Wie bereitet man einen Aufsatz vor?

Nach wie vor ist der schulische Aufsatz für Schüler wie Eltern eine große Herausforderung. Eine gute Planung ist hilfreich.

Der Begriff „Aufsatz“ ist ein Sammelbegriff für äußerst unterschiedliche Textsorten. Diese kann man nach ihrer Funktion einteilen.

Verschiedene Typen des Aufsatzes und ihre Funktion

Im Großen und Ganzen gibt es vier Typen des Aufsatzes. Man unterscheidet nach unterhaltenden, informierenden, reflektierenden und Gebrauchstexten. Nebenbei bemerkt: In vielen Büchern findet man den Begriff des Aufsatzes unvermittelt neben dem Begriff des Textes. Dabei werden beide als gleichrangig behandelt. Bei Schülern, aber auch bei Eltern führt dies zur Verwirrung. Im Folgenden soll der Begriff Aufsatz als Synonym für Text benutzt werden.

Ein Aufsatz ist eine geordnete Folge von Äußerungen. Die Art der Ordnung ergibt sich durch die Funktion des Aufsatzes. Unterhaltende Aufsätze sind zum Beispiel die Erlebniserzählung, die Fantasiegeschichte und die Nacherzählung. Informierende Aufsätze berichten und beschreiben. Dazu gehören die Gegenstandsbeschreibung, etwa die Bildbeschreibung, die Vorgangsbeschreibung, die etwa ein Teil eines Experimentierprotokolls sein kann, die Inhaltsangabe, der Bericht (etwa der Unfallbericht), die Schilderung oder das Protokoll. Die Erörterung (in ihren Formen lineare Erörterung und dialektische Erörterung), die Textanalyse, die Interpretation, der Kommentar und die Kritik gehören zu den reflektierenden Aufsätzen. Schließlich gibt es noch die Gebrauchstexte, etwa den Brief, den Antrag, den Lebenslauf und die Bewerbung.

Die Grenzen zwischen den einzelnen Aufsatzformen ist fließend. So ist die Glosse zum Teil reflektierend, zum Teil unterhaltend, wie man am Streiflicht aus der Süddeutschen Zeitung oder an den Glossen aus dem Zwiebelfisch sehen kann.

Die Vorbereitung eines Aufsatzes (Übersicht)

Es gibt fünf Phasen bei der Vorbereitung eines Aufsatzes. Diese lassen sich allerdings nicht immer deutlich voneinander trennen. Gerade die inhaltlichen und stilistischen Entscheidungen werden oft „nebenher“ getroffen. Erfahrene Schriftsteller können dies auch, Gelegenheitsschreiber und junge Autoren sollten sich für diese beiden Phasen mehr Zeit nehmen.

  • Vorentscheidungen (Thema, Aufsatzart, Funktion und Form)
  • Erarbeitung (sammeln und ordnen)
  • Gliederung (Einleitung, Hauptteil und Schluss)
  • inhaltliche Entscheidungen
  • stilistische Entscheidungen

Vorentscheidungen

Zunächst ist es wichtig, die Funktion und die Darstellungsform des Aufsatzes zu kennen. Es ist klar, dass eine Fantasiegeschichte ganz anders geschrieben werden muss als ein Unfallbericht. Der Autor sollte sich hier klarmachen, ob er vorrangig unterhalten, informieren oder reflektieren will. Gerade jungen Schülern fällt das schwer. Hier ist es hilfreich, wenn die Eltern mit dem Kind darüber reden, was es unterhält oder informiert (reflektierende Texte werden selten von jungen Schülern geschrieben).

Dann ist es wichtig, dass der Autor die formalen Kriterien für den entsprechenden Aufsatztyp kennt. So ist ein Bericht ein Aufsatz über ein einmaliges Geschehen, der keine subjektiven Anteile (Meinungen, Bewertungen) enthält. Tauchen solche subjektiven Anteile auf, so handelt es sich um eine Schilderung. Im Unterschied zum Bericht ist das Vorgangsprotokoll ein Aufsatz über ein wiederholbares Geschehen, zum Beispiel von technischen Vorgängen oder bei Kochrezepten.

