Wie Sie Ihr Schlaganfallrisiko halbieren können

Rund 270.000 Menschen erleiden jährlich einen Schlaganfall. Diese Zahl ließe sich halbieren, fanden finnische Forscher heraus – durch Verzehr von Tomaten.

Rund 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall, 65.000 sterben daran. Damit ist der Schlaganfall hierzulande die dritthäufigste Todesursache nach dem Herzinfarkt und den Krebserkrankungen. Bei einem Schlaganfall verengen oder verschließen sich Gefäße im Gehirn, manchmal platzen sie auch. Die Folge: Die betroffenen Bereiche werden nicht mehr ausreichend durchblutet.

Zwar sind vier von fünf betroffenen Menschen älter als 60 Jahre, doch kann es jeden treffen – immerhin erleiden bei uns Jahr für Jahr auch rund 300 Kinder einen Schlaganfall. Von den Betroffenen sterben fast 40 Prozent innerhalb eines Jahres. Doch auch von den Überlebenden sind zwei Drittel auf dauerhafte Pflege angewiesen, davon jeder fünfte so stark, dass er in einer Einrichtung betreut werden muss. Das macht den Schlaganfall zur häufigsten Ursache für nicht angeborene Behinderungen bei Erwachsenen. Besonders bei Diabetikern ist das Risiko für einen Schlaganfall erhöht.

Die Zahl der Schlaganfallpatienten dürfte in den kommenden Jahren noch kräftig ansteigen. Der Grund: Immer mehr Menschen erreichen ein höheres Lebensalter. Zur Zeit ist nur etwa eine Viertel der deutschen Bevölkerung älter als 60 Jahre, bis 2050 wird dieser Anteil auf rund 38 Prozent zunehmen.

So lässt sich die Zahl der Schlaganfälle halbieren – mindestens

Dabei kann man das Risiko, einem Schlaganfall zum Opfer zu fallen, glatt halbieren, wie eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie zeigt. Ein Team von Forschern um Jouni Karppi von der Universität von Ostfinnland in Kuopio hatte 1031 Männer über zwölf Jahre hinweg regelmäßig untersucht, um herauszufinden, welche Faktoren einen Schlaganfall begünstigen und welche ihn im Schach halten. Dazu ermittelten sie, ob die untersuchten Patienten rauchten, an hohem Blutdruck oder an Diabetes litten oder hohe Cholesterinwerte aufwiesen. Auch das Alter und der Body Mass Index (BMI) wurden bei der Untersuchung berücksichtigt.

Den Radikalen den Kampf ansagen

Außerdem ermittelten die Forscher, welche Stoffe sich im Blut der Untersuchten fanden. Ein besonderer Augenmerk galt dabei den Antioxidantien, einer Stoffgruppe, von der man bereits vermutete, dass sie einen günstigen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko habe. Solche Antioxidantien fangen reaktionsfreudige Sauerstoffverbindungen – sogenannte freie Radikale – ein. Wie in der Politik, so richten Radikale auch im menschlichen Körper selten etwas Gutes an. Kommen diese nämlich gehäuft vor, schädigen sie die Zellen und lassen sie vorzeitig altern. Die freien Radikale sind für eine ganze Reihe von Krankheiten mitverantwortlich, Antioxidantien machen sie unschädlich. Zu den Antioxidantien zählen etwa Carotin (u. a. in Karotten), Tocopherol (in pflanzlichen Ölen), Retinol (in Fisch, Eigelb und Milchprodukten), Lycopin (u. a. in Tomaten und Hagebutten) und eine Reihe weiterer Stoffe.

Die untersuchten Männer waren zwischen 46 und 65 Jahren alt. Während der Untersuchungszeit erlitten 67 Männer einen Schlaganfall. Bei 50 von ihnen war ein Gefäß im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verstopft, Mediziner sprechen dann von einem „ischämischen Schlaganfall“. Bei den restlichen 17 war ein Gefäß geplatzt, einen „hämorrhagischen Infarkt“ nennen das die Ärzte.

