Pro und Contra soziale Online-Netzwerke

Vor- und Nachteile von Facebook oder XING. In den Medien wird immer häufiger darüber berichtet, dass sich Arbeitgeber über ihre Bewerber im Internet informieren. Dies kann sowohl Vor- als auch Nachteile haben.

Laut der heute-Sendung (ZDF) vom 21. August informiert sich mittlerweile mehr als ein Drittel der Arbeitgeber über ihre Bewerber im Netz. Bevorzugte Quellen hierbei sind große Online-Netzwerke wie Facebook und XING!. Obwohl es sich bei Google um die größte Suchmaschine handelt, wird diese nur partiell für die Internet-Recherche von Arbeitgebern genutzt.

Weitere mögliche Websites, auf denen sich Arbeitgeber informieren können

Hierzu zählen unter anderem:

  • yasni.de
  • 123people.de

Die Betreiber der Websites empfehlen, ein eigenes Profil anzulegen, um sich gegebenenfalls von etwaigen Namensvettern abzugrenzen. Dies kann insbesondere von Vorteil sein, wenn zwei Personen mit gleichem Namen auf den ersten Blick nicht voneinander zu unterscheiden sind und eine davon möglicherweise im World Wide Web einen zweifelhaften Ruf genießt, beispielsweise wegen unsachlicher Blog- und Foreneinträge, zweideutiger Fotos und Ähnliches. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass auch ein an sich seriöser Bewerber mit einem nicht ganz so seriösen Namensvetter verwechselt wird. Die möglichen Konsequenzen auf den Verlauf eigener Bewerbungen sind leicht vorstellbar.

Vorteile sozialer Netzwerke

In der Praxis ist es tatsächlich schon häufiger vorgekommen, dass Unternehmen neue Mitarbeiter über große soziale Netzwerke wie XING!  rekrutiert haben, weil dem Arbeitgeber das dort hinterlegte Profil gefallen hat. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, über solche sozialen Netzwerke neue Kontakte zu knüpfen, bereits bestehende zu vertiefen oder wiederzubeleben, wenn man sich aus etwaigen Gründen aus den Augen verloren hat. Interessant ist dies vor allem, wenn gleiche Interessen bestehen – egal, ob es sich um den beruflichen Hintergrund oder ein spezielles Hobby handelt.

Gefahren und Nachteile von Online-Netzwerken im Bewerbungsprozess

Abgesehen von der bereits oben angesprochenen Verwechslungsgefahr mit eventuell nicht ganz so seriösen Namensvettern ist ein entscheidender Nachteil, dass der Bewerber „gläsern“ wird – privat ist plötzlich nicht mehr privat, sondern alle möglichen Spuren, die eine Person im Netz hinterlassen hat, werden für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Die Privatsphäre wird hierdurch häufig nicht mehr gewahrt, wobei ohnehin fraglich ist, ob es tatsächlich sinnvoll ist, Privatfotos aller Art von sich im Internet zu veröffentlichen.

Oft werden kompromittierende Fotos auch gar nicht von der betreffenden Person selbst ins Netz gestellt, sondern von unliebsamen Mitmenschen, die demjenigen eins auswischen wollen wie etwa ein in seiner Eitelkeit gekränkter, eifersüchtiger Ex-Liebhaber, ein Stalker oder andere missliebige Menschen. In diesen Fällen spricht man vom so genannten Cyber-Mobbing. Für potentielle Arbeitgeber ist es jedoch unerheblich, ob der Bewerber selbst alles Mögliche von sich preis gibt oder – vielfach (zunächst) unwissentlich – Opfer einer Cyber-Mobbing-Kampagne geworden ist – der Bewerber fällt dann automatisch durchs Raster.

Großer Interpretationsspielraum von Inhalten aller Art

Gleichzeitig können alle Spuren im Netz – egal, ob Foreneinträge, Blogs, Fotos, Artikel et cetera – sehr unterschiedlich bewertet werden. Einige Arbeitgeber schätzen es möglicherweise, wenn ein Bewerber im Netz profundes, seriöses Fachwissen zu bestimmten Themen veröffentlicht, andere wiederum nicht – beispielsweise, wenn sie sich in einem mitunter kritischen Artikel über Unternehmenskultur wiedererkennen. Jeder zieht sich bekanntlich den Schuh an, der ihm passt.

Auch bei Fotos besteht häufig ein großer Interpretationsspielraum. Stellt eine Studentin beispielsweise ein Foto ins Netz, auf dem sie vollständig bekleidet mit ihren beiden besten Freunden zu sehen ist und auf dem sie den Arm um beide Herren gelegt hat, ist dies normalerweise nicht als sexueller Inhalt zu werten. Wenn jemand jedoch ganz böse Hintergedanken hat, könnte dieses Foto der Studentin auch so ausgelegt werden, als wenn sie besonders lebenslustig wäre und auch schon mal mit zwei Herren gleichzeitig turtelt beziehungsweise mehr.

Wie ist die Recherche in sozialen Online-Netzwerken generell zu werten?

Vor Zeiten des World Wide Web blieben private Dinge in der Regel auch privat und wurden nur einem kleinen Personenkreis zugänglich. Dies ist heute nicht mehr gegeben, so dass auch Bewerber unter Umständen noch mehr auf den guten Willen von Arbeitgebern angewiesen sind – je nachdem, was im Netz über sie zu finden ist.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob sich von privaten Aktivitäten des Bewerbers auch auf dessen Arbeits- und Sozialverhalten im Betrieb schließen lässt. Um bei dem oben angeführten Beispiel des Fotos zu bleiben, auf dem eine Studentin mit ihren beiden besten Freunden zu sehen ist: Kann dieses Foto wirklich ein Ausschlusskriterium sein? Ist sie eine schlechtere Arbeitnehmerin als Andere, nur weil sie fröhlich mit zwei ihr sympathischen Menschen auf einem Foto zu sehen ist? Hat sie möglicherweise ein Alkohol- oder Drogenproblem oder neigt sie zu einem ausschweifenden Lebensstil? Hierbei greift wieder das Prinzip des großen Interpretationsspielraums.

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