Vegetarisch und Vegan – Zeit für ein neues Ernährungsbewusstsein

Vegetarische und vegane Ernährung sind eine bewusste Entscheidung für Gesundheit, Tierrechte, eine gesunde Umwelt und gegen den Hunger in der Welt.

Noch vor Jahren wurden Vegetarier – und Veganer erst recht – schief angeschaut, wenn sie es ablehnten, Fleisch oder andere tierliche Produkte zu essen. Diese Zeiten gehören erfreulicherweise der Vergangenheit an. Vegetarisch oder vegan zu leben ist kein Trend, sondern eine bewusste Entscheidung für Gesundheit, Ethik, eine intakte Umwelt und gegen Tierausbeutung und Hunger in der Welt. Schätzungen des Vegetarierbundes aus dem Jahr 2011 besagen, dass es in Deutschland etwa 6 Millionen Vegetarier und circa 600.000 Veganer gibt. Tendenz weiter steigend.

Innerhalb der Gruppe der Vegetarier gibt es Unterschiede. So essen

  • Lakto-Vegetarier Käse, Joghurt und andere Milchprodukte. Eier sind tabu.
  • Ovo-Lakto-Vegetarier sind mit mehr als 50 Prozent die größte Gruppe. Milch und Eier sind erlaubt, nur Fleisch, Geflügel, Fisch fehlen.
  • Pescetarier sind eigentlich keine Vegetarier, denn sie ernähren sich wie Ovo-Lacto-Vegetarier, essen allerdings auch Fisch.
  • “Puddingvegetarier“ essen wie alle Vegetarier kein Fleisch, stattdessen jedoch hauptsächlich Fertigprodukte, Fast Food und Süßigkeiten.

Veganer meiden alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs (Fisch, Fleisch, Geflügel, Milch, Eier und sogar Honig) und tragen zudem keine Kleidung aus Fell oder Leder.

Welche Gründe gibt es für eine Ernährungsänderung in Richtung vegetarisch-vegan?

Es ist meist nicht der Geschmack oder Genuss am Fleisch, der sich verändert hat, vielmehr ist das Hauptmotiv für die Mehrheit der Abwanderer ethischer Natur. Die Tatsache, dass sich Skandale um Gammelfleisch, Antibiotika/Chemie in Futter und Tieren, Turbo-Mast, Legebatterien, qualvolle Tierhaltung und Tierverstümmelung, lange Transporte, ungenügende Schlachtbedingungen häufen, lässt immer mehr Menschen zu pflanzlichen Alternativen greifen.

Leider zeichnet die Fleisch-und Milchindustrie in ihrer Werbung noch penetrant ein landwirtschaftlich idyllisches Bild mit glücklichen Tieren und gesunder Milch, das seit Einführung der Massentierzucht in den achtziger Jahren zum größten Teil so nicht mehr der Realität entspricht. Auch die Qualität der Milchprodukte hat sich durch zahlreiche fabrikatorische Prozesse derartig verändert, dass ihr Wertverlust erheblich ist. Verbraucher werden so bewusst irregeführt. Verbraucherschutz-Organisationen wie Foodwatch, aber auch andere Organisationen, die sich den Themen Tierschutz und Ernährung widmen, prangern dieses Tun seit Jahren an und fordern ein rechtliches Verbot irreführender Werbung.

Der enorme Getreide- und Wasserverbrauch, Klimaveränderung durch exzessive Viehzucht, Regenwald-Abholzung für Viehweiden, Monokulturen und vieles mehr sind bei einer Milliarde Menschen, die weltweit noch immer an Hunger und Durst leiden, für viele nicht länger akzeptabel und man möchte diese Entwicklung durch das eigene Verhalten ändern. In modernen Netzwerken wie Facebook und Twitter vernetzen und informieren sich weltweit immer mehr Menschen und Skandale werden heute schneller aufgedeckt und gehen in Windeseile um die Welt.

