Warum auch Männer schwanger werden – Das Couvade-Syndrom

Dass auch werdende Väter typische Anzeichen einer Schwangerschaft zeigen, ist kein Geheimnis. Wissenschaftler sehen darin ein evolutionsbiologisches Überbleibsel.

Gefühlsschwankungen, Angstzustände, Erbrechen, Übelkeit und Gewichtszunahme sind die Leiden vieler werdender Mütter. Doch auch die Väter in spe zeigen sich offenbar solidarisch und entwickeln die typischen Schwangerschaftssymptome. Dieses Phänomen haben nun Wissenschaftler der St. George’s Universität in London genauer unter die Lupe genommen. Sie beobachteten insgesamt 282 werdende Väter während der Schwangerschaft ihrer Frauen. Dabei zeigten die Männer die gleichen Beschwerden wie die zukünftigen Mütter. Elf Studienteilnehmer mussten sogar ärztlich behandelt werden. Im Durchschnitt nahmen die Männer vier Kilo zu. Sie litten zudem unter Hungerattacken, wie sie normalerweise für schwangere Frauen typisch sind. Einige der Probanden hatten sogar wehenartige Bauchkrämpfe.

Fast 80% aller Väter betroffen

Bis zu 79 Prozent aller werdenden Väter würden diese Symptome zeigen, erklärt der Londoner Studienleiter Dr. Arthur Brennan. In Fachkreisen wird diese „Co-Schwangerschaft“ als Couvade-Syndrom (von „couver“, franz. für „brüten“) bezeichnet. Auch die Hormone im Körper des angehenden Vaters spielen verrückt, wie Brennan erklärt: Im Blut sind die Hormone Cortisol und Prolaktin in erhöhter Form zu finden. Prolaktin fördert das Brustwachstum und die Milchbildung während einer Schwangerschaft, was auch bei Männern zu einer Brustdrüsenüberfunktion führt.

Weibliche Sexuallockstoffe sorgen für ein „Brutpflegeverhalten“

Die Wissenschaftler um Brennan vermuten, dass Pheromone – weibliche Sexuallockstoffe – von der schwangeren Partnerin ausgesendet werden, die Psyche und Hormonhaushalt des angehenden Vaters beeinflussen. Diese Hormonverschiebungen führen zu einem „Brutpflegeverhalten“ des Mannes, und führen unter anderem dazu, dass der angehende Papa eine intensive Beziehung zu seinem ungeborenen Kind aufbaue, so Brennan.

Das Couvade-Syndrom ist evolutionsbiologisch manifestiert

Ein Phänomen, das von der Natur wohl durchdacht ist – aus einem „Hans Dampf in allen Gassen“ wird ein „Stubenhocker“. Auch bei Naturvölkern sind diese Verhaltensweisen zukünftiger Väter bekannt: Sie verzichten auf Tanz und Musik, um sich ganz auf den bald kommenden Nachwuchs konzentrieren zu können. Brennan vermutet, dass die Schwangerschaftssymptome bei Männern eine Art evolutionsbiologisches Überbleibsel sein könnten. Denn auch bei Affen legen die Männchen an Gewicht zu, sobald die Weibchen trächtig sind. So fressen sich die Tiere Energiereserven für die Brutpflege an. Denn bei einigen Affen-Arten verbringen die Männchen mehr Zeit mit den Jungen als die Muttertiere.

Werdende Väter müssen sich also keine Sorgen machen, wenn auch bei ihnen Bauchumfang und Stimmungsschwankungen zunehmen. Stattdessen sollten sie sich auf den baldigen Nachwuchs freuen.

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