Nahrungsergänzungsmittel in den Wechseljahren

Wundermittel der Werbekampagne: Well-Aging-Produkte für die Frau

Zahlreiche Produkte werden als Wundermittel für die Wechseljahre beworben. Phytoöstrogene und die Wahrheit anhand von Studien und Fakten.

„Powerpflanzen für die Frau! Soja und Rotklee zeigen sich reich an Phytohormonen. Gepaart mit Hopfen, angereichert durch Yams, ergibt sich ein optimales Well-Aging-Konzept insbesondere in Zeiten hormoneller Veränderungen“, so werben Gazetten, Konzerne – und Fachbücher. Auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel tummeln sich zahlreiche wie schillernde Zubereitungen: Vermeintliche Phytoöstrogene sollen Wechseljahrsbeschwerden günstig beeinflussen, eine knochenprotektive Wirkung sei im Tierexperiment belegt und so werde Altern zum Kinderspiel – mit Risiken und Nebenwirkungen.

Nachweislich fragwürdig: Hormontherapie

Die weltweit größte klinische Studie zur kombinierten Hormontherapie bei Frauen in und nach den Wechseljahren (WHI -Women’s Health Initiative) wurde 2002 vorzeitig abgebrochen. Erwünschte Erfolge blieben aus, stattdessen zeigten sich vermehrte, teils verdoppelte Risiken von Thrombose, Lungenembolie, Schlaganfällen, Herzinfarkt und Demenz. Eine um 66 Prozent erhöhte Gefahr der Brustkrebserkrankung, eine 22prozentig gesteigerte Sterblichkeitsrate und erschwerte Befundserhebungen+ erschütterten. Seitdem werden Wechseljahresbeschwerden und Langzeitauswirkungen der verminderten Östrogenausschüttung kontrovers diskutiert. Folglich intensivierte die pharmazeutische Industrie die Entwicklung von Substanzen, die die Leiden bekämpfen, während unerwünschte Nebenwirkungen möglichst nicht auftreten sollen. Diese nennt man „selektive Estrogen Rezeptor Modulatoren“ (SERM).

Pflanzeninhaltsstoffe mit östrogenähnlichen Wirkungen werden unabhängig von ihrer chemischen Struktur fälschlicherweise Phytoöstrogene genannt, obwohl es sich nicht um Hormone wie zum Beispiel Östrogene handelt. Sinnvoller wäre der Begriff Phyto-SERM, da die körpereigenen Hormonspiegel häufig nicht beeinflusst werden, wohl aber einzelne, durch Hormone beeinflusste Symptome von den Pflanzen hervorgerufen werden, die unerwünschten Wirkungen, die nach Hormongabe aufgetreten sind, oftmals ausbleiben.

Fragwürdige Nachweise für Phytoöstrogene

„Eine mögliche Alternative zu synthetischen Hormonen bieten Phytoöstrogene. Dabei handelt es sich um die Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe, die im weitesten Sinne für den Körper vergleichbar wichtig sind, wie Vitamine. Untersuchungen aus Asien zeigen, dass Frauen, deren Ernährung reich an Soja – und somit reich an sekundären Pflanzenstoffen – ist, weit weniger an Wechseljahrsbeschwerden wie Brustkrebs leiden, als Frauen mit einer eher sojaarmen Ernährung. Diese Beobachtung ließ Wissenschaftler aufhorchen und man fand heraus, dass in Soja Stoffe enthalten sind, die den weiblichen Geschlechtshormonen ähneln.“ Diese Aussage findet man in diverser Fachliteratur. Diese Aussage könnte dazu führen, dass Frauen im Klimakterium beginnen, ihre Nahrung umgehend hoffnungsvoll auf Sojaprodukte umzustellen.

Die Fakten jedoch: In Tierversuchen an Ratten wurde das Brustkrebswachstum erfolgreich simuliert. Bei Asiatinnen erwies sich Soja nur dann als Schutzmittel gegen Brustkrebs, wenn Frauen bereits vor und während der Pubertät vermehrt Sojaprodukte zu sich nahmen. Nachgewiesen werden konnte die Verbesserung der Begleitsymptomatik während der Menopause: Hohe Dosen von Soja-Isoflavonen erhöhen die Mineraldichte in der Lendenwirbelsäule signifikant gegenüber Placebo. Auf der anderen Seite jedoch wurden mit Isoflavonen hemmende Wirkungen auf die östrogen-induzierte Bildung von Krebszellen nachgewiesen, ebenso beeinträchtigen sie die Brustkrebstherapie mit Arzneimitteln.

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