Schließlich muss die Form beachtet werden. So können Experimente sehr unterschiedlich protokolliert und ausgewertet werden. Wie dies geschieht, liegt zum Teil an der Funktion, die das Protokoll erfüllen soll, etwa ob es zur Ergebnissicherung dient oder zum kritischen Vergleich im Bezug auf andere Experimente. Hier spielen in der Schule auch lernpsychologische und didaktische Überlegungen des Lehrers eine Rolle. Dies führt dann dazu, dass Kinder/Jugendliche Protokolle zunächst nur reduziert anfertigen. Auch dies ist manchmal für die Eltern nicht direkt einsehbar.

Erarbeitung

Mit der Wahl eines Themas können nun Gedanken, Ideen und Informationen gesammelt und geordnet werden. Auch hier spielt die Funktion des Aufsatzes eine wichtige Rolle. Bei Fantasiegeschichten eignen sich Mind Maps für das Sammeln, bei Berichten ein stichpunktartiger Ablauf, bei Erörterungen Exzerpte und Zettel, bei großen Facharbeiten schließlich professionellere Dokumentationssysteme, wie etwa OneNote von Microsoft, FreeMind oder der elektronische Zettelkasten von Daniel Lüdecke.

Auch das Ordnen muss je nach Funktion des Aufsatzes unterschiedlich gewählt werden. Erörterungen gliedern sich oft nach Oberbegriffen, während Berichte meist chronologisch abgefasst werden. Andere Ordnungen sind die räumliche Ordnung (etwa bei der Lebensweise von Tieren oder bei Berichten über umfangreiche Veranstaltungen, wie die Frankfurter Buchmesse). Werden chronologische und räumliche Ordnung miteinander kombiniert, kann man auch von einer situationellen Ordnung sprechen.

Wichtig beim Sammeln und Ordnen ist es, zweckmäßig vorzugehen, ohne sich sofort Türen zu interessanten Nebenaspekten zuzuschlagen. Dies dürfte die größte Herausforderung an den Autor sein. Eine zu reibungslose Erarbeitungsphase kann für die heimlichen Ordnungen eines Themas blind machen.

Gliederung

Die übliche Gliederung eines Aufsatzes bezeichnet man als Einleitung, Hauptteil und Schluss. Normalerweise gilt dies sowohl für unterhaltende, informierende als auch reflektierende Aufsätze.

Die Einleitung führt in das Thema ein. Informierende Texte geben dabei einen kurzen Überblick über den Inhalt, während unterhaltende Texte die Welt der Geschichte und den Protagonisten darstellen.

Der Hauptteil besteht aus der Durchführung des Themas, sei es, dass Argumente dargelegt werden, ein Ablauf beschrieben wird oder eine konflikthafte Handlung geschildert wird. Und ähnlich rundet der Schluss der Gliederung den Hauptteil ab, in der unterhaltenden Form zum Beispiel durch eine überraschende Auflösung oder in der informierenden Form durch einen kritischen Ausblick auf die Zukunft.

Nicht jede Aufsatzform jedoch folgt diesem Dreischritt. Die Inhaltsangabe sagt nicht, warum sie erstellt wurde und führt auch die Angaben nicht weiter aus. Ihr fehlen sozusagen Einleitung und Schluss. Auch das Versuchsprotokoll kommt häufig ohne Einleitung und Schluss aus. Diese beiden Aufsatzformen sind so stark in ihrer Funktion ritualisiert, dass der Hauptteil (meist) genügt, um das Anliegen des Textes verständlich zu machen. Andere Formen, etwa der Werbetext, wollen unmittelbar wirken und dem Leser keine Gelegenheit bieten, kritisch in das Thema einzusteigen. Zudem sind gerade Kurzformen des Aufsatzes (Werbetext, Aphorismus, Fragment, Tagebuchaufzeichnung) auf weniger als den Hauptteil reduziert. Sie bieten nur einen Ausschnitt, einen Gedankenfaden an.

Inhaltliche und stilistische Entscheidungen

Die inhaltlichen und stilistischen Entscheidungen sollen hier nicht behandelt werden, da sie ein recht umfangreiches und je nach Aufsatz unterschiedliches sprachliches Wissen voraussetzen.

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