Kalium phosphoricum – Schüßler Salz Nr. 5

Hilft Kaliumphosphat gegen Fieber, Kopfschmerzen und Depressionen? Der Wirkstoff von „Kalium phosphoricum“ ist Kaliumphosphat – Lebensmittelzusatzstoff Nr. E 340. Eine Wirkung gegen Krämpfe, Haarausfall Mundgeruch & Skorbut ist fraglich.

„Aus Luft und Erde ist der Mensch gezeugt. Die Thätigkeit der Pflanzen rief ihn in´s Leben. In Luft und Asche zerfällt der Leichnam, um durch die Pflanzenwelt in neuen Formen neue Kräfte zu entfalten“, so zitierte der Arzt Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (1821 bis 1898) den niederländischen Physiologen Jakob Moleschott (1822 bis 1893) im Vorwort seines Werkes: „Eine abgekürzte Therapie“. Schüßler war ein Kind seiner Zeit und Schriften wie der „Kreislauf des Lebens“ von Moleschott veranlassten ihn seine „abgekürzte Therapie“ zu gründen. Dabei distanzierte sich Schüßler klar von der homöopathischen Therapie nach Samuel Hahnemann: „Durch mein Heilverfahren werden Störungen, welche in der Bewegung der unorganischen Stoffe des menschlichen Organismus entstanden sind, mittels homogener Stoffe direct ausgeglichen, während die Homöopathie ihre Heilzwecke mittels heterogener Stoffe indirect erreicht.“ Einer der anorganischen Stoffe ist Schüßler Salz Nr. 5: phosphorsaures Kali, Kalium phosphoricum oder Kaliumphosphat.

Wogegen soll Schüßler Salz Nr. 5 „Kalium phosphoricum“ wirken?

Nach Schüßler soll „Kalium phosphoricum“ bei Depressionszuständen und seelischen Verstimmungen, allgemein gegen nervöse und vegetative Übererregbarkeit und Labilität (Neurasthenie), Schlaflosigkeit, Krämpfen, Lähmungen, fauligen Zuständen, septischen Blutungen, Mundfäule, Skorbut, Wasserkrebs, Schanker, Karbunkel, Thypus, Muskelatrophie, Magengeschwüre und Haarausfall wirken. Kaliumphosphat muss ein wahrer Wunderstoff sein, der „direct“ all diese Erkrankungen beheben kann. Nach dem Buch „Gesund abnehmen mit Schüßler-Salzen“ wird „Kalium phosphoricum“ auch bei hohen „Fieber (über 38,5 Grad Celsius)“ angewendet. Das ist aber nach Schüßler nicht neu: „Das Fieber, … unter dem Einflusse von Kali phoshoricum, Natrium phosphoricum etc. in Heilung übergehen.“ Was ist also das „direct“ wirkende „Energiesalz“ „Kalium phosphoricum“, welches auch noch Fieber heilen soll?

Schüßler Salz Nr. 5 „Kalium phosphoricum“ ist Kaliumphosphat oder Lebensmittelzusatzstoff Nr. E 340

Kaliumphosphat ist als Phosphat ein Salz der Phosphorsäure (Lebensmittelzusatzstoff E 338). Nach dem „Lexikon Lebensmittelzusatzstoffe“ werden Phosphate in der Lebensmittel-Industrie wegen ihrer besonderen chemischen Eigenschaften in äußerst verschiedenen Funktionen eingesetzt. Zu den Phosphaten gehört zum Beispiel auch „Magnesium phosphoricum“ (E 343). „Kalium phosphoricum“ findet man als Kaliumphosphat zum Beispiel in Schmelzkäse oder Fischstäbchen. Aber auch in Düngemitteln, deshalb sprachen Homöopathen zu Schüßlers Lebzeiten etwas verächtlich von Schüßler-Salzen als „Düngemitteln“. Mittlerweile werden die Schüßler-Salze als homöopathische Arzneimittel im Sinne des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) vertrieben. Schüßler-Salze dürfen nach dem vereinfachten Genehmigungsverfahren der „Registrierung“ in Verkehr gebracht werden. Sie benötigen keinen Wirksamkeitsnachweis. Wirken Schüßler-Salze?

