Heilpflanzen und Kräuter für das Tier

Für Mensch und Haustier gut – fürs Nutztier fast verboten. Viele Heilpflanzen können nicht nur dem Menschen helfen, sondern auch dem Tier. Bürokratische Auflagen und mangelnde Studien aber erschweren letzteres.

Pflanzliche Arzneimittel sind in der Regel keine Arzneimittel zur Akut- und Notfallmedizin (Intensivmedizin). In der Humanmedizin kommen Phytotherapeutika vor allem zur sanften Behandlung, zur Prävention, Unterstützung oder Linderung zum Einsatz, auch bei altersbedingten oder chronischen Erkrankungen.

Die richtigen Kräuter für Mensch und Tier

Baldrian beruhigt und fördert den Schlaf; Johanniskraut hilft bei leichten bis mittelschweren Depressionen und Ginkgo wirkt der Vergesslichkeit, der Altersdemenz entgegen. Bei Infektionen der oberen Atemwege werden ätherische Zubereitungen aus Pflanzen und abwehrsteigernde Mittel mit gutem Erfolg verwendet; nach wie vor wird Appetitlosigkeit und Blähungen am besten mit Bitterstoffen und ätherischen Ölen begegnet. Bei toxischen Lebererkrankungen gelten Mariendistelauszüge, bei leichten funktionellen Herzbeschwerden Weißdorn und bei gutartiger Prostatavergrößerung Kürbis, Brennnesselwurzel und Sägepalmenfrüchte als Mittel der Wahl.

Die heute in der Regel sehr alt werdenden Hobbytiere, seien es Pferd, Hund, Katze, Meerschweinchen, Kaninchen oder Vogel, leiden oft an ähnlichen Erkrankungen wie der Mensch. Insofern scheint für diese Tierarten eine Übertragung der Phytotherapie aus der Humanmedizin sinnvoll, wenn die Besonderheiten ihres Stoffwechsels beachtet werden.

Sinkender Nutzen – oder nutzlos für Nutztiere?

Gesundheitsprobleme ganz anderer Art plagen unsere Nutztiere: Nicht zuletzt aufgrund der hohen Dichte von Tieren innerhalb der Massentierhaltung, der unter diesen Bedingungen schwer optimierbaren Hygiene, erkranken insbesondere Jungtiere an Infektionskrankheiten des Darms und der Lunge. Zuchttiere sind oft nicht so fruchtbar wie vom Landwirt erwartet, die Milchdrüsen von Kuh und Sau zeigen hohe Anfälligkeiten für Entzündungen. Hier steht die Phytotherapie vor der Aufgabe, diese akuten Erkrankungen schnell und kostengünstig zu heilen – ein Anliegen, dem sie kaum gewachsen zu sein scheint.

In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen an die Zulassung von Arzneimitteln stetig gestiegen. Für pflanzliche Arzneimittel sind diese schier nicht mehr erfüllbar, da sie wegen der vielen Inhaltsstoffe schwieriger zu standardisieren sind als synthetische Arzneimittel mit nur einem Wirkstoff. Eingebürgert haben sich in den letzten Jahren deshalb nichtmedizinische pflanzliche Präparate, die mit geringerem Aufwand an den Markt gebracht werden können. Dazu zählen vor allem Spezialfuttermittel und Tierpflegemittel.

Zwar wird der Einsatz der Phytotherapie in den Richtlinien zur Ökologischen Tierhaltung ausdrücklich gefordert, doch stehen dem kaum überwindbare wirtschaftliche und gesetzliche Hürden entgegen: Nur einige wenige Heilpflanzen dürfen laut Rückstandshöchstmengenverordnung der EU bei Lebensmittel-liefernden Tieren eingesetzt werden. Die Regelwartezeiten betragen auch bei völlig unbedenklichen pflanzlichen Arzneimitteln 28 Tage für Fleisch, sieben Tage für Milch und zehn Tage für Eier.

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