Stilvoll durch den digitalen Alltag mit der E-Etiquette

E-Etiquette nennen sich Benimmregeln für korrekten Umgang mit der modernen Medienwelt. So verhalten Sie sich korrekt im Internet und bei E-Mails und SMS.

Wie reagiert man auf unerwünschte Freundschaftsanfragen bei Facebook? Wie behandelt man einen Fremden per Messenger? Darf man beim Essen ans Handy gehen? Wie beantwortet man höflich eine geschäftliche E-Mail?

Klassische Benimmregeln gelten in der digitalen Welt oft nicht mehr. Wo im Alltag und Berufsleben respektvolle und höfliche Verhaltensmuster etabliert sind, über die seit den Benimmregeln von Adolph Freiherr Knigge regelmäßig neue Stil-Ratgeber erscheinen, macht man es sich am Telefon und im Internet einfacher.

Keine Etiquette – Unhöflichkeit regiert in digitalen Medien

Telefonate nimmt man oft mit einem missgünstigen Murren an, und E-Mails beantwortet man mit hastig gekritzelten Nachrichten mit Grammatik- und Tippfehlern. Und beim Simsen und Kommunizieren in sozialen Netzwerken wie Facebook, MySpace, Jappy, Activagers, Xing, StudiVz und SchülerVZ hat man sich längst auf Stenografie-Kürzel und Zeichensprache wie Smileys geeinigt.

Die raue Kommunikation im Internet und das repektlose Anbaggern in Singlebörsen haben sich längst auf die reale Welt ausgewirkt. Man verwendet Kürzelsprache, gegen die alte Micky-Maus-Comic-Sprechblasen wie von Goethe getextet wirken. Man trifft sich zu hektischen Single-Speed-Dinnern, um sein Gegenüber im Minutentakt abzufertigen. Man engagiert Treuetester im Netz oder Radio, um die Standfestigkeit des Partners zu überprüfen. Und versagt dieser dabei, beendet man eine Beziehung mit kurzer SMS.

Die E-Etiquette als Betriebsanleitung für den Umgang in den Medien

Als Leitfaden für die stilvolle und höfliche Kommunikation in den modernen Medien 2.0 hat deshalb ein Forschungsteam der Deutschen Telekom einen Leitfaden mit 101 „Dos“ und „Don’ts“ entwickelt, die sogenannte „E-Etiquette“.

Nun gab es in den letzten Jahren schon einige Ratgeber, die sich diesem Aspekt widmeten – ob die längst vergessene Netiquette, die sich aber auf das Internet 1.0 beschränkte oder Glossen in Wired, im Spiegel oder in der ZEIT mit hübschen Titeln wie „Wieviel Fwd: Fwd: Fwd: Fwd: Fwd: verträgt der Mensch?“

Die E-Etiquette ist allerdings nicht die Gedankenburg eines Internet-Intellektuellen, sondern das Forschungsergebnis des Creation Centers der Telekom Laboratories in Berlin, einer konzerneigene Ideenschmiede, die als offene Diskussion angelegt ist.

„Digitale Natives“ – die junge Internet-Generation im Fokus

Diese Studie, die mit dem Londoner Royal College Of Arts Workshops entstand, ist das Ergebnis von Nutzerbefragungen und Interviews, bei denen nicht Akademiker ihre Visionen beitragen, sondern normale Internetnutzer. Ein Augenmerk liegt auf den „Digital Natives“ – Kindern und Jugendlichen aus zwölf Ländern, die in den 1990er und 2000er Jahren geboren wurden und im Umgang mit digitalen Medien seit Kindesbeinen vertraut sind.

Bei Befragungen über den alltäglichen Umgang mit Internet und Telefon erstellten die Forscher diesen Leitfaden mit virtuellen Benimmregeln, den sie übersichtlich auf 101 Punkte zusammenfassten. Die wichtigsten der manchmal augenzwinkernden Regeln lauten:

  • Fotos: Stelle nur Bilder von dir ins Internet, für die du dich in zehn Jahren nicht schämst, und die deine Mutter so freigeben würde.

