Veränderungen in der Paarbeziehung

Alles geht, nichts muss – der Leidspruch einer ganzen Generation. Bei der heutigen Partnerwahl werden neben der physischen Anziehung zunehmend gemeinsame Interessen, Ansichten und die gleiche Bildung zum Auswahlkriterium Nummer Eins.

Neben den biologischen Aspekten bei der Partnerwahl, gibt es eine ganze Reihe von Theorien darüber, warum wir uns z. B. in einen sozial passenden Partner verlieben. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse nehmen sich heutzutage sogar Partnervermittlungsagenturen zur Hilfe, wie etwa die Internet-Single-Börse Elitepartner. Sie wirbt damit, dass ihre Kundschaft zu 67 % aus Akademikern besteht (64% Männer und 54 % Frauen) und präsentiert sich mit wissenschaftlichen Ratgeberseiten und speziell entwickelten Personality Tests. Hier hat sich das Medium Internet-Partnervermittlung einer Partnerwahltheorie angenommen. Soll heißen: Beziehungen sind immer dann besonders glücklich, wenn beide Partner gemeinsame Wertvorstellungen, Interessen und Ziele haben.

Bedeutungszuwachs von Bildung für Paare

Es stechen besonders zwei Trends hervor. 1. Unter den Homogamie-Faktoren kommt der Bildung in zweifacher Hinsicht eine wachsende Bedeutung zu. Bildung wird wichtiger als Auswahlkriterium und die Paare tendieren stärker in Richtung Angleichung der Bildungsgrade. 2. Die Alters Hypergamie nimmt ab; d. h. der Altersabstand von Mann und Frau in Paarbeziehungen im historischen bzw. im Kohorten- Vergleich schrumpft. Die Paare wurden somit in den letzten Jahrzehnten alters- und bildungsähnlicher. Studien zur Entwicklung der Geschlechtssegregation auf dem Arbeitsmarkt und zur Heiratsmobilität zeigen, dass Frauen mit dem Erwerb von Bildung ihre Aufstiegsmöglichkeiten sowohl über den Arbeitsmarkt als auch über den Heiratsmarkt bzw. Paarbildungsmarkt verbessern können.

Bildung als soziale Schranke

Die sozialen Barrieren einer Heirat zwischen Personen unterschiedlicher Bildungsniveaus sind heute größer als z. B. zwischen Protestanten und Katholiken. Bildung gilt damit als wichtigste soziale Schranke bei der Paarbildung. Die Homogamiequoten bezüglich des Bildungsgrades (beide Partner haben denselben Bildungsabschluss) lagen 1989 in der BRD bei 45 % für Ehepaare und bei 41 % für unverheiratet zusammenlebende Paare. Dies zeigt, dass inzwischen eine relativ hohe Bildungshomogamie erreicht ist, aber auch immer noch eine deutliche Tendenz, dass die Frauen in Paarbeziehungen häufiger einen geringeren Bildungsabschluss besitzen. Dies gilt auch für nichteheliche Paare. Bemerkenswerter ist aber, dass der Anteil der Paare inzwischen relativ hoch ist, in denen die Frau einen höheren Bildungsgrad erworben hat.

Frauen auf dem Vormarsch

Mit anderen Worten: Frauen mit Abitur sind heute im Durchschnitt höher gebildet als ihre Partner. Noch deutlicher ist diese Relation bei Fachhochschulabsolventinnen: 28 % hatten einen Partner mit demselben Bildungsniveau, 21 % einen Partner mit höherem Bildungsabschluss, aber 51 % hatten ein höheres Bildungsniveau als ihr Partner. Und schließlich die Frauen mit Hochschulabschluss: 58% ihrer Partner hatten ebenfalls einen Hochschulabschluss, aber 42 Prozent hatten einen niedrigeren Bildungsgrad.

Höhere Bildung = weniger Chancen?

Doch Vorsicht: bei dieser Einteilung nach Bildungsniveaus werden die Chancen für Frauen, einen Mann mit höherem Bildungsniveau zu finden, immer geringer, je höher ihr eigens Bildungsniveau ist. Um präzisere Aussagen über Homogamie und Heterogamie machen zu können, bedarf es zusätzlicher, differenzierender Kriterien, bspw. Hochschulabschluss nach Fachgebieten und weiteren Qualifikationsschritten (z.B. Promotion). Wie lässt sich die wachsende Bildungshomogamie erklären? Eine Vollständige Erklärung, die alle vier Ebenen einbeziehen müsste, lässt sich nach folgendermaßen skizzieren: Wir können auf der Ebene kultureller Wertvorstellungen von einem Abbau patriarchaler Werte ausgehen, wonach der Mann der Gebildete sein muss. Zumindest Bildungsgleichheit zwischen Mann und Frau in einer Paarbeziehung ist deshalb allmählich kulturell geworden, und – wie gesehen – empirisch auch in zunehmenden Maße festgestellt worden. Auf der strukturellen Ebene kann man z. B. auf den Heiratsmarkt Universität verweisen, wo der Frauenanteil wächst. Dort ist Bildungshomogamie im Prinzip realisierbar und das Geschlechterverhältnis ist nahezu 1:1.

Aktueller Stand

Heutzutage stehen gleiche Interessen und gleiche Bildungsvorstellungen im Vordergrund. Wenngleich Aussehen und Attraktivität auch von belang sind, so sind sie kein Kriterium für die Dauer einer Partnerschaft. Schönheit vergeht und was bleibt sind die gemeinsamen Interessen, die aus einer Beziehung das machen, was sie beständig macht. Auf der affektiv-motivationalen Ebene kann man also annehmen: Bildungs-Übereinstimmung ermutigt Liebe. Je mehr Liebe kultiviert wird, desto eher wird Liebe durch Bildungs-Homogamie ermutigt, stabilisiert und veredelt. Und desto mehr wird auch die Sexualität kultiviert oder sie wird in den Code der Liebe integriert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.