Je mehr Lycopin im Blut, desto weniger Schlaganfälle

Als sich die finnischen Ärzte die Blutwerte ihrer Patienten ansahen, bemerkten sie, dass die Probanden mit einem hohen Gehalt an Lycopin im Blut offensichtlich weniger für einen Schlaganfall anfällig waren als solche mit einem niedrigen Gehalt. Daraufhin teilten sie die Männer anhand der Lycopin-Werte in vier etwa gleich große Gruppen ein, beginnend mit dem höchsten Lycopingehalt.

Das überraschende Ergebnis: In der Gruppe der 259 Männer mit den höchsten Lycopin-Werten hatten während der zwölf Jahre 11 einen Schlaganfall erlitten, in der Gruppe mit den niedrigsten Werten (258 Männer) waren es dagegen 28 – mehr als doppelt so viele. In den beiden Gruppen mit mittleren Lycopin-Werten lag das Schlaganfallrisiko dazwischen. Schlaganfälle, die durch verstopfte Blutgefäße zustande kamen, werden sogar noch etwas deutlicher verhindert als solche, die durch eine Gehirnblutung ausgelöst werden.. Bei der Untersuchung stellte sich auch heraus, dass andere Antioxidantien, etwa Tocopherol, Retinol und Karotin, das Schlaganfallrisiko nicht beeinflussen.

„Unsere Studie unterstreicht noch einmal, dass die Zahl der Schlaganfälle weltweit deutlich sinken würde, wenn jeder pro Tag mindestens fünfmal Obst und Gemüse zu sich nimmt, am besten Tomaten“, so Jouni Karppi.

In diesen Lebensmitteln finden Sie besonders viel Lycopin

Das Lycopin verdankt seinen Namen der Tomate (botanisch: Solanum lycopersicum), in Österreich auch Paradeiser genannt – denn die enthält besonders viel von dem Stoff, dem sie auch ihre schöne rote Farbe verdankt. Tomaten sind übrigens, botanisch gesehen, Beeren, während unsere Erdbeere eine Nussfrucht und unsere Himbeere eine Steinfrucht ist.

Reife Tomaten enthalten rund 5 mg Lycopin pro 100 g Frucht, Dosentomaten kommen auf rund 10 mg, Ketchup auf etwa 17 mg, und Tomatenmark enthält gar über 60 mg pro 100 g – in verarbeiteten Produkten ist der Anteil also wesentlich höher. Das liegt daran, dass die Tomaten im Geschäft erhältlichen Tomaten unreif geerntet wurden, damit sie während des Transports nicht schon weich werden. Sie reifen dann künstlich nach, bilden aber während dieser Zeit kein weiteres Lycopin mehr. Dosentomaten dagegen werden vollreif verarbeitet, und beim Tomatenmark werden bei der Verarbeitung die Zellen aufgebrochen und erhitzt; dabei wird das Lycopin herausgelöst. Da es fettlöslich ist, kann der Körper den Stoff durch Beigabe von Fett sogar noch etwas leichter verarbeiten.

Sehr hoch ist der Lycopin-Anteil auch in Hagebutten und Wassermelonen. In roter Paprika, Karotten und Papayas kommt er ebenfalls vor und verleiht ihnen die charakteristische Farbe. Außerdem ist er als natürlicher roter Lebensmittelfarbstoff zugelassen (Kürzel E 160 d) und daher, wenn auch in geringerer Menge, in Suppen, Soßen und in zahlreichen anderen Lebensmitteln zu finden..

Übrigens: Wer viel Tomaten und Tomatenprodukte isst, der tut nicht nur etwas für seine Gesundheit, sondern hilft auch den krisengeschüttelten EU-Staaten Griechenland, Spanien und Italien – das sind nämlich die Hauptimportländer der roten Frucht.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel nur allgemeine Hinweise enthält. Er kann den Rat eines Arztes nicht ersetzen. Sie dürfen die Angaben nicht dazu verwenden, um eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Behandlung anzufangen.

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