Freizeitkrankheit – Leisure Sickness: wenn Entspannung krank macht – Häufig krank in der Freizeit?

Dafür gibt es gute Gründe.  Pünktlich am Freitagabend meldet sich die Migräne? Kaum Urlaub und schon erkältet? Dann leiden Sie vielleicht an der Freizeitkrankheit. Hintergründe, Ursachen & Auswege.

Seit Wochen hat man sich gefreut, alles ist vorbereitet, die Familie steht mit den gepackten Koffern in der Tür. Ab in den Urlaub? Mitnichten: das Fieberthermometer zeigt 39 Grad, der Schädel brummt und der Hals schmerzt. Ab ins Bett!

Etwa drei Prozent der Bevölkerung leiden regelmäßig unter dem Phänomen der sogenannten „Leisure Sickness“, der Freizeitkrankheit.

Niederländische Studie erforscht die Freizeitkrankheit

Eine Studie der Universität Tilburg hat die Freizeitkrankheit genauer unter die Lupe genommen: Rund 2.000 Frauen und Männer zwischen 16 und 87 Jahren wurden befragt, mit dem Ergebnis, dass rund 3% regelmäßig gerade dann krank werden, wenn Entspannung ansteht. Das bedeutet einerseits, dass sie z.B. unter Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Antriebslosigkeit leiden, die in diesem Zusammenhang als psychosomatische Beschwerden eingestuft werden. Andererseits ist bei diesem Personenkreis aber auch eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte und Viruserkrankungen zu beobachten, sobald es in die Freizeit geht.

Die befragten Personen stammten aus den unterschiedlichsten Branchen und pflegten unterschiedliche Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Vom Sachbearbeiter bis zum Topmanager, vom Single bis zur alleinerziehenden Mutter, vom Raucher bis zum Vegetarier war ihnen jedoch eines gemeinsam: Alle fühlten sich beruflich überfordert.

Ursachen der Freizeitkrankheit

  • Nicht abschalten können: alle Teilnehmer der Studie hatten Schwierigkeiten, in ihrer Freizeit loszulassen. Gedanklich kreisten sie weiter um die Arbeit.
  • Ständige Anspannung: Der Körper versucht, sich dem Dauerstress irgendwann anzupassen und befindet sich so immer auf einem relativ hohen Niveau der Anspannung. Wenn nun plötzlich ungewohnte Ruhe einsetzt, bedeutet umgekehrt diese Entspannung für den Körper Stress, der sich in Reaktionen des psychovegetativen Systems äußert.
  • Keine „Freizeitkultur“: Überstunden gehören heute ebenso zum Arbeitsalltag wie ständig steigendes Arbeitsvolumen. Wer dann erledigt nach Hause kommt, schafft es vielleicht noch vor den Fernseher, aber nur in seltenen Fällen noch aufs Fahrrad, in den Trommelkurs oder zum Spanisch-Stammtisch. Wer allerdings keine Zeit hat, ausgleichende Hobbys zu pflegen, den erwartet in seiner Freizeit zunächst einmal eine Leere, mit der er sich auseinandersetzen muss.

Was tun gegen die Freizeitkrankheit?

  • Frühzeitig auf den Körper hören: Wer stark unter Anspannung steht, der wird in den Ruhepausen häufig von drückender Müdigkeit geplagt, die sich nicht wirklich abschütteln lässt. Dies sind erste Warnsignale des Körpers, die man ernst nehmen sollte.
  • Die eigenen Ansprüche überprüfen: Wer Höchstleistungen von sich fordert, setzt sich selbst dauerhaft unter Druck.
  • Nein sagen lernen: Viel Stress ist hausgemacht. Wir sagen Dinge zu, die uns zeitlich in Bedrängnis bringen und an unseren Kräften zehren, weil wir niemanden enttäuschen wollen oder weil wir Angst um unseren Job haben. Jasager sollten sich den Mechanismus dieser Abwärtsspirale ganz bewusst vor Augen halten: so lange sie die Dinge – unter Einsatz ihrer Gesundheit – immer noch irgendwie fristgerecht fertigstellen, werden sie immer noch mehr aufgebürdet bekommen.
  • Entspannungstechniken: Mit Autogenem Training oder der Muskelrelaxation nach Jacobson wird jeden Tag gezielt Entspannung trainiert. Diese Techniken zahlen sich erst nach einer gewissen Übungszeit aus, können dann aber ganz gezielt eingesetzt werden.
  • Jeden Tag aktiv Freizeit pflegen: Aktiv muss nicht heißen, Sport treiben oder auf Achse sein. Es kann auch heißen, in einem Bildband blättern, eine Runde Schach spielen oder mit dem Partner ein Gläschen Wein trinken. Fernsehen wird zwar gemeinhin als entspannend empfunden, beansprucht jedoch nur die niedrigste Konzentrationsstufe und ist deshalb zum Abschalten ungeeignet.
  • Bewegung: Wer an der Schwelle zwischen „Hamsterrad“ und „Coach Potato“ für leichte Bewegung sorgt, macht es dem Körper deutlich leichter, langsam herunterzufahren und sich dem Ruhezustand anzupassen. Ein täglicher Spaziergang bringt Abstand zwischen Arbeit und Feierabend und stärkt zudem auch noch das Immunsystem.
  • Work-Life-Balance: Energie, die jeden Tag in großem Maße eingesetzt wird, muss auch wieder aufgetankt werden. Das geht nur, indem man auch hin und wieder einfach nur die Seele baumeln lässt, nichts tut.
  • Langfristiges Umdenken: Im Anbetracht der eigenen Vergänglichkeit lohnt sich die gelegentliche Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Wofür lohnt es sich, seine Kraft wirklich einzusetzen? Was kann man loslassen?

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