Schüßler Salz Nr. 5 „Kalium phosphoricum„: Wirkstoff Kalium

Kalium ist zusammen mit Natrium entscheidend für den Aufbau des Membranpotentials der Körperzellen verantwortlich. Erwachsene tragen etwa 105 bis 140 Gramm Kalium im Körper mit sich herum – wobei der minimale Tagesbedarf nach den Ernährungsgesellschaften bei etwa 2 Gramm liegt (siehe Grafik: D-A-CH-Referenzwert). Nach der Nationalen Verzehrsstudie nehmen wir tatsächlich noch mehr Kalium auf. So liegt das Mittel (Median) der Kaliumzufuhr bei Männern bei 3.612 Milligramm pro Tag. „Kalium phosphoricum“ wird in der Potenzierung D6 als Tablette empfohlen. Dazu wird bei der ersten Dezimalverreibung D1 ein Gramm Wirkstoff mit neun Gramm Milchzucker verrieben. In einer typischen 250 Milligramm schweren homöopathischen Tablette der Stufe D1 wären also 25 Milligramm Wirkstoff enthalten. Bei der empfohlenen Stufe D6 sind nach den Dezimalpotenzen in einer Tablette noch 0,00025 Milligramm, gleich 0,25 Mikrogramm Wirkstoff, enthalten. 1.000 Milligramm Kaliumphosphat entspricht der Menge von 400 Millionen Schüßler-Salztabletten D 6.

Schüßler Salz Nr. 5 „Kalium phosphoricum„: Wirkstoff Phosphat

Phosphor ist für den Menschen ein essentieller Mineralstoff, in jedem Menschen stecken schon bei der Geburt knapp 20 Gramm Phosphor. Beim Erwachsenen macht Phosphor etwa 0,65 bis 1,1 Prozent des Körpergewichts aus, etwa 600 bis 700 Gramm. Phosphor ist ein weit verbreiteter Nährstoff und kommt in Nukleinsäuren der Erbsubstanz, Phospholipiden, Proteine und Vitaminen vor. Durch die Enzymklasse der Phosphatasen werden die Nährstoffe hydrolysiert und danach im Dünndarm als anorganisches Phosphat resorbiert. Nach der Nationalen Verzehrsstudie I betrug zwischen 1985 und 1989 die Phosphoraufnahme im Mittel bei Frauen 1.040 und bei Männern 1.326 Milligramm pro Tag. Die Phosphoraufnahme steigerte sich nach dem Bundes-Gesundheitssurvey der Jahre 1997 bis 1999 bei Erwachsenen auf 1.317 bis 1.712 Milligramm Phosphor pro Tag auf. Wie hier 0,00025 Milligramm Schüßler-Salz Kalium phosphoricum physiologische wirken soll, ist unklar. Im Buch „Die Andere Medizin“ der Stiftung Warentest wird deshalb festgestellt: „Biochemie nach Schüßler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.“

Heilen Schüßler Salze wie „Kalium phoshoricum“ durch den Placebo-Effekt?

„Bei der Homöopathie glauben wir, dass keine Evidenz dafür besteht, dass sie mehr als ein Placebo ist“, sagt Professor Dr. Edzard Ernst in einem Interview der „Technology Review“. Professor Dr. Ernst ist ein aus Deutschland stammender Mediziner und Direktor der Abteilung für Komplementärmedizin der Peninsula Medizin-Schule an der Universität von Exeter & Plymouth in Großbritannien. Er ist einer von 40 Forschungsstipendiaten der Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Unter einem Placebo versteht man ein Scheinpräparat, welches in einer klinischen Studie gegenüber den normalen Präparat eingesetzt wird. Ein bekanntes Beispiel sind die klinischen Studien von Chondroitin und Glucosamin bei Arthrose-Schmerz. Über der Hälfte aller Patienten ging es mit dem Scheinpräparat besser, genauso vielen wie mit den beiden unwirksamen Knorpelsubstanzen!

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