Opfer häuslicher Gewalt

Warum der Teufelskreis meist schwer zu durchbrechen ist?

Unter häuslicher Gewalt ist jede Form von physischer und psychischer Gewalt zu verstehen wie etwa Beschimpfungen, Prügel und Misshandlungen.

Oft waren bereits die Mütter einer misshandelten Frau Opfer von häuslicher Gewalt. Die Tochter erlebt die Mutter in der Rolle des hilflosen Opfers, das sich nicht wehrt und trotz aller Misshandlungen bei dem prügelnden Vater bleibt. Neben einem bestimmten weiblichen Selbstverständnis prägt sich auch ein bestimmtes Männerbild ein.

Wieso haben viele misshandelte Frauen ebenfalls misshandelte Mütter?

In diesem Zusammenhang ist die Vorbildfunktion der Eltern nicht zu unterschätzen. Gerade im Kleinkindalter lernen Kinder Sozialverhalten durch Vorbilder – in der Regel Eltern, Geschwister, Großeltern, Nachbarn und Spielkameraden. Wenn ein Mädchen somit ständig erlebt, dass die Mutter vom Vater verprügelt und/oder vergewaltigt wird, mag sie es vielleicht später nicht als richtig empfinden, vielfach sucht sie sich aber trotzdem einen ähnlichen Männertyp wie den eigenen Vater aus, wobei sich dies weniger auf das Äußere bezieht.

Dem Mädchen wird durch das Erdulden der Mutter das Bild vermittelt, dass eine Frau Misshandlungen durch den Partner über sich ergehen lassen muss. Hinzu kommt, dass viele misshandelte Frauen ihren Mann trotz allem noch in Schutz nehmen mit Aussagen wie „Ich bin das doch selbst Schuld, ich hab die Kartoffeln versalzen und der Vati hat einfach viel Stress auf der Arbeit…“ oder „So ist er ja ein ganz lieber Kerl, aber bei einem Streit ist ihm dann mal die Hand ausgerutscht.“ Die Frauen suchen also die Schuld bei sich und nicht beim Partner. Auch dieses Entschuldigungsverhalten prägt sich bei der Tochter nachhaltig ein, genau wie die Tatsache, dass die Mutter etwaige Verletzungen immer zu vertuschen versucht, indem sie beispielsweise eine Sonnenbrille trägt, um ein blaues Auge vor der Umwelt zu verstecken oder indem sie Verletzungen dadurch zu erklären versucht, dass sie die Treppe herunter gefallen ist oder sich irgendwo gestoßen hat.

Oft kommt noch erschwerend hinzu, dass der Vater nicht nur die Mutter misshandelt und vergewaltigt, sondern seine Aggressionen auch an einem oder auch mehreren Kindern auslässt, so dass das Selbstbewusstsein des Kindes sich nicht adäquat entwickeln kann.

Die Rolle des Täters

Ein altes Sprichwort besagt, dass die Schwäche der Frauen die Stärke der Männer ist. In seiner Kindheit war der Mann möglicherweise selbst einmal Opfer häuslicher Gewalt oder hat mit ansehen müssen, wie seine Mutter vom Vater misshandelt wurde. Oft übernimmt er dieses Muster unbewusst, weil ihm durch die ständigen Misshandlungen des Vaters und der duldsamen, entschuldigenden Reaktion der Mutter darauf ebenfalls ein bestimmtes Geschlechtsrollenbild vermittelt wurde. Dies ist dennoch keine Entschuldigung dafür, dass manche Männer ihre Frauen misshandeln; sie hätten jederzeit die Chance, es besser zu machen als ihr eigener Vater.

Männer, die ihre Frauen schlagen, rauben ihnen zunächst systematisch das Selbstbewusstsein und vermitteln ihnen den Irrglauben, dass die Frau ohne sie nicht existenzfähig sei. Je schlechter das Selbstwertgefühl der Frau ist, desto stärker und massiver wird der Mann in seiner Rolle als schlagendes Familienoberhaupt. Er hat ohnehin keinen großen Respekt vor Frauen, aber je mehr sich seine eigene Partnerin gefallen lässt, ohne aus seinem gewalttätigen Verhalten die Konsequenzen zu ziehen, desto mehr schwindet sein Respekt ihr gegenüber.

Auffallend häufig finden Partner zusammen, die beide aus einem gewalttätigen Elternhaus stammen, wobei dies eine der traurigsten Formen von Gemeinsamkeiten in einer Partnerschaft ist.

Keine Entschuldigungen suchen

Nicht nur Frauen, die bereits seit vielen Jahren von ihrem Partner misshandelt werden, suchen nach Entschuldigungen; oft werden diese schon am Anfang einer Beziehung gesucht, wenn eine Beendigung nach einem Zwischenfall noch problemlos möglich wäre. Körperliche Misshandlungen können nicht durch vorherigen Alkoholkonsum, Stress auf der Arbeit und Ähnliches entschuldigt werden, stattdessen sollte die Beziehung nach dem ersten Schlag durch den Mann beendet werden. Später werden die emotionale Bindung an und das Gefühl der Abhängigkeit von dem Mann so groß, dass eine Beendigung der Beziehung dann nicht mehr so einfach möglich ist.

Hinzu kommt, dass es vermehrt zu einer Spirale der Gewalt kommt. Anfangs handelt es sich vielleicht lediglich um zwei gesalzene Ohrfeigen während eines normalen Beziehungsstreits, nach und nach steigert sich die Gewalt gegenüber der Frau jedoch immer mehr, wenn keine Gegenwehr ihrerseits erfolgt. Dann kann es unter Umständen schon bei Nichtigkeiten eine Tracht Prügel setzen, beispielsweise, weil die Kartoffeln angeblich versalzen sind, die Frau zehn Minuten zu spät vom Einkaufen wiedergekommen ist und Ähnliches.

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