Kreationisten verteufeln Evolution

Während die Evolution des Menschen als wissenschaftlich belegt gilt, setzen Kreationisten alles daran, Darwins Evolutionstheorie als falsch darzulegen.

Was aus naturwissenschaftlicher Sicht als absoluter Unsinn abgelehnt werden muss, erfreut sich in den USA großen Anklangs. Die schweizerische Tageszeitung “Der Bund” veröffentlichte 2007 Umfrageergebnisse, denen zufolge immerhin 40 bis 55 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung glauben, dass der Mensch vor 10.000 Jahren (oder weniger) in seiner heutigen Form von Gott erschaffen wurde. 65 Prozent der Bevölkerung wünschen darüber hinaus, dass die biblische Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht als Alternative zur Evolutionstheorie gelehrt werde.

Friedliche Koexistenz zweier Theorien

Lange Zeit konnten Darwins Evolutionstheorie und die biblische Entstehungsgeschichte der Erde nebeneinander existieren, ohne dass das eine das andere notwendigerweise ausgeschlossen oder als falsch dargestellt hat. Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts hielten zwar an Darwins Theorie und daran, dass die Erde vor mehreren Milliarden Jahren entstanden sei, fest, glaubten aber gleichzeitig, dass die Genesis, das erste Buch Mose, als metaphorisches Erklärungsmodell verstanden werden müsse.

Wortwörtliche Bibelinterpretation

Erst in den letzten Jahrzehnten begann man, die Bibel nicht mehr symbolisch sondern wörtlich zu interpretieren, wodurch Darwins Theorie über die Entstehung der Arten obsolet wurde. Auch die Mitglieder des Vereins “Antworten in der Genesis” sind davon überzeugt, dass die Welt und die Menschheit genau so entstanden seien, wie Moses dies in seinem Buch beschrieb. Der Verein vertritt keine bestimmte christliche Richtung, aber alle 200 Mitarbeiter mussten bei Arbeitsantritt ein Glaubensbekenntnis unterschreiben.

Aufgrund intensiver Öffentlichkeits- und Marketingaktivitäten ist auch die Anhängerschaft der Organisation schon relativ groß und ihr Gedankengut weit verbreitet. Zumindest innerhalb der USA. Dort werden neben dem Bau des Museums nämlich auch regelmäßig Bücher, Magazine, DVDs und Radiosendungen produziert, um “abtrünnige Darwinisten” und alle anderen zu bekehren.

Christlicher Fundamentalismus schwappt nach Europa über

Längst sind es nicht nur ein paar von der Bibelgeschichte besessene US-Amerikaner, die an Darwins Theorie zweifeln, auch in Europa scheint der christliche Fundamentalismus immer mehr Fuß zu fassen. Die sogenannten “Kreationisten” wollen einem Bericht der schweizerischen Zeitung “Blick” zufolge ihre Ansichten jetzt auch an europäischen Schulen verbreiten.

Die biblische Schöpfungsgeschichte soll die Evolutionstheorie auch in den Klassenzimmern ablösen, fordern die Kreationisten und haben zu diesem Zweck den “Atlas der Schöpfung” herausgegeben, der bereits an Schulen in ganz Frankreich und Deutschland kostenlos zugestellt wurde. Der Autor des Aufklärungswerks für Kinder und Jugendliche nennt sich Harun Yahya – er agiert von Istanbul aus. Der Inhalt des Buchs soll nun auch in Biologiebüchern an schweizerischen Schulen abgedruckt werden – als Ersatz für Darwins Evolutionstheorie.

Der Atlas der Schöpfung

Im “Atlas der Schöpfung”, der auch an Journalisten und Wissenschaftler geschickt wurde, wird pseudowissenschaftlich erklärt, warum Darwins Theorie falsch sein müsse. Leben habe sich nicht entwickelt, sondern die Welt wurde von einem Schöpfer erschaffen, behauptet Harun Yahya mit der Rückendeckung eines weltweiten Netzwerks namens “Pro Genesis”. Dabei ist der “Atlas der Schöpfung” nur eines von über 40 derartigen Aufklärungswerken des gläubigen Buchautors. Titel wie “Das Unglück, das der Darwinismus über die Menschheit brachte” oder “Das Ende des Darwinismus” sprechen für sich. Damit sich seine Ansichten möglichst schnell verbreiten, kann man die Bücher einfach und kostenlos von seiner Homepage herunterladen. Yahya lässt seine Werke in 57 Sprachen übersetzen.

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