Alexander-Technik und chronische Rückenschmerzen

Alexander-Methode mindert Schmerzen wirksamer als Massagetherapie. ATEAM-Studie: Die Alexander-Therapie wirkt bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen besser als therapeutische Massagesitzungen: Nur noch 3 gegenüber 21 Schmerztagen.

„Der böse Feind beißt mich im Rücken“, klagt Graf von Glosters Sohn Edgar in William Shakespeares „König Lear“. Den australischen Shakespeare-Vortragskünstler und Schauspieler Frederick Matthias Alexander quälten jedoch keine chronischen Rückenschmerzen, als er die nach ihm benannte Alexander-Technik zwischen den Jahren 1888 und 1898 entwickelte: er hatte Atembeschwerden und litt an Heiserkeit – und kein Arzt konnte ihm helfen. Die Alexander-Methode ist keine klassische passive Therapie gegen chronische Kreuzschmerzen, sondern viel mehr eine ganzheitliche Körper-Therapie. Sie soll dem Lernenden helfen, falsche Haltungs- und Bewegungsmuster zu verändern – sich selbst zu helfen. Dass dem bösen Feind im Rücken mittels der Alexander-Technik ein wirkungsvoller Maulkorb verpasst werden kann, zeigt die im „British Medical Journal“ zur Forschungs-Studie des Jahres gekürte ATEAM-Studie.

Randomisierte kontrollierte ATEAM-Studie: Ist die Alexander-Therapie bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wirksamer als Massagetherapie und Rückenschule?

Professor Dr. Paul Little von der Fakultät „Medicine, Health and Life Sciences“ der Universität Southampton und seine Mitarbeiter untersuchten in der ATEAM-Studie 579 Patienten aus allgemeinen Arztpraxen in England mit chronischen oder wiederkehrenden Rückenschmerzen. Auf der so genannten Roland-Morris-Skala hatten die Patienten einen Wert von 4 oder mehr. Die Erfassung der Rückenschmerzen mit dem Fragebogen des „Roland-Morris Disability Questionnaire“ (RDQ) gilt als zuverlässige Methode. Die 579 Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen mit etwa 145 Patienten eingeteilt (randomisiert), in:

  • eine Kontrollgruppe mit üblicher allgemeiner medizinischer Behandlung,
  • eine Gruppe mit sechs klassischen Sitzungen einer therapeutischen Massage,
  • eine Gruppe mit 6 Stunden Schulung in Alexander-Technik,
  • eine Gruppe mit 24 Stunden Schulung in Alexander-Technik.

Die vier Gruppen wurden zusätzlich noch einmal halbiert: die eine Hälfte erhielt zusätzliche Anweisungen von einem Arzt zur sportlichen Betätigung und von einer spezialisierten Schwester eine Beratung über Verhaltensregeln bei Rückenschmerzen; die andere Hälfte erhielt keine weitere Beratung.

Alexander-Technik war wirksamer als Massagetherapie und Kontrollgruppe

Die Rückenschmerzen wurden nach 3 und 12 Monaten mit dem RQD erfasst. Patienten in der Kontrollgruppe klagten nach 12 Monaten an 21 von 28 Tagen über Rückenschmerzen, dagegen traten in der Gruppe mit 24 Stunden Unterricht Alexander-Technik nach einem Jahr nur noch 3 Schmerztage pro Monat auf: Hier zeigte sich die stärkste positive Wirkung der Alexander-Technik mit einer Verminderung um 86 Prozent der Schmerztage. Die Patienten waren auch in ihrer Tätigkeit weniger eingeschränkt (42 Prozent). Zusätzliche sportliche Übungen verbesserten das Ergebnis nicht. Auch 6 Unterrichtsstunden Alexander-Technik plus Bewegung erzielten noch eine beachtliche Wirkung: immerhin 72% der positiven Wirkung gegenüber der Gruppe mit 24 Stunden Alexander-Technik. In der Gruppe mit 6 therapeutischen Massage-Sitzungen plus Bewegung reduzierten sich die Schmerztage um 33 Prozent. Die Patienten konnten auch nach 3 Monaten ihre Tätigkeiten besser verrichten – aber nicht mehr bei der zweiten Messung nach 12 Monaten.

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