Wunschkaiserschnitt – von Gründen und Abgründen

Es wirkt wie ein Tabubruch und für viele gleicht es einem Verrat an der eigenen weiblichen Natur. Doch die Gründe offenbaren oftmals tiefe seelische Wunden.

Immer öfter denken die Frauen von heute darüber nach, ob sie ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt bringen sollen und ob es tatsächlich das Richtige für sie ist. Doch diese Form der Entbindung wird nach wie vor recht stiefmütterlich behandelt und sowohl unter den Medizinern selbst, wie auch im gesellschaftlichen Raum intensiv diskutiert.

Von A wie Angst bis Z wie Zange – Es beginnt immer im Kopf

Im Vergleich zur Spontangeburt sehen immer mehr Frauen ihr eigenes Geburtserlebnis lieber in einem Op-Saal stattfinden, als im Kreißsaal. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Frauen selbst. Ureigene Ängste um sich selbst und das Ungeborene im Bauch, geschürt von den Medien, Bekannten, Kollegen, Freundinnen und Familie, die zusätzlich mit ihren oft farbig ausgeschmückten Geburtsberichten die Verunsicherung der Schwangeren ins Unermessliche treiben. Was wird passieren? Wird es meinem Kind gut gehen unter der Geburt? Wie schlimm sind Geburtsverletzungen wie Dammschnitte und Risse wirklich? Die Gedanken kreisen und die Angst, dem Prozess der Geburt hilflos ausgeliefert zu sein, lähmt zunehmend.

Fragen über Fragen – Wenn es auf der Seele brennt

Die Schwangerschaft schreitet voran und der Tag der Entbindung rückt immer näher, doch die Ängste und Gedanken bleiben. Erste Ansprechpartner sind hierbei immer zuerst der behandelnde Gynäkologe, sowie die eigene Hebamme. Für intensive Gespräche und Beratungen findet sich hierbei allerdings oft nur wenig Zeit. Im Internet finden Frauen dann meist die ersehnte Möglichkeit ihre vielen offenen Fragen stellen zu können. Foren, Blogs oder medizinische Portale bieten genügend Raum um sich mitzuteilen und auszutauschen. Nach wie vor ist der Wunsch jedoch ein sensibles Thema und oftmals stoßen viele Frauen auf Widerworte und Unverständnis. Dabei sind die Gründe, die hinter dem Wunsch stehen, wider der eigenen Natur zu handeln, oft klar dargelegt und nachvollziehbar.

Ich will einen Kaiserschnitt! – Es gibt mehr als einen Grund

Das Klischee von der beautyverwöhnten Blondine, die ihr Kind nur mit dem gewünschten Sternzeichen, zwischen einem Kosmetik- und Friseurbesuch im Terminplaner fest gebucht, im Op-Raum zur Welt bringen will, war noch nie wirklich realistisch, doch viele Mitmenschen sehen oft genau dieses Bild vor Augen, wenn eine Frau den Wunsch nach einer Kaiserschnittentbindung äußert. Betrachtet man jedoch die wahren Hintergründe, blickt die Wahrheit um so vieles leidvoller hervor. Seelische Wunden, negative Erfahrungen, starke Ängste oder eine fehlende Identifikation mit dem natürlichen Geburtsprozess – all dies und noch viel mehr lässt sich zwischen den Zeilen der zahlreichen Berichte lesen und es zeigt damit die wahre Verzweiflung und Tragik, die dieser harmlos wirkende Begriff tatsächlich beherbergt:

  • Furcht vor Spätschäden wie Senkung, Inkontinenz und Sexualstörungen
  • Beckenendlage, obwohl eine Spontangeburt möglich wäre
  • überdurchschnittlich stark ausgeprägte Angst vor dem Wehenschmerz und möglichen Geburtsverletzungen
  • Angst um die Sicherheit des Kindes
  • erlebte Fehl- oder Totgeburt
  • eine vorangegangene, traumatisch erlebte Geburt
  • Angst vor einem Autonomieverlust im Kreißsaal / zu geringes Vertrauen in das medizinische Personal
  • fehlende Identifikation mit dem natürlichen Geburtsvorgang
  • erlebte Gewalt wie Misshandlungen, Schläge oder Vergewaltigung
  • Krankheiten, die den Verlauf einer Geburt erschweren könnten, wie beispielsweise Atemwegs- oder Augenerkrankungen
  • lange Kinderlosigkeit und die damit einhergehende stärkere Angst um das oft hart erkämpfte Wunschkind
  • schmaler Körperbau und ein zu enges Becken

Es bleibt ein Tabu – Respekt und Ganzheitlichkeit sind gefordert

Gründe für einen Wunschkaiserschnitt gibt es viele und gerade daher gilt es, ein objektives und individuelles Informationsgefüge zu schaffen, in dem die Frauen sich in ihren Gefühlen, Ängsten und Gedanken ernst genommen fühlen. Nicht immer endet ein erstes Gefühl im OP, doch dafür braucht es starke Partner an der Hand, die durch alle Höhen und Tiefen begleiten. Schwächen und Lücken in der heutigen Geburtshilfe tragen dazu bei, den Wunsch zu fördern. Doch bereits ein ganzheitlicher und respektvoller Umgang mit Mutter und Kind, könnte dazu beitragen, die Gründe besser zu begreifen und damit der modernen Geburtshilfe ein neues Antlitz zu verleihen.

Fazit – Entscheidungshilfen nutzen

Denkt man als werdende Mutter an einen Kaiserschnitt als präferierte Geburtsform, gilt es, sich vorab gründlich zu informieren, Erfahrungsaustausch zu genießen und sich bei der Entscheidung von allen Beteiligten helfen zu lassen. Literatur, fachmedizinische Beratung, Gesprächskreise, Internetforen und Informationsabende in Kliniken sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten, den eigenen Entscheidungsprozess zu unterstützen.

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