Heilpflanzen als Droge missbraucht

Über die Wirkweise von psychoaktiven Pflanzen anhand von Beispielen. Heilpflanzen in getrockneter Form heißen Droge. Sie werden innerhalb der vergangenen Jahre zunehmend missbraucht – als natürliche Drogen in Pillenform oder in Natura.

Vielerlei Pflanzen, die ursprünglich als Heilmittel, als Schamanenpflanze genutzt worden sind, werden heute als Ersatz-Droge missbraucht. Synthetische Mittel sind teilweise verboten, manche Pflanzen illegal, doch viele andere im nächsten Blumenladen frei erhältlich.

Die missbrauchten Pflanzen, ihre Inhaltsstoffe und Wirkung anhand von Beispielen

  • Acorus calamus – Kalmus

Die Wurzeln und das daraus gewonnene Öl sind giftig. Die Inhaltsstoffe sind kanzerogen, eine akute Intoxikation ist jedoch kaum möglich.

  • Amanita muscaria – Fliegenpilz, Roter Fliegenpilz

Die Giftigkeit der Pilze unterliegt starken Schwankungen. Fünfzehn Minuten bis drei Stunden nach der Einnahme kommt es zu einem Trunkenheitsgefühl mit Schwindel, Euphorie, Bewegungsstörungen, Enthemmtheit sowie Sinnestäuschungen. In hohen Dosen zu Verwirrtheitssymptomen und Desorientierung, bei schweren Intoxikationen zeigen sich angstbesetzte Halluzinationen, Bewusstseinstrübungen, motorische Unruhe, evtl. Herzrhythmusstörungen, Myoklonie und Krampfanfälle. Eine solche Vergiftung wird immer intensivmedizinisch behandelt, die Grenze zwischen der „erwünschten“ und potentiell tödlichen Dosis ist schmal: Schon die 1,5fache Menge der stimulierenden Menge ist toxisch.

  • Catha edulis – Kathstrauch, Katstrauch

Ätherische Öle und Alkaloide kommen nur in geringen Mengen vor; in den Blättern ist Cathinon, Cathinin, Cathidin, L-Ephedrin und Edulin vorhanden. Das Cathinon geht beim Welken der Blätter in das Cathin (D-nor-iso-Ephedrin) über, die Blätter sind giftig. Die Pflanze wird in ihrem Verbreitungsgebiet als Droge verwendet. Eine Sucht tritt nach zwei Wochen bis 90 Tagen Anwendung auf, sie haben dieselbe Wirkweise wie Amphetamine.

  • Ipomoea tricolor -Trichterwinde, Prachtwinde

Das ganze Gewächs ist stark giftig, wirkt psychomimetisch und halluzinogen. LSD und seine Derivate gehören zu den wirkungsvollsten Halluzinogenen mit oftmals anschließenden psychischen Entgleisungen. Die Wirkung erfolgt schon fünfzehn bis 30 Minuten nach der Einnahme, hält bis zu fünf Stunden an. Schon eine einmalige Einnahme kann zu einem „Flashback“ nach Wochen bis zu Jahren führen.

Symptome: Weite Pupillen, Tachykardie, Blutdruckanstieg, Hyperthermie, Kältegefühle und Schwindelanfälle. Der Blutzucker sinkt, es besteht Gefahr der Verkrampfung der Blutgefäße. Nach mehr als einer halben Stunde haben die Konsumenten den Eindruck, Körper und Geist würden sich trennen, das Gefühl für Zeit und Raum ist aufgehoben. Nun treten die Halluzinationen auf, ggf. Suizidgefahr. LSD kann bereits nach einmaliger Einnahme Schizophrenie oder Psychosen auslösen.

  • Valeriana officinalis – Baldrian

In hohen Dosierungen verursacht die Pflanze eine zentrale Lähmung/ Hemmung der Herztätigkeit sowie der Darmbewegungen. Das Öl des Baldrians reduziert die Erregbarkeit von Hirn und Rückenmark, durch Isovaleriansäure entsteht eine leichte Sedierung. Eine Baldriansucht ist möglich. Dabei zeigen sich Kopfschmerzen, Agitiertheit und Schlaflosigkeit, auch sekundäre Störungen des Herzens sind denkbar.

  • Psylocybe – Blätterpilze

Seit den 1970er Jahren werden psychoaktive Pilze, auch „Magic mushrooms“ genannt, zunehmend konsumiert. Die Wirkstoffe sind unter anderem Psilocybin, Psilocin und weitere Indole. Der genaue Mechanismus ist noch ungeklärt, man geht von einem Einfluss auf das Zentralnervensystem aus. Der Genuss der Pilze führt zu LSD-artigen Effekten: Optische und andere Halluzinationen, Wahrnehmungsveränderungen, Stimmungsschwankungen, Zeit und Raum werden nicht mehr realisiert, Vergangenheit wirkt real, oft kommt es zu einem sogenannten „Horror-Trip“. Die Wirkung setzt bereits nach 20 Minuten ein, hält über Stunden an. Körperlich zeigen sich Hyperreflexie, Tachykardie und Madriasis.

  • Engelstrompete – Brugmansia

In Deutschland aufgrund ihrer trompetenartigen Blüten als Zierpflanze beliebt und in jedem Baumarkt erhältlich, wird die Engelstrompete nun auch zunehmend für Rauschzwecke missbraucht. Sie ist stark toxisch, alle Pflanzenteile enthalten Scopalamin, L-Hyoscyamin und Atropin. Die Engelstrompete wird als Tee, Sud oder Keks konsumiert oder geraucht. Halluzinationen dominieren aufgrund des Scopalaminanteils, es zeigen sich Gesichtsrötung, trockene Schleimhäute, Tachykardie, Madriasis und Krämpfe bis hin zur Bewusstlosigkeit, Desorientierung, Angstzuständen und zumeist szenischen Halluzinationen. Diese führen häufig zur Aufnahme in eine geschlossene psychiatrische Abteilung. Eine Gesamtdosis von zehn bis 20 mg Alkaloid pro Kilo des Körpergewichtes kann zum Tode durch Atemlähmung führen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.