Die E-Etiquette – Benimmregeln für soziale Netzwerke und E-Mail-Verkehr

  • Partnerschaften beenden: Nur R2D2 und Darth Vader dürfen eine Beziehung digital beenden. Und vielleicht noch George Clooney. Du nicht!
  • Soziale Netzwerke: Es ist in Ordnung, eine unerwünschte Freundesanfrage bei Facebook oder MySpace zu ignorieren. Du könntest es bereuen, dich mit Ex-Partnern, Kollegen und Vorgesetzten in sozialen Netzwerken anzufreunden. Es kann umgekehrt aber auch ein Vorteil sein. Und bei potenziellen Spammern oder Passwortdieben kann man sich die Nachsicht sparen.
  • Neu im Netzwerk: Bist du neu in einem Kommunikationskanal, z.B. einem Chatroom, Blog oder einer Community, beobachte zuerst den Umgangston, die Inhalte und Verhaltensregeln und passe dich an.
  • Auf den Punkt gebracht: Wenn du E-Mails schreibst, fasse dich kurz und sachlich, gerade bei beruflichen Mails. Erwarte keine Antwort in ähnlichem Umfang.

Das Internet ist keine „dudenfreie“ Grauzone mehr

  • Rechtschreibung: Wie man auch bei Bewerbungen, Urlaubspostkarten oder dem Notizzettel an der Haustür die Rechtschreibung beachtet, sollte man es auch in digitalen Medien handhaben. Kleine Flüchtigkeitsfehler und Buchstabendreher passieren allen und werden verziehen. Grundlegende Ignoranz der deutschen Rechtschreibung, Interpunktion, Grammatik und der Groß- und Kleinschreibungen lassen dich dagegen oberflächlich, faul und ungebildet erscheinen.
  • Nachsicht üben: Ignoriere die Rechtschreibfehler anderer, es sei denn, man schreibt deinen Namen falsch.
  • Korrekte Anrede: Wie im realen Leben sollte man bei ersten Kontakten eine korrekte Anrede und Grußformeln verwenden. Bei weiterem Kontakt kann man es lockerer formulieren, sollte aber bei geschäftlichen E-Mails immer respektvoll erscheinen.

Bei Kommunikation per E-Mail auf Anrede und Erscheinungsbild achten

  • E-Mails: Auch wenn man schnell eine E-Mail beantwortet, sollte man sich einige Sekunden Zeit nehmen, um seine E-Mail zu entmüllen und übersichtlich zu gestalten. Beim wiederholten Antworten räume ruhig die Betreffzeile auf und lösche fünf davor stehende „Re:“ oder „Fwd:“.
  • Dasselbe gilt für die automatisch angehängte Mail-Historie und vielfach replizierte Signaturen mit der Firmenadresse, die einen langen Rattenschwanz bilden (sogenannter „Scroll-Müll“) und die Größe deiner E-Mails erhöhen. Attachements bitte vernünftig benennen – wenn dein Kontakt das PDF „abcdefg12345.pdf“ auf seinen Rechner lädt, weiß er später nicht mehr, worum es dabei geht.
  • Verspätete Antwort: Bestätige den Empfang geschäftlicher und wichtiger privater E-Mails umgehend, wenn du zur Beantwortung mehr Zeit benötigst. Entschuldige dich immer für eine Verspätung.

Die gesellschaftliche Etiquette für den Umgang mit Handy und iPhone

  • Foren-Gezänk: Halte dich elegant aus online geführten Verbalkriegen in Foren und Communities heraus, vor allem mit Fremden.
  • Handy-Knigge: Halte wenigstens drei Meter Abstand zu deinen Mitmenschen, wenn du in der Öffentlichkeit mit dem Handy oder iPhone telefonierst. Halte deine Stimme auf normaler Lautstärke, als würdest du mit einem realen Gegenüber reden. Brülle nicht und schleiche nicht herum wie ein Tiger im Käfig.
  • Digitale Tischmanieren: Stehe vom Tisch auf, wenn du ein wichtiges Telefonat annimmst. Es ist okay bei Tisch zu telefonieren und SMS zu verschicken, wenn es alle tun und die Runde lockerer ist. Bei offiziellen Empfängen die Mailbox anstellen. Lege dein Handy bei Tisch stets mit dem Display nach unten; sobald eine Tischdecke und Deko aufliegen, das Handy einstecken.

Handygespräche in Gesellschaft sollten nicht länger als Toilettenbesuche sein

  • Handy-Zeit begrenzen: Entschuldige dich, wenn du während einer realen Unterhaltung ein Telefonat annimmst. Generell solltest du dich in solchen Situationen nicht länger mit dem Handy aufhalten, als du für einen Gang zur Toilette benötigst.
  • Erreichbarkeit: Du besitzt dein Handy und Mail-Postfächer, um in Kontakt zu bleiben. Es verärgert andere, wenn du nie erreichbar bist. Nimmst du eine Auszeit oder bist du im Urlaub, hinterlasse eine Nachricht auf deiner Mailbox, aktiviere eine Abwesenheitsnotiz im E-Mail-Postfach und benachrichtige vorher wichtige Kontakte.

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