Wanderfreund erbrachte den Beweis: Wolgast ist eine Insel

Eingeschlossen von Peenestrom, Ziese und Feuchtwiesen steht Wolgast auf Inseln, bewies Wolfgang Hempel bei einer Wandertour rund um die Stadt am Peenestrom.

Dass die Schlossinsel und der Ortsteil Mahlzow auf Usedom zur Stadt Wolgast, dem Tor zur Sonneninsel Usedom, gehören, ist allgemein bekannt. Aber dass die gesamte Stadt auf einer Insel gebaut ist, will man nicht so einfach glauben. Um diese Frage zu klären, lud Wolfgang Hempel von den Wanderfreunden Wolgast zu einer Tour rund um die Stadt ein.

Gestartet wurde an der neuen Butt-Bank am Rungehaus. Dieses rustikale Holzmöbel lädt seit kurzem Wolgaster und ihre Gäste ein, vor einem Bummel durch den Stadthafen oder das Altstadtzentrum inne zu halten, über das alte Fischermärchen vom Wünsche-erfüllenden-Butt nachzudenken und mit einer Münze den eigenen Bedürfnissen nach Lebensqualität auf die Sprünge zu helfen. Hier also, mit Blick auf den Hafen, war es für die Teilnehmern der Quizwanderung noch ziemlich eindeutig, dass der Osten von Wolgast von Wasser umspült wird. Auch entlang der Kronwiek-, Schützen- und Luisenstraße Richtung Südwesten blitze immer wieder der Peenestrom durch die Häuserlücken. Vorbei an den beiden Wolgaster Holzhäusern amSchiffbauer Damm, den letzten, traurigen Zeugen eines einst blühenden Industrieunternehmens, führte der Weg über die UBB-Gleise noch ein bisschen näher zum Wasser.

Ringelnatter testet Motocrosspiste

Hinterm Bahnhof Wolgast schwenkte die Gruppe zum Ziesaberg ab. Tatsächlich bereitete bald ein Wasserlauf der Wanderung ein jähes Ende. Die Ziese, ein 20 Kilometer langer Bach, der bei Hohendorf in den Peenestrom mündet, bildet für Wolgast bereits seit der Weichseleiszeit eine natürliche Abgrenzung zum festen Land. Im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte griff zwar der Mensch in den Verlauf der Ziese ein, um das feuchte, ehemals moorige Tal zu nutzen. Noch heute bringt der Bach mit 0,5 Kubikmetern pro Sekunde nach Peene und Oder das meiste Wasser zum Peenestrom. Zu überspringen ist er auch nicht, da muss man schon nach Brücken Ausschau halten. Die Gruppe um Hempel blieb jedoch auf der „Insel“, folgte dem Lauf der Ziese nach Norden und stapfte über die Kiespiste der Motocrossanlage. Zum Glück knatterten gerade keine Zweiräder über die Strecke. Dafür schlängelten sich ganz leise kleine Ringelnattern durch die Fußtruppe. Die beeilte sich, schnell über die B111 zu kommen. Auf der wälzte sich ein nicht enden wollender Autostrom in Richtung Insel Usedom. Der Bach unterquert hier die Straße. Die Wanderer trafen ihn auf der Feuchtwiese im Ziesebruch wieder. Hier führte Wolfgang Hempel die Gruppe über eine wacklige Holzbrücke aufs Festland. Im nahen Hain sollen Kraniche ihre Jungen ausbrüten, verriet er. Davon war zwar nichts zu sehen, aber Fischreiher flattern auf. Und ganz oben kreiste ein stattlicher Seeadler.

Kaum eine Siedlung liegt am Bach, dafür vorwiegend landwirtschaftliche Flächen. Die Nutznießer, eine stattliche Rinderherde, konnten die Wanderfreunde dann kurz vor Groß Ernsthof aus nächster Nähe betrachten. Hier verabschiedet sich auch die sichtbare Wolgaster Wassergrenze. Bis zum Tannenkamp, einem beliebten Naherholungsgebiet der Stadt im Norden, sind es vor allem Feuchtwiesen und ausgedehnte Niedermoore, die das Wolgaster Siedlungsgebiet begrenzen. Früher für ungewünschte Eindringlinge schwer passierbar, führen heute gut ausgebaute Straßen nach Krößlin und Wusterhusen. Nach 16 Wanderkilometern entlang am Wasser und über feuchte Wiesen hatte Wolfgang Hempel den Beweis erbracht – die Wolgaster schauen in alle vier Himmelsrichtungen auf Wasser – oder zumindest auf nasse Wiesen.

Wanderfreunde Wolgast empfehlen Wandern in Raten

„Wir wollen immer wieder neue und interessante Wanderwege anbieten“, erklärt der Vorsitzende der Wanderfreunde Wolgast, Gerhard Rückart, den Plan des Vereins. Am 7. Februar 1961 gegründet, zählt der Wandersportverein heute 72 Mitglieder. Über 80 Termine allein in diesem Jahr stehen im Wanderkalender. Oft würden Urlauber aber auch Einheimische als gern gesehene Gäste an den Wanderungen teilnehmen, freut sich Rückart. Die einen, um ihren Ferienaufenthalt aktiv und anspruchsvoll zu gestalten, die anderen, um bekanntes Territorium neu zu entdecken. „Für dieses Jahr haben wir zwei neue Varianten unserer geführten Wanderungen erarbeitet“, verweist Rückart auf die beiden Touren „Baltischer Jacobsweg“ und „Papileo“.

Die erste Pilgerwanderung findet am Donnerstag, dem 26. August, statt und führt von Ahlbeck über Korswandt, Golm, Garz, Dargen und Stolpe nach Usedom. In der Jugendbegegnungsstelle Kaminke soll es für die Teilnehmer den ersten Stempel im Pilgerpass geben. An den folgenden Donnerstagen, Treffpunkt ist immer 8.20 Uhr am Bahnhof Wolgast Hafen, ist dann jeweils ein weiterer Abschnitt auf dem Pilgerweg zu absolvieren. Die „Papileo-Wanderungen“ waren ebenfalls in vier Abschnitte geteilt. Bei jeder Tour wurde zu den verschiedensten Standorten, die der Maler Lyonel Feininger für seine Motive nutzte, gewandert. Zur letzten Papileo-Tour in diesem Jahr startet Wanderführer Uwe Hübner am 30. September, Treffpunkt 8.20 Uhr am Bahnhof Wolgast Hafen.

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