Intensiv-Massentierzucht – Schaden für Umwelt, Mensch und Tier

Die Massentierzucht wächst weltweit, gleichzeitig aber auch Proteste dagegen. Forderung nach besseren Umwelt- und Tierschutzstandards werden massiver.

Verstöße gegen Umwelt-und Tierschutzauflagen durch Massentierzucht-Betriebe nehmen weltweit zu und immer mehr Menschen protestieren und demonstrieren dagegen. Zur Demo ‚Wir haben es satt“ am 22.1.2011 in Berlin gingen geschätzte 22.000 Menschen auf die Straße. Unterstützt werden sie von Organisationen wie Greenpeace, Avaaz, PETA oder der Albert-Schweitzer-Stiftung, aber zunehmend auch von Wissenschaftlern und Journalisten.

Dokumentarfilme wie ’’Let’s make money’’, ’’Home’’ ‚’’Pig Business“, Bücher wie ‚Eating Animals“ (Foer) oder „Anständig essen“ (Duve) zeigen schonungslos auf, wie es möglich ist, Fleisch und tierische Produkte immer billiger anzubieten. Internationale Netzwerke wie Facebook oder Twitter machen es zudem heute leicht, sich schnell zu informieren und zu agieren.

Massentierzucht schädigt das Weltklima und die Umwelt

Die Zahlen für die C0²-Belastung durch Land- und Forstwirtschaft variieren. Besagte eine Studie der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN) aus dem Jahr 2006, dass sie bei cirka 18 % liegt, so liegt sie im vierten Sachstandsbericht des Weltklimarates bereits bei 30 %. Das Worldwatch-Institut geht sogar noch weiter und kommt in einer Studie aus dem Jahr 2009 auf eine Belastung von 51 %. Etwa 5 % der Treibhausgas-Emissionen werden direkt der Tierhaltung zugeschrieben, unter anderem durch Rinder, in deren Mägen sich bei der Verdauung Methan bildet. Pro Tier und Tag bis zu 280 l.

Das weitaus größte Problem ist allerdings die Abholzung von Wäldern für Weideland und den Viehfutter-Anbau (Weizen, Soja und Mais), denn um 1 kg Fleisch zu produzieren, ist die 7-8-fache Menge Getreide erforderlich. Bei Geflügel liegt sie etwa beim 5-fachen.

Greenpeace gibt an, dass jährlich rund 120.000 bis 150.000 Quadratkilometer Regenwald weltweit verschwinden. Das entspricht in etwa 30 Fußballfeldern pro Minute, rund 43.200 Hektar pro Tag und einer Fläche von 150.000 km² pro Jahr. Sollte die Zerstörung so weiter gehen, werden bereits im Jahr 2020 80-90 % des verbliebenen Regenwaldes abgeholzt sein.

Anwohner, die in unmittelbarer Nähe zu Massentierzuchtbetrieben leben, wie das im Film ’’Pig Business“ gezeigt wird, klagen über Allergien, Darmerkrankungen, Asthma, Bronchitis, Kopfschmerzen sowie starke Geruchsbelästigung durch gewaltige Mengen an Gülle, die als Dünger auf die Felder gesprüht werden. Ein Zuviel davon sickert ins Grundwasser und gelangt von dort in die Flüsse, Seen und an die Küste.

Massentierzucht trägt zur globalen Ungerechtigkeit und Weltarmut bei

Der weltweite Fleischkonsum hat sich laut einem Bericht des Journals GEO vom 8. September 2010 innerhalb von 20 Jahren fast verdreifacht: Von 47 Millionen Tonnen 1980 auf 137 Millionen Tonnen im Jahr 2002. Die neuen, großen Abnehmer sind Schwellenländern wie China und Indien.

Die Tiermast verbraucht enorme Mengen an Getreide und Wasser. Im Jahr 2002 verschlang sie über ein Drittel der weltweiten Getreideernte – 670 Millionen Tonnen. Tendenz: Steigend. Zur Produktion von zum Beispiel 1 kg Rindfleisch sind insgesamt 15.500 Liter Wasser erforderlich (inklusive Getreideanbau, Pflege und Wasser für die Tiere).

Die wachsende Nachfrage nach Getreide lässt den Marktpreis weltweit steigen, den sich die reicheren Länder leisten können, ärmere aber nicht. Damit trägt die Massentierhaltung in erheblichem Maße zum Welthunger bei. Im Jahr 2009 waren weltweit 1,02 Milliarden Menschen unterernährt und ohne Zugang zu frischem Wasser. Fleischexporte aus Ländern der EG oder den USA werden von staatlicher Seite subventioniert, was es den Bauern in Afrika unmöglich macht, mit ihren Produkten preislich zu konkurrieren.

Zu hoher Konsum von Fleisch und tierischen Produkten birgt Gesundheitsrisiken

Experten und die OIE (World Organization for Animal Health) sind sich darüber einig, dass die Massentierzucht mit verantwortlich ist für ansteckende Krankheiten wie Salmonellen, SARS, Gelbfieber, die Vogelgrippe (N51), die Schweinegrippe (H1N1). Der Einsatz von Antibiotika zur Immunstärkung der Tiere führt dazu, dass sich einige Bakterien anpassen und Varianten entwickeln, denen das Medikament nichts anhaben kann. Ein solcher Erreger ist der MRSA (Multi-Resistent Staphylococcus aureus). An diesem Bakterium starben in den USA im Jahr 2005 etwa 19.000 Menschen – mehr als im selben Jahr an AIDS.

Zu schnell vergessen werden auch Skandale wie Hormone im Kalbfleisch oder Dioxin im Futtermittel (wie bereits 1998, 1999, 2003, 2005, 2010, 2011 laut Extra 3/NDR)

Mediziner und Ernährunsfachleute warnen vermehrt vor übermäßigem Verzehr von verarbeitetem Fleisch, welches – laut einem FOCUS-Bericht – das Herz-Kreislauf-Risiko um cirka 42 % erhöht und das, an Krebs zu erkranken, um 19 %.

Ein Umdenken ist notwendig

Die Weltbevölkerung wächst ständig. Die Grundnahrungsmittel Wasser und Getreide sind zwingend erforderlich, um alle Menschen zu ernähren. Die Massentierzucht stellt eine Verschwendung wertvoller Ressourcen dar und ist zudem ethisch nicht vertretbar.

Es wird gefordert, Agrarsubventionen zukünftig verstärkt und nachhaltig wieder in die konventionelle, umwelt- und tierfreundliche Landwirtschaft zu investieren anstatt in die Massentierzucht.

Eine weitgehend vegetarische beziehungsweise vegane Ernährung oder zumindest eine fleischreduzierte Ernährung wäre ein ebenfalls wichtiger Schritt in diese Richtung.

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