Wieviel Vitamine braucht der Mensch?

Was bewirken die einzelnen Vitamine? Wie hoch ist die empfohlene Tagesdosis? Sind Vitaminpräparate notwendig und ist eine Überdosierung gefährlich?

Der Frühling mit seiner Knospenvielfalt, dem alljährlichen Kribbeln im Bauch, seiner sprichwörtlichen Müdigkeit sowie allzu oft einer heftigen »April-Wetter-Erkältung«, steht vor der Tür – eine Zeit, in der das Thema Vitamine und die ihnen zugesprochenen Kräfte für die Zellregeneration, für Haut und Haare, Knochen und Zähnen, für Augen, Nerven, körperliche Fitness, für das schlanke Bikini-Outfit und für die Erhaltung der Jugendlichkeit besonders werbewirksam in aller Munde ist.

Apotheken, Drogerien, Reformhäuser bis hin zu Aldi, Penny und sonstigen Märkten bieten eine nahezu unübersichtliche Vielfalt unterschiedlicher Vitaminpräparate von der Brausetablette bis zum Saft, vom nieder dosierten Multi-, bis zum höher bis hoch dosierten spezifischen Vitaminpräparat als Nahrungsergänzung. So mancher gesundheitsbewusste Zeitgenosse wird vor den gefüllten Regalen und Ladentheken immer mehr zu einem Fragezeichen. Muss man der täglichen Nahrung wirklich noch Vitaminpräparate hinzufügen? Ist eine Überdosierung gefährlich?

Was eigentlich sind Vitamine?

Dr. med. Karlheinz Zeilberger von www.netdoktor.de erklärt: »Vitamine sind lebensnotwendige Stoffe. Der menschliche Organismus ist nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen in der Lage, Vitamine selbst herzustellen«. Abgesehen vom Vitamin D, dessen Vorstufe durch eine UV-Bestrahlung der Haut beim Sonnenbad entsteht, müssen sie dem Organismus von außen zugeführt werden. »Obwohl Vitaminekeine Energie liefern, sind sie für den Stoffwechsel außerordentlich wichtig. Bei einer ausgewogenen Vitaminbilanz fühlen wir uns fit und unternehmungslustig. Ein Mangel an Vitaminen kann krank machen. Wir fühlen uns müde und unglücklich, denn nahezu alle Körperprozesse werden durch Vitamine beeinflusst«. Pflanzen, sprich Gemüse und Obst, sind unsere Hauptlieferanten für Vitamine. Eine zu geringe Zufuhr führt zu spezifischen Vitaminmangelerscheinungen (Hypovitaminose). Aber auch bei einer Überdosierung vor allem fettlöslicher Vitamine, die im Körper gespeichert werden sind unerwünschte toxische Wirkungen möglich (Hypervitaminose).

Wie viele Nährstoffe brauchen wir?

70 Billionen Zellen im Körper müssen täglich mit Vitaminen versorgt werden. Die optimale Dosis hängt stark vom individuellen Lebensstil und der Konstitution des Menschen ab. Normalerweise reichen schon geringste Mengen aus, um den Körper ausreichend zu versorgen. Bei Stress, in der Schwangerschaft und Stillzeit, ebenso wie bei körperlicher Belastung durch Sport, oder auch durch Rauchen und vor allem durch übermäßigen Alkoholkonsum erhöht sich der Bedarf. Die individuell optimale Dosis ist also schwer einschätzbar. Trotzdem greifen Millionen Deutsche wahllos zu irgendwelchen Vitaminpräparaten. »In Deutschland werden pro Jahr 1,2 Milliarden Euro für Vitaminsubstanzen ausgegeben«, so Dr. med. Karlheinz Zeilberger.

Wissenschaftliche Studien belegen aber, dass künstliche Vitamine oft unwirksam sind. So berichtet die Apotheken Umschau im Februar 2017, dass Mediziner aus Boston (USA) die häufig angenommene Schutzwirkung von Vitaminpräparaten vor Krebs in einer neuen, umfangreichen Studie nicht bestätigen konnten. Über mehrere Jahre hatten sie die Krankengeschichten von fast 15.000 Männern verfolgt und dabei überprüft, ob die regelmäßige Einnahme von Vitamin-C- oder E-Präparaten das Auftreten von Krebserkrankungen verringerte. »Zumindest in der untersuchten Patientengruppe – Männer mittleren und hohen Alters – sehen sie danach in diesem Zusammenhang keinen Nutzen der Vitamine«. (Das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ 2/2017 B liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.)

Darüber hinaus beweisen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Vitaminpräparate auch schädlich sein und bei einer Überdosis ihre Wirkung umkehren können. Unter Forschern herrscht Streit, welche Nährstoffe wir wirklich brauchen und in welcher Menge – und wann uns die zusätzlichen Vitamine gefährlich werden können. Paracelsus Feststellung, dass »die Dosis das Gift macht«, ist auch hier zutreffend.

Was kann ich mit Vitaminpräparaten als Nahrungsergänzung erreichen?

»In Industrieländern ist die tägliche Vitaminzufuhr auf Grund des großen Nahrungsmittelangebotes weitestgehend gesichert«, sagt Dr. med. Karlheinz Zeilberger. Bei einer ausgewogenen Ernährung, ohne Drogen, Alkohol und Nikotin und einem möglichst stressfreien Leben mit viel Bewegung an der frischen Luft, ist eine zusätzliche Vitaminzufuhr völlig unnötig. Ist diese nicht ausgewogen oder besteht ein gesteigerter Verbrauch, kann es sinnvoll sein, Vitamine zusätzlich in Form von Präparaten aus der Apotheke einzunehmen, um eventuellen Mangelerscheinungen, wie Müdigkeit, Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Antriebsarmut, Konzentrationsschwäche und Schlimmerem, vorzubeugen. Wer aber von den Vitaminen Zauberkräfte, wie ewige Jugend, Fitness, Gesundheit und Leistungsfähigkeit erwartet, ist falsch beraten.

Die hochdosierte Zugabe einzelner Vitamine zum Erreichen eines speziellen Zieles, sollte in jedem Fall mit einem Spezialisten besprochen werden. Hier gilt der oft gehörte Spruch: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.