Bremsenwartung am Motorrad

Fahrer heutiger Motorräder kümmern sich oftmals nicht um ihr Fahrzeug, es ist zu kompliziert geworden, Wartungsarbeiten selbst durchzuführen.

Wer allerdings einen Oldtimer sein Eigen nennt, kann und wird alle Arbeiten selbst machen, denn Werkstätten, die sich mit den alten Schätzchen auskennen, gibt es nur noch sehr vereinzelt. Außerdem macht die Beschäftigung mit dem eigenen Fahrzeug auch Spaß, denn wenn man sein Motorrad kennt, kann man auch bei Pannen unterwegs mehr tun als den Hilfsdienst zu rufen.

Zunächst aber gilt: wer sich mit der Bremse eines Kraftfahrzeugs beschäftigt, sollte höchstes Augenmerk auf die Güte der Arbeit richten, denn die Bremsen sind sicherlich das wichtigste Teil am Motorrad. Wer sich unsicher ist, sollte die Arbeiten lieber in fachkundige Hände geben, da die Bremse lebenswichtig sein kann. In diesem Aufsatz wird davon ausgegangen, dass die Bremse eine herkömmliche Scheibenbremse ist.

Wie geht’s?

Als erstes sollte man die Bremsflüssigkeit wechseln. Wenn sie zwei oder mehr Jahre alt ist, hat sie möglicherweise schon zu viel Feuchtigkeit aufgenommen und ihren Siedepunkt damit verrringert. Bei lang anhaltenden Bremsmanövern könnte die Bremsflüssigkeit anfangen zu kochen, die entstehenden Dampfblasen in der Flüssigkeit lassen die Bremswirkung dann schlagartig aussetzen. Am Bremssattel befindet sich ein Entlüftungsnippel, er wird gelöst und durch einen aufgesteckten Schlauch kann die alte Bremsflüssigkeit ablaufen.

Hauptbremszylinder zerlegen

Wenn die Flüssigkeit abgelaufen ist, kann die Bremsleitung gelöst und abgenommen werden, aber Achtung: der Bremssattel enthält noch immer Bremsflüssigkeit; beim kompletten Abnehmen der Einheit sollte darauf geachtet werden, diese Restmenge nicht zu verschütten. Auch das obere Ende der Bremsleitung wird abgenommen, der Hauptbremszylinder kann anschließend zerlegt werden. Er besteht hauptsächlich aus dem Vorratsbehälter und der Bremspumpe. In dieser läuft der Bremskolben, er sollte einwandfrei aussehen und nicht verhärtet sein – er besteht aus Gummi. Das Innere des Bremszylinders, worin der Bremskolben läuft, muss riefenfrei und sauber sein. Die kleine Bohrung, durch die Bremsflüssigkeit in den Kreislauf gelangt, wird freigeblasen. Anschließend wird alles gesäubert und leicht mit Bremsflüssigkeit bestrichen. Dies erleichtert den Zusammenbau.

Bremssattel zerlegen

Der Bremssattel enthält den oder die Hydraulikkolben und die Bremsbeläge. Diese werden zuerst abgenommen und kontrolliert. Wenn die Verschleißgrenze erreicht ist oder bald wird, werden sie gegen neue ausgetauscht. Jetzt wird der Sattel gut gereinigt, er wird stark durch Bremsabrieb verschmutzt sein. Wenn er äußerlich sauber ist, können die Kolben mit Druckluft herausgeblasen werden, indem man die Düse einer Ausblaspistole über die Öffnung der Bremsleitung hält und hineinbläst. Vorsicht: vorher sind die Kolben mit einem Lappen zu umwickeln, bei zuviel Druck schießen sie ansonsten wie Geschosse heraus! Wenn die Kolben draußen sind, werden die Dichtungen und Staubdichtringe entfernt und inspiziert. Wenn sie einwandfrei aussehen und nicht verhärtet sind, können sie weiter verwendet werden. Nun wird das Innere des Sattels gereinigt, hier finden sich zumeist weiße Ablagerungen, die durch den Wasseranteil in der Bremsflüssigkeit gefördert werden. Kolben ebenfalls gut reinigen!

Zusammenbau

Wenn der Sattel sauber ist, setzt man die alten oder neuen Dichtungen ein, die Staubschutzringe ebenfalls, benetzt die gereinigten Kolben und die Dichtringe leicht mit Bremsflüssigkeit und schiebt die Kolben wieder ein. Das sollte leicht gehen; wenn es schwer geht, ist noch irgendwo Schmutz und man muss erneut reinigen. Sitzen die Kolben ganz im Sattel, können die Bremsbeläge montiert und der komplette Sattel wieder an Gabel oder Schwinge geschraubt werden. Der Hauptbremszylinder wird wieder zusammengesetzt und an seinen Platz geschraubt, die Bremsleitung wird wieder befestigt.

Entlüften

Nun wird die Bremse befüllt und entlüftet, es gibt spezielle Geräte dafür, aber auch mit einfachem transparentem Schlauch gelingt das Entlüften mit einiger Geduld. Dabei wird der Vorratsbehälter mit frischer Bremsflüssigkeit gefüllt und mit dem Bremshebel leicht gepumpt. Dabei muss der Entlüftungsnippel gelöst sein. Sobald im aufgesteckten Schlauch Bremsflüssigkeit erscheint, wird der Nippel geschlossen, der Bremshebel betätigt, der Nippel kurz geöffnet und sofort wieder verschlossen. Auf diese Weise pumpt man die Luftblasen von oben nach unten durch. Diese Arbeit wird nun mehrfach wiederholt. Sobald nur noch klare Bremsflüssigkeit ohne Blasen aus dem Nippel kommt, ist die Bremse entlüftet. Vor dem Losfahren muss unbedingt eine Bremsprobe im Stand erfolgen, eine defekte oder falsch entlüftete Bremse bedeutet Lebensgefahr! Ergibt eine Probefahrt schlechte Bremswirkung, muss der Ursache auf den Grund gegangen werden, wahrscheinlich befindet sich dann noch immer irgendwo Luft in der Leitung.

Die Bremsbeläge sollten regelmäßig kontrolliert werden, wer dann noch alle zwei bis drei Jahre die Bremse nach dieser Anleitung prüft und wartet, wird durch eine ständig betriebsbereite und wirkungsvolle Bremse belohnt.

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