Vitamin C schwächt wirksame Krebs-Medikamente

Ascorbinsäure macht Krebs-Therapeutika wie Cisplatin unwirksam. Präklinische-Studie: Vitamin C schwächt in Krebs-Zell-Linien und Mäusen die Wirkung der Krebs-Medikamente Cisplatin, Doxorubicin, Imatinib, Methotrexat und Vincristin.

Gerade Krebspatienten werden von einer Flut gut gemeinter Ratschläge konfrontiert, wie die körpereigenen Abwehrkräfte gestärkt werden können. Gerade bei Krebspatienten ist häufig das körpereigene Immunsystem geschwächt: Einerseits durch den Tumor selbst, andererseits durch die aggressiven Behandlungsmethoden der Chemo- oder Strahlentherapie. Häufig ist der Patient müde und abgeschlagen, und anfällig für sonst banale Infektionen. Zur Stärkung des Immunsystems werden für Krebspatienten verschiedene Nahrungsergänzungsmittel angeboten – doch sollten Krebspatienten immer zuerst ihren behandelnden Arzt fragen: Selbst banales Vitamin C kann als Radikalfänger vermutlich die Wirkung von Krebs-Medikamenten beeinträchtigen.

Vorklinische Studie:

Beeinflusst die Vitamin-C-Form Di-Hydro-Ascorbinsäure (DHA) die Wirkung von Cisplatin, Doxorubicin, Imatinib, Methotrexat oder Vincristin in Krebs-Zell-Linien und Mäusen?

Als Radikalfänger sollen Vitamin C und seine Abkömmlinge in den Zellen so genannte freie Radikale abfangen – schädliche Formen des Sauerstoffs oder Stickstoffs neutralisieren (Reactive Oxygen Species: ROS, Reactive Nitrogen Species: RNS). Jedoch wirken gerade einige Krebs-Medikamente über diesen Mechanismus: Sie lösen in Krebs-Zellen die Freisetzung von ROS aus – damit leiten sie den so genannten programmierten Zelltod der Krebszelle ein, die Apoptose. Dr. Mark L. Heaney und seine Mitarbeiter vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York untersuchten deshalb, ob Vitamin C die Wirkung von Krebs-Medikamenten in Krebs-Zell-Linien und Mäusen herabsetzt.

Vitamin C schwächt die Wirkung der Krebs-Medikamente in Krebs-Zell-Linien und Maus-Modell

Dr. Heaney und seine Mitarbeiter behandelten die beiden Krebs-Zellkultur-Reihen K562 und RL aus Blut- und Lymphdrüsen-Krebszellen mit verschiedenen Krebs-Medikamenten und Vitamin C (Di-Hydro-Ascorbinsäure) in verschiedenen Konzentrationen. Die Krebs-Medikamente waren:

  • Cisplatin, ein Medikament mit komplex gebundenem Platin-Atom;
  • das Anthracyclin-Antibiotika Doxorubicin;
  • Imatinib, ein Krebs-Medikament gegen die chronische myeloische Leukämie (CML);
  • Methotrexat, ein Folsäure-Antagonist;
  • und das Alkaloid Vincristin aus Vinca rosea.

Gaben die Forscher Vitamin C in die Zellkultur hinzu, wurde die Wirkung der Chemotherapeutika konzentrationsabhängig um 30 bis 70 Prozent abgeschwächt. Wurden die Krebs-Zell-Linien in Mäuse eingesetzt, beobachteten die Forscher ähnliche Effekte: Der Tumor wuchs in Mäusen mit Vitamin-C-Tumorzellen schneller.

Vitamin C schützt die Mitochondrien, die Kraftwerke der Krebszellen – Deshalb auf hoch dosiertes Vitamin C verzichten

Die Wissenschaftler um Dr. Heaney fragten sich nun, warum die mit Vitamin C behandelten Krebszellen vor Krebs-Medikamenten geschützt wurden. Sie fanden heraus, dass die Kraftwerke der Zelle in den Krebszellen geschützt wurden: Die Mitochondrien. Gerade die Mitochondrien spielen beim programmierten Zelltod eine wichtige Rolle. Vitamin C scheint gerade in den Krebszellen die Mitochondrien besonders zu schützen, die eigentlich von den Krebsmitteln angegriffen werden sollten, um den programmierten Zelltod auszulösen. Obwohl die Tierversuche der vorklinischen Studie nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind, empfehlen die Wissenschaftler vorsorglich Krebspatienten den Vitamin-C-Bedarf durch Nahrungsmittel abzudecken, und auf hoch dosierte Vitaminpräparate zu verzichten.

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