Wie funktioniert Trauer

Trauer, der Umgang mit dem eigenen Schmerz. Jeder hat seine eigene Art, das Ereignis „Tod“ zu verarbeiten. Jeder verarbeitet den Tod eines nahestehenden Menschen auf seine eigene Weise. Jede Bewältigungsmethode hat ihre Berechtigung. Wichtig ist nur, die Trauer zuzulassen.

Der Tod gehört zum menschlichen Lebenskreislauf. Wird ein Mensch mit diesem Ereignis konfrontiert, so gibt es verschiedene Arten, mit diesem geschehen umzugehen. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Weise, den Tod eines (vielleicht geliebten) Menschen zu verarbeiten. Wie kann man mit dem Ereignis Tod umgehen, als Betroffener und als Außenstehender?

Trauer als innerer Prozess

Erfahrungen von Seelsorgern zeigen, dass viele Menschen dazu neigen, für sich zu trauern, ohne jemanden in diesen Prozess einzubinden. Vor allem bei Männern ist diese Form der Trauer zu finden. Begegnet man solchen Menschen, ist ihnen häufig nicht anzumerken, dass sich durch den Tod eines nahestehenden Menschen ihr Leben auf radikale Weise verändert hat. Sie lassen nicht nach außen dringen, wie sehr sie dieses Ereignis in ihrem Innern erschüttert hat. Sie halten ihren Schmerz über den erlittenen Verlust in ihrem Herzen unter Verschluss und bemühen sich, ihr gewohntes Leben weiterzuleben. Dadurch entsteht bei Außenstehenden nicht selten der Eindruck, sie wären gefühlskalt und oft ist die Vermutung zu hören, sie würden überhaupt nicht trauern. Nur sehr selten lassen sie Verwandte oder Freunde an ihrer eigentlichen Verfassung teilhaben. Über ihren Verlust und die damit verbundenen Gefühle und Gedanken zu sprechen, würde einem Verlassen der eigenen „Festung“ gleichkommen, das sie verletzbar machen würde. Aus diesem Grund ziehen sie sich mit all ihren Gefühlen und dem tiefempfundenen Schmerz hinter die „Schutzmauern“ ihrer Seele zurück. Eine wichtige Rolle bei einem solchen Verhalten spielt auch der gesellschaftlich stark verwurzelte Gedanke, dass man keine Schwäche zeigen darf. Deshalb werden Tränen der Trauer oder ähnliche Gefühlsausbrüche bewusst unterdrückt.

Über den erlittenen Verlust zu sprechen, kann befreiend wirken

Im Gegensatz zu den still trauernden Menschen gibt es andere, die im Trauerfall ganz bewusst das Gespräch suchen. Sie wollen über ihre Gefühle, ihre Ängste und ihren Schmerz sprechen. Sie haben das tiefe Gefühl, sie würden ersticken, wenn sie all das, was sie bewegt, nicht ins Wort bringen. Dazu suchen sie häufig die Nähe mit ähnlich veranlagten Verwandten oder Freunden. Manche wenden sich auch an ihren Seelsorger oder einen Psychologen. Zudem gibt es viele Selbsthilfegruppen für trauernde Angehörige, die Gespräche anbieten. Menschen, die sich in einer solchen Situation anderen anvertrauen, erleben diese Gespräche sehr oft als große Befreiung. Für sie ist es wichtig, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, ihre Trauer und ihren Schmerz nicht zurückhalten zu müssen. Der jeweilige Gesprächspartner hat bei solchen Trauergesprächen vor allem die Funktion des Zuhörers. Meist ist es jemand aus dem engsten Freundeskreis oder sonst eine nahe stehende Person, der der oder die trauernde vertrauen entgegenbringt. Manchmal wird aber auch bewusst eine außenstehende Person gewählt. Der Grund hierfür ist meist das Bedürfnis, Freunden oder Verwandten mit den eigenen Gefühlen nicht zur Last zu fallen.

Die kreative Verarbeitung der eigenen Trauer kann hilfreich sein

Eine große Zahl von Trauernden wählt zur Verarbeitung der eigenen Trauer den Weg der Kreativität. Vor allem Menschen, die sich mit Gesprächen schwer tun, greifen zu Pinsel oder Stift, um ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Selbst viele berühmte Künstler haben ihre Werke in der Situation eines erlittenen Verlustes geschaffen. So kann es für Trauernde sehr hilfreich sein, ihre Gefühle in Form von Bildern, Texten oder sogar Songtexten auszudrücken. Während der Entstehung solcher Werke lassen sie sich vor allem von Erinnerungen leiten, denken an gemeinsame Erlebnisse und nicht selten führen Ängste, erlebte Einsamkeit oder einfach tiefer Schmerz den Pinsel oder den Stift. Auf diese Weise malen, zeichnen oder schreiben sie sich die Seele frei und fühlen sich nach Beendigung ebenso erleichtert, wie andere nach einem guten Gespräch.

Offensive Trauer ist selten

Von einer Beerdigung wird folgendes erzählt: Die Frau des Verstorbenen trat am Ende des Trauergottesdienstes ans Mikrofon der Kirche und forderte die Anwesenden ganz bewusst auf, nach der eigentlichen Beisetzung zu ihr zu kommen und ihr Trost zu spenden. Normalerweise ist in Traueranzeigen ja zu lesen, dass die Anwesenden von solchen Gesten Abstand nehmen sollen. Die Aufforderung der Witwe macht deutlich, dass manche Menschen die Nähe und den Trost Anderer brauchen, um ihre Trauer zu verarbeiten. In solchen Fällen ist es für Freunde und Bekannte sehr viel einfacher, auf Betroffene zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Der richtige Umgang mit Trauernden ist wichtig

Wenn jemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis durch den Tod eines ihm nahe stehenden Menschen betroffen ist, wissen viele nicht, wie sie mit der Situation bzw. mit dem Betroffenen umgehen sollen. Sie haben Angst, ihn durch ein unbedachtes Wort zu verletzen oder wissen nicht, was sie im Gespräch sagen sollen. Deshalb meiden sie in vielen Fällen den Kontakt zu Trauernden ganz und ziehen sich zurück. Gerade dadurch aber nehmen sie dem Betroffenen vielleicht die Möglichkeit, sich mitzuteilen und sich selbst die Chance, ihm in dieser schwierigen Situation beizustehen und auf diese Weise indirekt Sterbebegleitung am Angehörigen zu leisten.

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