Der gesundheitliche Aspekt steht an zweiter Stelle. Bekannt ist, dass Gemüse, Obst, Vollgetreide, Nüsse und Hülsenfrüchte kein schädliches Cholesterin enthalten, sondern dieses eher senken und dazu noch wertvolle Vitamine und Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe enthalten, die der Gesundheit förderlich sind. Zahlreiche Studien, wie auch die China-Study von T. Colin Campbell, beweisen, dass eine vegetarisch-vegane Ernährung viele positive Auswirkungen auf Blutdruck, Blutzucker, Blutfette hat. Das Risiko an Diabetes, Arteriosklerose, Rheuma, Gicht, Krebs, Adipositas, Osteoporose zu erkranken, ist deutlich geringer und die Lebenserwartung höher. Pflanzliche Lebensmittel haben zudem weniger Kalorien, was der Figur sehr zugute kommt.

Der Imagewandel der pflanzlichen Küche

TV-Köche wie Jamie Oliver, Attila Hildmann, Björn Moschinski, Tim Mälzer tragen erheblich mit dazu bei, dass in Talk-und Kochshows, Dokumentationen und bei anderen Events immer häufiger auch vegetarische und vegane Köstlichkeiten präsentiert werden.

Vegetarische und vegane Restaurants, Geschäfte, Cafés, Saft-und Salatbars, schießen in größeren Städten wie Pilze aus dem Boden und auch in Bioläden, Supermärkten und bei Discountern ist das Angebot an vegetarisch-veganen Artikeln in den letzten Jahren enorm gewachsen. Wer dort nicht fündig wird, kann sich über vegane/vegetarische online-Anbieter wie Vegan Wonderland oder Alles vegetarisch das Gewünschte nach Hause senden lassen.

Messen für Vegetarier und Veganer bieten ebenfalls eine gute Gelegenheit sich zu informieren, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und Neues zu probieren. Nach dem Erfolg der veganen Messe VeggieWorld im Februar 2012 in Wiesbaden findet diese nun zusätzlich am 1. und 2. September in Düsseldorf statt. Essen wartet am am 10. November auf dem Weltkulturerbe-Gelände „Zeche Zollverein“ mit der 2. Veganfach-messe auf.

Wie wird man Vegetarier/Veganer?

Dafür gibt es keine Regel, da es unterschiedliche Ess-Typen gibt. Manche werden es aufgrund schockierender Fotos und Berichte oder aus gesundheitlichen Gründen von einem auf den anderen Tag. Man kann es aber auch schrittweise angehen durch allmählichen Verzicht oder Reduzierung von Fleisch, Wurst, Käse und diese durch pflanzliche Alternativen wie Aufstriche, Bratlinge,Tofu, ersetzen. Milchprodukte lassen sich leicht durch schmackhafte Alternativen wie Soja-, Mandel-, Hafer-, Reismilch, pflanzliche Joghurts, Soja-Sahne und Margarinen austauschen.

Etwas mehr Zeit sollte man sich für die vegetarische/vegane Ernährung schon nehmen, denn die leckeren Rezepte schmecken am besten mit frischen Produkten und frisch zubereitet. Vegetarisch oder vegan heißt nicht zwangsläufig biologisch und vollwertig, auffallend ist allerdings, dass gerade der Umweltaspekt bei Vegetariern und Veganern eine ebenso große Rolle spielt wie der Tierrechte-Aspekt und man daher gerne auch zu Bioprodukten greift.

Je besser man die pflanzliche Küche kennt, umso mehr kann man variieren. Ein gelegentlicher Bummel durch einen Biomarkt oder Besuch eines vegetarischen oder veganen Restaurants kann recht inspirierend sein. Dort finden sich meist auch gute Kochbücher und/oder weiterführende Literatur. Eine interessante Auswahl hat der VEBU (Vegetarier Bund Deutschland) zusammengestellt.

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