Wissenschaftlich anerkannte Entspannungsverfahren im Überblick

Der Bedarf an wirksamen Entspannungsverfahren wächst. Zahlreiche Methoden gibt es inzwischen auf dem Markt, doch nicht alle sind wissenschaftlich anerkannt.

Das Bedürfnis nach Ruhe und Stressbewältigung ist in unserer modernen schnellen Welt essentiell geworden. Es verwundert daher nicht, dass Entspannungsverfahren in nahezu jeder Therapieschule eingesetzt werden und in vielen Behandlungspaketen ein fester Bestandteil sind. Jedes Jahr kommen Anwendungen dazu, doch nur einige von ihnen sind auch wissenschaftlich erforscht. Die wohl bekanntesten dieser Verfahren sind:

  • Autogenes Training
  • Biofeedback
  • Hypnose
  • Imagination
  • Meditation und
  • Progressive Muskelentspannung

Autogenes Training: Klinisch und außerklinisch bewährt

Entwickelt wurde dieser Art der Entspannung bereits in den 1920er Jahren von dem deutschen Nervenarzt Johannes Heinrich Schultz. Bei der Beobachtung hypnotisierter Patienten stellte Schultz fest, dass es zahlreichen seiner Probanden möglich war, sich nach einigen Sitzungen selbst zu hypnotisieren. Sie waren in der Lage, Ruhe und Entspannung zu erleben sowie warme und schwere Gliedmaßen zu spüren. Schultz entwickelte aus dieser Beobachtung heraus eine Anleitung zur Selbstsuggestion, welche einfach erlernbar und anwendbar ist. Das autogene Training besteht aus Grund- und Oberstufe, in welchen man mit verschiedenen Übungsformeln wie z.B. „Arme und Beine sind ganz schwer“ im Körper einen Entspannungszustand hervorruft. Selbst Kinder können diese Art der Entspannungstechnik bereits erlernen.

Biofeedback: Rückmeldung von Biosignalen

„Biofeedback“ beinhaltet vielfältige Methoden und Therapien und ist deshalb nur ein Sammelbegriff. Ziel aller Biofeedback-Behandlungen ist es, dem Patienten ein Bewusstsein für körperliche Vorgänge zu vermitteln und ihm beizubringen, diese Vorgänge zu beeinflussen. So kann zum Beispiel mittels technischer Hilfsmittel die Höhe des Blutdrucks visualisiert werden. Der Patient kann die Veränderung, welche durch Entspannungsverfahren erreicht wird, auf einem Bildschirm beobachten und dadurch gezielt lernen, welche Methode für ihn am besten zur Blutdrucksenkung ist.

Hypnose: Willkürliche Beeinflussung

Hypnosetechniken wurden bereits vor über 4.000 Jahren in China angewandt. Auch im antiken Griechenland und bei zahlreichen Naturvölkern kannte man Anwendungen, welche Kranke in einen Heilschlaf versetzten. Der Begriff „Hypnose“ wurde 1843 von dem schottischen Arzt Braid eingeführt, benannt nach „Hypnos“, dem griechischen Gott des Schlafes. Hypnose unterscheidet sich jedoch von Schlaf: Der Patient ist willkürlich beeinflussbar. Heutzutage kann man unter Hypnose drei Folgeabschnitte in der Vorgehensweise verstehen (vgl. dazu Petermann/Vaitl, Entspannungsverfahren): Hypnose-Induktion (Einleitungsverfahren), Hypnose-Entspannung (Entspannungsphase) und Hypnose-Behandlung (Therapiephase).

Imagination: Erzeugung von Sinnesqualitäten

Mittels Imagination werden unterschiedliche Sinneswahrnehmungen wie Bilder, Geräusche oder Gerüche erzeugt, ohne dass es einen realen Reiz von außen gibt. Diese Art Behandlung kann zum Beispiel eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern oder allgemein während einer Behandlung des Wohlbefinden zu erhöhen. Imaginative Techniken werden oft mit Entspannungsverfahren kombiniert, können aber auch ohne diese zum Einsatz kommen. Weit verbreitet hier sind vor allem die Konfrontation in sensu, die verdeckte Sensibilisierung sowie die Vorstellungssubstitution.

Meditation: Klassische Techniken

Ursprünglich wurden Meditationstechniken zu religiösen Zwecken eingesetzt, nicht jedoch zur Stressbewältigung. Inzwischen haben sich verschiedene Verfahren zum Entspannen etabliert: Meditation in Bewegung, Meditationen aus christlicher Tradition heraus, fernöstliche Traditionen, Zen, Vipassana, Transzendale Meditation, die Benson-Methode, Autogene Meditation sowie Stressbewältigung durch Achtsamkeit nach Kabat-Zinn. Obwohl zahlreiche Meditationstechniken gut erforscht und deren Wirksamkeit erwiesen ist, findet Meditation im deutschsprachigen Raum kaum Anwendung im klinischen Bereich.

Progressive Muskelentspannung: Körperliche Ruhe

Erstmals beschrieben wurde diese Art der Entspannung im Jahre 1929. Der amerikanische Physiologe Edmund Jacobson hatte erkannt, dass Ruhe eine entscheidende Rolle bei der Heilung körperlicher Probleme spielte. Die progressive Muskelentspannung ist heute weit verbreitet und leicht zu erlernen. Bei dieser Technik werden durch den Patienten willentlich einzelne Muskelgruppen kontrahiert und anschließend entspannt. Dadurch kann bewusst wahrgenommen werden, wo sich Verspannungen im Körper befinden und diesen gezielt entgegengewirkt werden.

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