Wandfarben selbstgemacht – Wie man mit Kalk, Quark und Milch Kasein-Farben herstellen kann

Ein einfaches Rezept zur kostengünstigen Herstellung umweltfreundlicher Wandfarben auf der Basis von Kalk-Kasein.

Historisches Wissen neu entdeckt

Schon die alten Römer haben Farben auf der Basis von Kasein selbst gemischt. Das ging so bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Doch mit dem Siegeszug der Bau- und Heimwerkermärkte hielten die industriell hergestellten Farben aus der chemischen Industrie ihren Einzug in unsere Wohnzimmer.

Dabei ist das Herstellen von beeindruckenden und haltbaren Wandfarben gar nicht so schwer. Vor allem aber sind sie in der Herstellung günstig und ökologisch einwandfrei. Grundsätzlich sind Farben aus einem Bindemittel, einem Lösemittel und Farbteilchen aufgebaut. Das Bindemittel ist bei diesen Farben das Kalk-Kasein-Gemisch, das Lösemittel ist Wasser und als Farbteilchen kann bereits der Kalk dienen (ergibt ein nicht ganz reines Weiß). Wer einen farbigen Wandanstrich benötigt, kann mit dem Zusatz von kalkverträglichen Pigmenten wundervoll harmonische Töne quer durch das ganze Farbspektrum erzeugen.

Die Zutaten

Mit ein paar Kilo Weißkalkhydrat (den Sack zu 25 kg gibt es für um die fünf Euro in jedem Baustoffhandel zu kaufen), zwei 500g-Bechern Magerquark, einem Liter fettarmer Milch und Wasser lässt sich die Grundlage für die ökologisch einwandfreien Farben anrühren, wie die Menschen es bereits in den Jahrhunderten zuvor gemacht hatten. Die so hergestellten Farben besitzen eine ganz exzellente Diffusionsfähigkeit (wichtig für den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Raumluft und Wand und damit für ein gesundes Wohnklima). Dazu benötigen Sie dann einfach noch Pigmente nach Geschmack und Geldbeutel.

Das Rezept

Vorab ein wichtiger Sicherheitshinweis: Kalk ist basisch!

Deshalb sollte er, um Verätzungen zu vermeiden, nur mit Gummihandschuhen und der nötigen Vorsicht verarbeitet werden! Achten Sie insbesondere auch beim Umrühren auf eventuelle Spritzer und schützen Sie Ihre Augen mit einer Schutzbrille!

Den Kalk sollte man zunächst in Wasser einsumpfen (Wasser in einen großen Eimer füllen und dann den Kalk einrühren – aber nicht zu viel, sodass nach dem Absetzen des Kalks immer noch Wasser darüber steht). Für das Einsumpfen gilt, je länger, desto besser, damit der Kalk möglichst gut mit dem Wasser dispergiert; also am besten den Sumpfkalk schon ein paar Tage vorher ansetzen und ab und zu umrühren.

Für einen großen Eimer Farbe benötigt man ca. 3-4 kg Sumpfkalk, einen Liter Milch und zwei Becher Quark. Das Ganze wird mit einem Rührvorsatz für die Bohrmaschine gut durchgerührt und mit Wasser aufgefüllt, bis eine streichfähige Konsistenz erreicht ist. Beim Rühren sollte man bereits die Farbpigmente bis zum Erreichen des gewünschten Farbtons zugeben. Dann sollte das Gemisch ca. eine Stunde ruhen, damit sich das Kasein aufschließen kann. Danach noch einmal gut umrühren und nun kann gestrichen werden.

Die Mischung reicht je nach Saugfähigkeit des Untergrunds für ca. 50 qm bei einem einmaligen Anstrich. Da die Farbe allerdings nicht ganz so deckend ist, wie industriell hergestellte Chemiefarben, sollte man zwei Anstriche einplanen.

Variationen

Dieses einfache Grundrezept kann je nach Wunsch variiert werden: So kann man der Farbe während des Anrührens noch zwei Esslöffel Leinöl zugeben, damit der Anstrich nach der Trocknung wischfester wird. Der Zusatz von 40 g Borax (aus der Apotheke) erhöht die Bindefähigkeit des Kaseins und konserviert gegen Schimmelbefall bei hoher Luftfeuchtigkeit. Falls je nach Untergrund eine Grundierung notwendig ist, kann man Kalkmilch (stark wasserverdünnter Sumpfkalk) mit einer Tapezierbürste aufbringen – gerade bei frischen Putzen oder verschiedenartigen Untergründen ist diese Vorbehandlung sinnvoll. Eine transparente Lasur zur dezenten Gestaltung eines weißen Grundanstrichs erhält man durch die Mischung von Borax mit Quark und Wasser… am besten ausprobieren, experimentieren und die beste Technik herausfinden.

Hinweis zum Schluss

Ein Kalk-Kasein-Anstrich erreicht seine volle Farb- und Deckwirkung erst nach dem völligen Durchtrocknen. Also nicht gleich enttäuscht sein, wenn der frische Anstrich zunächst noch den Untergrund durchscheinen lässt, sondern erst die Trocknung abwarten, bevor der endgültige Farbton beurteilt wird.

Ein paar interessante und weiterführende Links:

Eine große Auswahl an Pigmenten für die farbliche Gestaltung erhält man unter anderem bei Kremer Pigmente oder Kreidezeit (immer darauf achten, dass sie sich mit Kalk vertragen) – und Wissenswertes zu Pigmenten gibt’s hier.

Weitere Hinweise und Rezepte für den Umgang mit und die Herstellung von Farben finden Sie bei Hobbythek und beim Kalk-Kontor (vor allem zu Kalk).

Ein idealer Untergrund für Kalk-Kaseinfarben ist Lehmputz – was es mit dem Lehm auf sich hat, können Sie hier erfahren.

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