Eltern in Zeitnot

Karrieremütter und viel beschäftigte Erzeuger erleben den eigenen Nachwuchs zu selten. Wenn die Zeit für die Kinder knapp ist, muss sie umso effizienter genutzt werden.

Kindererziehung ist die letzte Herausforderung in einer Welt der Inszenierungen. Sie müssen Ihre Nachkömmlinge für die absurde Realität rüsten und alles daran setzen, dass sie nicht dieselben Fehler wie ihre Eltern begehen. Dieses Abenteuer sollte Sie eigentlich Tag und Nacht auf den Beinen halten. Schuftende Väter und erfolgreiche Mütter, die sich vielleicht nur zwei Stunden am Tag Zeit für Ihre Kinder nehmen, begehen aber nicht unbedingt einen Fehler. Denn wenn Sie die knappe Zeit richtig nutzen, anstatt gemeinsam vor dem Fernseher zu versumpfen, besteht eine gute Chance, dass die Sprösslinge Ihnen die Zeitnot nicht übel nehmen.

Tabu Langweile

Wichtigste Voraussetzung für Unternehmungen mit Söhnen oder Töchtern ist echte eigene Begeisterung und ausdauernde Energie. Kinder verlangen Erwachsenen grundsätzlich das Äußerste ab. Und genauso wenig wie Sie sich gerne von überflüssigen Gesprächspartnern anöden lassen, hat Ihr Knirps es verdient, von lustlosen Eltern mit organisiertem Stumpfsinn abgekanzelt zu werden. Wenn Sie sich die kindliche Sympathie erhalten wollen, müssen Sie halbherzige und langweilige Aktivitäten gnadenlos aus Ihrem Gehirn streichen.

Gilt auch für Babygehirne: Aktivität ist alles

Sie gehen einer krassen Fehleinschätzung auf den Leim, wenn Sie glauben, mit Kindern in den ersten Lebensmonaten ließe sich nichts anfangen, außer Ihnen gelegentlich die Bauklötze wegzunehmen und sie frustriert durch den Zoo zu schieben. Gerade die frühkindliche Entwicklungsphase ist entscheidend für die Ausprägung von Nervenverknüpfungen im Gehirn und damit für die spätere geistige Potenz des Babys. Der Wahrnehmungsapparat des Kindes muss gefordert werden. Am besten nehmen Sie die Sprösslinge überall dorthin mit, wo sie interessanten Eindrücken ausgesetzt sind und neue Gegenstände und Begriffe kennenlernen können. In die Oper und ins Kino, aufs Volksfest und in den Herbstwald, auf Flohmärkte und in Museen, auf Rundflüge und Hafenrundfahrten.

Kein Freizeitstress für Kinder

Das Leben ist ein irrwitziges Abenteuer. Je früher Ihr Spross diese Erkenntnis verinnerlicht, umso besser. Drängen Sie ihm aber nicht Ihre rationalisierte Erwachsenenphilosophie auf. Wenn ein Fünfjähriger Fußballstadien nicht ausstehen kann, oder Vaters Golfspiel bescheuert findet, dann respektieren Sie das. Geben Sie Anregungen, aber beleben Sie Ihre eventuell verschüttete Toleranz. Setzen Sie den Nachwuchs auf gar keinen Fall schon in frühester Kindheit ihrem eigenen Freizeitstress aus, möglichst viel in kurzer Zeit zu erledigen.

Kreative Erziehung: Rollenspiele und Forschen

Eigentlich müssen Sie keine geistigen Kopfstände unternehmen, um Ihr Kind blendend zu unterhalten. Die meisten Dinge, die Sie selbst schon bis zum Überdruss kennen, sind für frische Erdenbewohner völlig neu. Schließen Sie sich einfach dem kindlichen Forschertum an, entdecken Sie das neue im Einfachen. Nehmen Sie zum Beispiel gemeinsam Möbel und Haushaltsgegenstände auseinander, üben Sie in verrückten Rollenspielen die Tücken des alltäglichen Sozialverhaltens oder hetzen Sie wieder mal unschuldige Kühe über eine nahegelegene Weide.

Urlaub vom Alltag: Baumhaus und Graffiti

Eine Geisterbahnfahrt an Mamis Seite, ein Sprung vom Dreimeterbrett auf Vaters Schulter oder ein Trip ins Planetarium sind Highlights, für die Sie nicht Ihren Jahresurlaub anzapfen müssen. Nutzen Sie die Zeit mit Ihrem Kind, um auch selbst dem Alltagstrott zu entkommen. Und wenn Sie an sich entsetzt einen eklatanten Kreativitätsmangel feststellen, dann entwickeln Sie einfach im Team die Potenziale Ihrer rechten Gehirnhälften. Machen Sie gemeinsam Musik, auch ohne ein Instrument zu beherrschen; weihen Sie Ihren Nachwuchs in die Geheimnisse der Baumhausarchitektur ein, legen Sie das Wohnzimmer mit Endlospapier aus und drapieren Sie einige Farbtöpfe und Pinsel darauf, oder nehmen Sie die gesamte knappe tägliche Zeit, um zusammen mit dem Stammhalter ein monströses Graffiti auf Ihre Hauswand zu sprühen.

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