Lassen sich Krankheiten im Voraus erkennen?

Ein Biochemiker will Krankheiten viele Jahre vorher erkennen. Professor Dr. Harald Mischak kämpft gegen unser derzeitiges Gesundheitssystem. Er behauptet, kommende Krankheiten lange vorher aus dem Urin erkennen zu können.

Wissenschaftliche Sensation oder Scharlatanerie? Der Biochemiker Harald Mischak aus Hannover behauptet, er sei dabei, Verfahren zu entwickeln, mit denen er in wenigen Jahren bis zu fünfzig Krankheiten aus dem Urin auf Jahre im Voraus erkennen könne. Die Professoren Harald Mischak (Biochemie), Hermann Haller (Nephrologie) und ein Wirtschaftsanwalt haben als so genanntes Spin-off der Medizinischen Hochschule Hannover die mosaiques AG gegründet, in deren Rahmen sie die DiaPat GmbH betreiben. Die soll mit einer neuen Methode Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, den drohenden Nierenfunktionsverlust von Diabetikern bis zu fünf Jahre im Voraus aus dem Urin vorhersagen können.

Neue Technologie zur Erkennung von Krankheiten in einem sehr frühen Stadium

Mit der von ihnen entwickelten Technologie der Protein/Peptid-Musterkennung wollen sie aus dem Vergleich von „gesund und krank“ Informationen über Biomarker entwickeln, die ihnen den Gesamtzustand des Körpers erschließen. Sie könnten – so behauptet wenigstens Harald Mischak – mit einer solchen Messung mehr als 76.000 relevante Proteins-Peptide entschlüsseln und mit den einzelnen krankheitspezifischen Proteinmustern vergleichen. So könnten sie Krankheiten in einem sehr frühen Stadium – noch bevor Organe geschädigt seien – erkennen. Nach den Vorstellungen dieses Wissenschaftlers könnten dann diese Erkrankungen behandelt werden, noch bevor sie ausgebrochen seien. Mischak und sein Anwalt Conrad betonen, dass ihre Methode weltweit einzigartig sei.

Mischak hat darüber verschiedene Studien angestellt, aus denen achtzig Veröffentlichungen in Fachzeitschriften erwachsen sind. Er hat bereits nach seinen Angaben über 220 Mitstreiter in 55 wissenschaftlichen Einrichtungen in aller Welt gefunden. Offensichtlich gilt das Verfahren aber wohl in der Schulmedizin als das eines Außenseiters.

Ziel der Kostensenkung im Gesundheitssystem

Mischak geht es vor allem darum, die Kostenexplosion unseres Gesundheitswesens in den Griff zu bekommen. Freunde macht er sich damit begreiflicherweise nicht. Die Marktzugänge seien besonders in Deutschland blockiert, beklagt der Akademiker. Die Gesundheitsbürokratie baue auf der Medizin von gestern auf. Innovationen würden als störend angesehen. Das derzeitige System begünstige Operationen und Biopsien. Daran verdienten die Ärzte und natürlich die Pharmaindustrie. Es sei ein Paradigmenwechsel zur Früherkennung nötig.

Die sich epidemisch entwickelnden Krankheiten wie etwa Diabetes seien mit herkömmlichen Methoden nicht mehr finanzierbar. Die drohenden Kosten stellten den Sozialstaat umfänglich in Frage, so Mischak.

Die Vorstellungen der mosaiques AG wurden im Oktober 2009 auf der Ausstellung „Medica“ in Düsseldorf vorgestellt. Die Wirksamkeit des Verfahrens ist bislang umstritten. Offen blieb zudem die Frage, welche Therapieformen jeweils angewendet werden müssten, um Krankheiten im Voraus zu heilen bzw. deren Ausbruch zu umgehen.

Harald Mischak (48) ist gebürtiger Österreicher. Er studierte in Wien und München und ist jetzt in Hannover tätig. Sein Spezialgebiet ist die Proteomforschung – wobei es um Körpersignale über bestehende und zukünftige Krankheiten geht.

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