen aus auf das bzw. aufs und einem Superlativ können groß- oder kleingeschrieben werden. Aber nur, wenn sie sich mit Wie? erfragen lassen. Fragt man Worauf? wird immer großgeschrieben.

aufs Herzlichste/herzlichste begrüßen, auf das Bitterlichste/bitterlichste beschweren, aufs Entschiedenste/entschiedenste zurückweisen (Wie?)

auf das Schlimmste gefasst sein, auf das Wesentlichste beschränken (Worauf?)

Um also auf das Wichtigste zurückzukommen: Mit den Faustregeln kommt man in der Regel gut klar, auch wenn das ein oder andere einen Blick in den Duden rechtfertigt. Das ist manchmal das Beste und durchaus rechtens. Da steht nämlich alles schwarz auf weiß. So ohne weiteres lässt sich die deutsche Sprache eben nicht perfekt beherrschen.

Und, wie sagte schon der weise Dichterfürst Goethe:

„Wenn man alle Gesetze studieren wollte, so hätte man gar keine Zeit, sie zu übertreten.“

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