Jogging als Lebensphilosophie

Laufen in allen Varianten ist ein Volkssport geworden

Wald oder Straße, schnell oder langsam, Walken oder Joggen – Hauptsache die Balance stimmt. Die Motivationen sind so unterschiedlich wie die Lebensansätze der Sportler.

Bewegung ist dann gesund, wenn Dauer, Intensität und Häufigkeit auf die ausführende Person abgestimmt ist. Wer Stress im Job hat und sich beim Laufen auch verausgabt, erreicht damit ein Burnout-Syndrom. Ein regeneratives Laufen ist da eher zu empfehlen. Wer stark übergewichtig ist, dem bringt es am Beginn eines Trainingszeitraums mehr, eine bestimmte Zeit schnell bergauf zu gehen. Erst nach einem gewissen Training kann man den nächsten Schritt setzen. In Zusammenarbeit mit einem Arzt und Trainer kann ein optimales Programm erstellt werden.

Für alle Hobbysportler und Läufer gilt ein gemeinsames Prinzip: Die richtige Balance zwischen Belastung und Erholung finden! Wer das nicht einhält, riskiert eventuell erhöhten Ruhepuls und Blutdruck oder auch das genaue Gegenteil. „Es gibt kein Training auf Vorrart, nur Regelmäßigkeit bringt langfristig Erfolg“, sagt Sportarzt Robert Schmidhofer.

Laufen – damit es im Leben besser läuft

Laufen ist ein beliebter Volkssport geworden. Die Motivation ist unterschiedlich: Sie will ein paar Fettpölsterchen reduzieren, Er will im Job den längeren Atem bekommen. Der gesundheitliche und seelische Aspekt beim Laufen treibt immer mehr bunte Blüten.

Der aktuelle Fitness-Trend heißt Nordic Walking. Das sportliche Walking mit speziellen Stöcken trainiert nicht nur Herz & Kreislauf, sondern auch alle wichtigen Muskelpartien ähnlich dem Ski-Langlaufen. Dies soll das Nordic Walking zu 50% effektiver als normales Walking machen und so ist es die ideale Alternative für Personen, die mit einem schonenden Ausdauertraining beginnen möchten. Trainer und Ärzte empfehlen auch allen Einsteigern vom Gehen zum Laufen zu kommen.

Laufen ist „in“ und hat den positiven Effekt, dass die Toleranz für jene, die sichtlich keine Sportskanonen sind, größer geworden ist. Denn es laufen langsame, schnelle, dicke, dünne, junge und alte Menschen bunt gemischt.

Power-Tankstelle

Stefan steht am Parkplatz bei seinem Auto und macht Dehnungsübungen. Er läuft dreimal in der Woche eine Stunde. Kurz vor Winterbeginn schaffte er es, eine weitaus längere Strecke zu laufen – jetzt läuft er erst wieder seit einer Woche und merkt, der Winterschlaf hat ihm Kondition geraubt. Aber er weiß schon aus den beiden vorangegangenen Jahren, das gibt sich spätestens nach zwei Wochen, dann ist er wieder voll in Form.

Lustkiller

Christian steht schnaufend auf der Brücke. Die Schweißperlen laufen ihm links und rechts die Wangen hinunter. „Wenn ich laufe, brauch‘ ich keine Frau“, erklärt der attraktive Single. Durch die erhöhte Ausschüttung der Glückshormone beim Laufen, empfindet er weniger Lust auf Sex. Seit er regelmäßig fünfmal die Woche seine acht Kilometer herunterspult, sei er viel ausgeglichener, sagt er. Auch im Job als Verkaufsleiter. „Wer bei der Arbeit Stress hat und auch das Laufen exzessiv betreibt, erleidet eine Art Burnout-Syndrom“, bestätigt der Sportmediziner Robert Schmidhofer. Wer ohnehin schon Stress hat, sollte Laufen als regenerativen Ausgleich betreiben, nicht als Suche nach dem Leistungskick.

Bewegungslust

Martina und Josef steigen mit Hund und Kleinkind aus dem Auto. Er nimmt den Hund an die Leine, sie schiebt den Kinderwagen vor sich her und los geht es. Sie laufen nach der „Gentle Running“-Methode von Laufguru Wim Luijpers. Gegenseitig korrigieren sie ihre Laufhaltung, schon eher Walking-Haltung.

Den Fuß bewusster abrollen lassen, oder Oberkörper etwas mehr nach vorne beugen, so lauten die Tipps, die vor Jahrzehnten schon der russische Physiker Moshe Feldenkrais den Läufern ins Stammbuch schrieb. Nach einer Knieverletzung widmete er sich intensiv der Erforschung des aufrechten Ganges und er erkannte, dass viele Läufer „nur ihre schlechten Haltungsgewohnheiten trainierten“ und so ihrem Körper mehr Schaden zufügten als Nutzen. Er riet zur Besserung des Bewegungsablaufes und zur Festigung des Bewusstseins für diese. Feldenkrais wollt aber keine neue Lehre ins Leben rufen, sondern den Menschen lediglich dabei helfen, ihre Bewegungsmuster zu erkennen.

Genau diesen Weg gehen Martina und Josef bei ihrem gemeinsamen Lauf – und alle sind zufrieden: der Arzt ist zufrieden mit Josefs reduzierten Cholesterinwerten, Martinas Kleidergröße ist wieder bei Größe 40 angelangt, klein Benjamin quietscht vergnügt im Kinderwagen und der Hund freut sich über den Auslauf.

Meditativ

Der Erholungswert des Laufens sei sehr groß, hört man immer wieder. Laufen hat einen meditativen Effekt. Egal ob Jünger von Motivationsguru Ulrich Strunz, Laufen nach Feldenkrais oder Läufer aus Leidenschaft, alle bestätigen: Hat man den inneren Schweinehund erst überwunden, fällt der Alltagsstress für die Zeitspanne des Laufens einfach weg.

„Der Kopf läuft voraus!“, ist das Motto der diplomierten Kärntner Motivationstrainerin Claudia Koller. Die Ferlacherin trainiert Spitzen- und Marathonläufer, Einsteiger und Hobbyläufer und sieht ihre Aufgabe darin, das Laufen zeitlich optimal in den Tagesablauf des Klienten einzugliedern, zu zeigen, wie man sich selbst motivieren kann und welche Schuhe und Bekleidung empfehlenswert sind. Auch Ernährungstipps hat sie stets parat. Sie erstellt individuelle Programme nach einer ausführlichen Analyse der Ausgangssituation, den Wünschen und Zielen der Klienten.

Zentral muss aber immer der Spaß an der Sache sein. Ein schlechtes Gewissen, weil man einmal das Training nicht geschafft hat, sei kontraproduktiv, so Koller. Es muss in Ordnung sein, dass man auch einmal keine Zeit zum Laufen hat.

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