Jeansproduktion – Risikofaktor für Mensch und Umwelt

Die Jeans-Hose ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Die Ökobilanz der blauen Baumwollhose ist allerdings alarmierend.

Kein Kleidungsstück ist in allen Gesellschaftsbereichen so allgegenwärtig, wie sie. Ob Alt oder Jung, Arm oder Reich, Mann, Frau oder Kind, die Jeans kennt keine Grenzen. Die Hose wird im Alltag getragen, als Arbeitskleidung und sogar als Designer-Produkt angepriesen. Als Massenware ist die Baumwoll-Hose heute in fast jedem Bekleidungsgeschäft zu finden. Doch ihre Produktion ist mit erheblichen Risiken für Arbeiter und Umwelt behaftet. Forscher haben neue Verfahrenstechniken entwickelt, um die Gesundheit der Menschen und die Natur zu schonen.

Geschichte der Jeans

Der Siegeszug der Jeans begann während des kalifornischen Goldrausches Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Arbeit in den Minen um Sacramento und San Francisco war hart, und die Menschen brauchten strapazierfähige Arbeitskleidungen. Ein deutscher Einwanderer aus Buttenheim, Levi Strauss,ging auf die speziellen Bedürfnisse der Minenarbeiter ein. Er produzierte zunächst Hosen aus braunem Hanf, später nutzte er das robustere Denim zur Herstellung seiner Hosen. Das Wort Denim findet seinen Ursprung im Französischen, es wurde abgeleitet aus dem Begriff „de Nîmes“ (aus Nîmes). Aus dieser südfranzösischen Stadt, wo der stabile, indigo-blaue Köperstoff gewebt wurde, bezog Strauss das Grundmaterial für seine Hosen. Der Jeans-Stoff war stabil genug für die Arbeit in den Minen, eine Lösung musste allerdings noch für die Taschen gefunden werden. Da die Minenschürfer ihre Hosentaschen mit Arbeitsmaterial vollstopften, rissen diese oft ein oder lösten sich ganz ab. Abhilfe schaffte das Anbringen der später charakteristischen Metall-Nieten, wodurch die Taschen schließlich ausreichend verstärkt wurden.

Umweltschäden durch Chemikalien

Chinas Textilindustrie boomt, fast die Hälfte der gesamten Textilbranche erhält ihre Ware aus der Volksrepublik. In der südchinesischen Provinz Guandong befinden sich zwei der weltweit größten Ballungsgebiete der Textilindustrie. Nicht durch Zufall sind die beiden Städte Xintang und Gurao direkt am Pearl River angesiedelt. Für die Herstellung von Jeans werden enorme Mengen an Wasser benötigt. Im Jahr 2010 hat ein Greenpeace-Team vor Ort Wasser- und Sedimentproben entnommen. Es wurde vermutet, dass Chemikalien, die für die Produktion benutzt werden, ungeklärt oder zumindest unzureichend gesäubert direkt in den Fluss entsorgt werden. Untersuchungen ergaben dann auch, dass das Ausmaß der Umweltschäden schockierend ist. Gesundheitsschädliche Schwermetalle wie Kupfer, Blei und Cadmium überschritten in hohen Konzentrationen selbst chinesische Richtwerte. Giftige Chemikalien, die zum Färben, Bleichen, Waschen und Bedrucken eingesetzt werden, wurden ebenfalls in alarmierenden Mengen entdeckt.

Gesundheitsschäden durch Sandstrahlen

Weltweit werden jedes Jahr an die drei Milliarden Laufmeter Stoff und über vier Milliarden Kleidungsstücke aus Denim hergestellt. Allein in Xintang verlassen jährlich 260 Millionen Blue Jeans die Fabriken. Cirka 700.000 Menschen in rund 4000 Unternehmen arbeiten dort in den Jeans-Produktionsstätten. Da viele Konsumenten beim Kauf Jeans bevorzugen, die bereits getragen aussehen, müssen die neuen Hosen nach ihrer Fertigstellung noch einmal behandelt werden. Um den gewünschten Used-Effekt zu erzielen, werden in den Fabriken häufig Sandstrahler eingesetzt, was tödliche Konsequenzen für die Arbeiter haben kann. Beim Sandstrahlen wird Sand mit hohem Druck auf die Jeans geblasen. Die Angestellten sind, wenn überhaupt, nur unzureichend geschützt. Sie atmen Feinstaub in hohen Konzentrationen fast ungefiltert ein. Nicht selten führt die hohe Belastung in der Atemluft bei den Arbeitern bereits innerhalb von sechs bis 24 Monaten zu einer Silikose, einer unheilbaren und oftmals tödlich verlaufenden Lungenkrankheit.

Neue Technologie: Ökopaste

Am Institut für Textilchemie und Textilphysik entwickelten Forscher der Universität Innsbruck nun eine schonende Oberflächenbehandlung. Die Wissenschaftler erzeugten eine alkalische, leicht ätzende Paste. Die gewünschten Bereiche der Jeans werden mit der Paste eingepinselt. Die Salbe sorgt an den entsprechenden Stellen dafür, dass die Oberfläche des Stoffes aufquillt. Daraufhin wird der Stoff mit flüssiger Cellulase gewaschen. Cellulasen sind Enzyme, die von bestimmten Einzellern, wie Bakterien und Flagellaten, gebildet werden. Auch in Schimmelpilzen der Gattung Trichoderma sind sie zu finden. Sobald die Cellulasen mit dem Denim-Stoff in Berührung kommen, lösen sie auf behutsame Weise die blaue Farbe aus der Hose. Da sie einen natürlichen Ursprung haben, sind sie leicht abbaubar und schonen somit die Umwelt. Die Hose wird auf natürliche Weise gebleicht, eine Vorbehandlung mit der alkalischen Paste ist allerdings trotzdem vonnöten. Die Enzyme waschen das Indigo nur schwach und zu gleichmäßig aus der Hose. Nur durch die Paste erhält die Jeans ihren authentischen Used-Look, den viele Konsumenten bevorzugen.

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