Möbellack aus Zucker – Ein Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen

Fraunhofer-Forscher stellen in Nürnberg eine Neuentwicklung von Polyurethan-Lacken vor, die ohne schädliche Lösungsmittel ist und besser als Herkömmliches.

Die Ressourcen dieser Erde sind begrenzt. Deshalb muss die Petrochemie – die 150 Jahre die Grundlage des menschlichen Fortschritts war – immer mehr durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden. Die Europäische Union will erklärtermaßen hier an der Spitze des Fortschrittst stehen. Welche faszinierenden Möglichkeiten bestehen, werden Forscher des Wilhelm-Klauditz-Instituts für Holzforschung der Fraunhofer-Gesellschaft in Braunschweig auf der Messe European Coatings Show vom 31. März bis 2. April 2009 in Nürnberg demonstrieren.

Sie stellen dort Möbellacke vor, die etwa zur hälfte aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Die

Braunschweiger Forscher versichern, dass die Eigenschaften dieser neuartigen Lacke gegenüber herkömmlichen Erzeugnissen gleich gut seien. Dabei haben sie die bisherigen Erdölbestandteile durch Pflanzenöle und Zucker ersetzt. Die Möbellacke der Braunschweiger sind wasserverdünnbar, chemikalienbeständig, abreibfest und kratzbeständig.

Alternative zur Petrochemie

„Mit diesen Lacken können wir der Industrie eine ansprechende Alternative zur Petrochemie bereitstellen, die sich gut bewährt hat und wirtschaftlich ist“, berichtet Dr. Claudia Philipp vom Braunschweiger Institut. Die neuen Lacke basieren auf der chemischen Verbindung 1,3Propandiol, das sich aus Glycerin herstellen lässt. Glycerin wiederum ist die Grundsubstanz aller Pflanzenöle und fällt als Nebenprodukt etwas bei der Herstellung von Fettsäuren oder Biodiesel an. Aus 1,3-Propandiol synthetisieren die Forscher im Labor das Lack-Bindemittel Polyurethan. Das ist ein Bestandteil von harten und kratzbeständigen Klarlacken. „Das kostengünstige 1,3-Propandiol soll einen teuren petrochemischen Synthesebaustein ersetzen, wobei die Beschichtungseigenschaften des Lacks gleich bleiben“, erklärt Abteilungsleiter Dr. Guido Hora

Schon lange bekannt, aber wenig genutzt

1,3-Propandiol. Ist bislang wenig beachtet worden. Bei der Lackherstellung wurde es kaum genutzt. Bei ihren Forschungen haben die Braunschweiger Fraunhofer-Mitarbeiter festgestellt, dass der neuartige Lack nicht nur hart, sondern auch stoßelastisch ist. Für den täglichen Gebrauch im Haushalt ist das wichtig. Überdies hat der Lack den Vorzug, frei von dem Lösemittel N-Meyth-2-pyrrlidon NMP zu sein. Das früher bei der Lackherstellung viel verwendete Lösemittel steht im Verdacht, den Embryo im Mutterleib zu schädigen und muss bei Konzentrationen von mehr als fünf Prozent EU-weit besonders gekennzeichnet werden.

Zucker als Grundlage

Erstmals überhaupt wurde ein Acryllack auf der Grundlage natürlichen Zuckers entwickelt. Dessen Grundbausteine sind härter als die der gewöhnlichen Produkte dieser Art. Dieser Lack besteht zu sechzig Prozent aus nachwachenden Rohstoffen. In Nürnberg zeigen die Braunschweiger Forscher einen Tisch, der mit diesem neuen Polyurethanlack lackiert ist In einem Schaukasten demonstrieren sie die Entwicklung des Lacks. In Nürnberg sind auch weitere Institute vertreten, die sich dieser Thematik widmen: Das Institut für Silicatforschung ISC, das Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM und die Allianz Photokataylyse. Dabei werden Fassadenelemente mit funktionellen Oberflächen und ein Flugzeugmodell mit speziellen Polyurethan-Beschichtungen gezeigt.

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