Wie wirkt Melatonin

Schenkt Melatonin erholsamen Schlaf. Mit zunehmendem Alter lässt die körpereigene Produktion des schlaffördernden Melatonin nach. Die Frage ist, ob synthetisches Melatonin helfen kann.

In der Zirbeldrüse, einer winzigen Hirnregion, wird das Hormon Melatonin nur ausgeschüttet, wenn es dunkel wird. Die Information, ob es hell oder dunkel ist, bekommt die Zirbeldrüse über mehrere Zwischenstationen vom Auge. In den Abendstunden beginnt die Zirbeldrüse langsam mit der Herstellung, zwischen zwei und vier Uhr nachts arbeitet sie auf Hochtouren. Fällt bei Tagesanbruch Licht ins Auge, wird die Ausschüttung des Hormons ins Blut eingestellt. Nachts, bei fehlendem Lichteinstrahl, wird Melatonin aus den Speichern abgegeben und kann seine schlaffördernde Wirkung entfalten.

Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus

Weil das Hormon vom Blut zu jeder Körperzelle transportiert wird, werden wir allmählich müde, wenn es Nacht wird. Melatonin gilt auch als „innere Uhr“, denn es steuert die Aktivität unseres Körpers und unseres Schlaf-Wach-Rhythmus.

Wenn man durch mehrere Zeitzonen fliegt, passen innere Uhr und Lichtverhältnisse nicht mehr zusammen: Der Organismus kommt durcheinander, man nennt es auch Jetlag. „Lag“ heißt Rückstand oder Verzögerung. Mit anderen Worten: Wegen des Fluges hinkt man seiner Zeit hinterher. Manche Menschen leiden dann sehr unter Müdigkeit, mangelnder Konzentration, Verdauungsproblemen oder Bauchschmerzen.

Melatonin lindert Jetlags

In mehreren Kurzzeitstudien über Jetlag wurden Hinweise auf eine schlaffördernde Wirkung von Melatonin gefunden. Danach spricht etwa jeder zweite Mensch auf Melatonin an. Andere Studien wiederum konnten keine Wirkung belegen. Bisher fehlen auch eindeutige Dosierungsangaben, bei denen der Nutzen größer als die Risiken ist. Die Empfehlungen schwanken zwischen 0,5 und 5 Milligramm zur Schlafenszeit über vier Tage nach Ankunft am Reiseziel.

Vorteil von Melatonin könnte sein, dass es nicht, wie herkömmliche Schlafmittel, den für die Erholung wichtigen REM-Schlaf (Rapid-eye-movement, Traumphasen) beeinträchtigt.

Ein sicheres Schlafmittel ist Melatonin allerdings nicht. Aber wenn es also auch manchen gar nicht hilft – einen Versuch ist es wert. Geplagten Jetsettern, die nicht auf Melatonin ansprechen, hilft es, tagsüber oft draußen zu sein. Denn daran hat sich seit Jahrtausenden nichts geändert: Es gibt keinen besseren Taktgeber für unsere innere Uhr als das Licht der Sonne.

Ab 45 immer weniger Melatonin

Ab etwa Mitte 40 lässt die Funktion der Zirbeldrüse drastisch nach, und die Melatoninproduktion sinkt auf etwa die Hälfte. Dieser Abbau geht leider ungehindert weiter. Mit 60 Jahren hat man nur noch zehn Prozent der ehemaligen Melatonin-Produktion, und mit 70 ist sie oft schon nicht mehr nachweisbar.

Viele Wissenschaftler sehen in diesem Rückgang der Melatonin-Werte die Erklärung für den gestörten Schlaf bei Menschen jenseits der 55. Bei alten, unter Schlaflosigkeit leidenden Menschen finden sich niedrigere nächtliche Melatonin-Spiegel als bei gleichaltrigen mit ungestörtem Schlaf.

Anti-Aging-Waffe Melatonin

In den USA gilt Melatonin als Wunderdroge, die dem Altern grundsätzlich entgegenwirkt und sogar Krebs heilen soll. Wissenschaftlich haltbar ist das alles nicht. Trotzdem kann man in den Drogerien der Vereinigten Staaten synthetisch hergestelltes Melatonin ohne Rezept kaufen. Illegal werden Melatonin-Präparate ohne Rezept auf dem grauen Markt im Internet angeboten. Wer sich ein solches Produkt bestellt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass er eventuell betrogen wird (weil er nur wertlose Pillen bekommt) oder dass er möglicherweise seine Gesundheit mit einem künstlich hergestellten Hormon belastet, dessen Wirkungsweise noch nicht hinreichend bekannt ist.

Melatonin auf Rezept

Seit kurzem ist auch in Europa ein Präparat auf dem Markt, das man aber nur in Apotheken auf Rezept bekommt. Zugelassen ist es für Menschen über 55, die unter Schlafproblemen leiden. Doch wie der Stoff genau wirkt und in welchen Fällen von Schlaflosigkeit er hilft, ist selbst unter Fachleuten noch umstritten. Auch unter den Menschen, die es ausprobiert haben, gehen die Meinungen auseinander. Die einen berichten davon, endlich mal wieder ungestört durchschlafen zu können. Die anderen klagen über eine bleierne Müdigkeit und Konzentrationsprobleme noch Tage nach der Einnahme. Zudem kann eine langfristige Einnahme des Präparats den normalen Schlaf-Wach-Rhythmus erst recht durcheinander bringen.

Auf jeden Fall sollte man das Hormon höchstens zwei bis drei Monate einnehmen, da die Nebenwirkungen bei einer Langzeit-Einnahme noch nicht ausreichend erforscht sind.

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