Sturzprophylaxe für Senioren – physiotherapeutische Maßnahmen

Physiotherapeutische Maßnahmen als Teil der Sturzprophylaxe für Senioren haben das Ziel, den Körper sturzverhindernd zu trainieren.

Ein angepasstes körperliches Training ist hilfreich in der Sturzprophylaxe für Senioren. Hier werden alltagsnah Muskeln aufgebaut, Koordination und Gleichgewicht erarbeitet und Bewegungsabläufe trainiert, die man zum sicheren Gehen und Stehen braucht. Teil des Trainings ist auch, wie man wieder aufsteht, wenn man doch gestürzt ist. Neben weiteren Maßnahmen zur Sturzprophylaxe ist dies ein Gebiet, in dem die Betroffenen über Training ihr Risiko für Stürze selbstständig minimieren können.

Aufklärung der Senioren über individuelle Einschränkungen

Ältere Menschen sollten zunächst darüber aufgeklärt sein, warum eine individuelle Sturzprophylaxe sinnvoll ist und wie diese aussehen kann. Natürlich gehört hier dazu, darüber zu informieren, welche Folgen Stürze haben können und warum es gilt, diese zu verhindern. Darüber hinaus sollte vermittelt werden, welche Einschränkungen im Alter auftreten und wie sich diese speziell auf die Sturzhäufigkeit auswirken. Gelegentlich ist den Betroffenen nicht klar, welches Ausmaß die Einschränkungen haben, da sich Sehschwächen, Hörverluste, kognitive Einbußen und Veränderungen des Bewegungsapparates in der Regel langsam ausbilden und lange kompensiert werden können. Auch die Auswirkung von Medikamenten sollte bekannt sein und dass eine Gestaltung des Lebensumfeldes eine sehr hilfreiche Variante der Sturzprophylaxe darstellt.

Sicher stehen können als Sturzprophylaxe

Aktive Übungen und Bewegungsabläufe sind im Seniorentraining vorzuziehen, äußerst wichtig ist die individuelle Anpassung der Dosierung. Ein exemplarisches Training findet selbstverständlich mit angemessenen Abstufungen statt.

Zunächst wird das freie Stehen erarbeitet, wenn es nicht ohnehin schon vorhanden ist. Dazu ist es hilfreich, eine sichere Unterstützung für den Notfall in der Nähe zu haben, Stühle oder andere feste Möbelstücke bieten sich hier an. Erst wenn das freie Stehen sicher umgesetzt werden kann, sollten Bewegungen mit den Extremitäten hinzukommen. Zunächst eine Extremität (ein Arm), dann mehrere (zwei Arme) bis hin zur einer maximalen Reduzierung der Unterstützungsfläche (einbeinig, beide Arme bewegen sich) und das über mehrere Sekunden bis hin zu Minuten. Anschließend kann man diese Standvarianten mit Veränderungen der Unterstützungsfläche kombinieren (auf einer Matte stehen) oder auch Aufgaben von außen geben (einen Ball fangen, ein Lied singen, die Augen schließen). Um die letzte Stufe umzusetzen, braucht es viel Koordination, Gleichgewicht, Konzentration und Kraft.

Sicher gehen können als Sturzprophylaxe

Für einen sicheren Gangablauf braucht man zunächst einen sicheren Stand. Die Senioren sollten in aufrechter Körperhaltung stehen können und diese Haltung über einige Zeit halten können. Aufrecht deshalb, weil Strukturen des Bewegungsapparates so nicht übermäßig belastet werden und weil man einem dorsalen oder ventralen Überhang (wenn Gewichte nach vorne oder hinten überhängen) permanente Muskelkraft entgegensetzen muss. Diese Kraft kann dann wiederum an anderer Stelle fehlen.

Der Gangablauf wird in verschiedenen Geschwindigkeiten oder Richtungen geübt, die Kombination ist für Fortgeschrittene natürlich auch möglich. Vom „Etwas-langsamer-gehen“ bis zum „In-Zeitlupe-gehen“ mit Haltephasen in allen Stellungen reicht das Spektrum. Auch eine beständige Änderung der Gangrichtung auf Ansage ist beim Training hilfreich. Wer das mit Leichtigkeit meistert, bekommt noch aufmerksamkeitsfordernde Aufgaben. Das können Armbewegungen sein oder auch das Transportieren von Dingen in den Händen.

Gangvarianten beim Training zur Sturzprophylaxe

Ist der sichere aufrechte Gang erarbeitet, werden die Anforderungen an die Senioren über das Abfordern verschiedener Gangvarianten noch erhöht. Anweisung könnte sein, wie ein Storch, auf den Zehenspitzen, auf einer Linie, seitwärts zu gehen oder seitwärts zu gehen und dabei die Füße überkreuzen lassen und das mit beiden Körperseiten voran. Auch hier sind Kombinationen möglich, die Anforderungen können weiter erhöht werden, wenn parallel eine andere Tätigkeit vollführt wird (singen, Gegenstände halten). Dahinter steckt der Gedanke, dass auch im Alltag die Senioren oft nicht nur gehen, sondern parallel noch reden, etwas tragen oder Menschen ausweichen müssen.

Das Benutzen von Hilfsmitteln zum Gehen als Sturzprophylaxe

Je nach individuell gefühlter Sicherheit kann es sinnvoll sein, Senioren in den Gebrauch von Hilfsmitteln zum Gehen einzuweisen. Diese können dann bei Bedarf verwendet werden – an besonders kraftlosen oder ängstlichen Tagen oder zu bestimmten Anlässen wie einem Gang über den Wochenmarkt beziehungsweise bei Gehstrecken, die das individuelle Maß überschreiten, aber bewältigt werden müssen. Der Einsatz von Hilfsmitteln ist immer dann sinnvoll, wenn damit gangvermeidendes Verhalten verhindert werden kann und wenn die Senioren diese eher unterstützend denn behindernd einsetzen können.

Für Senioren kommen am ehesten Deltarad, Gehwagen, Rollator, Unterarmgehstützen und Handstöcke zur Anwendung. Die Auswahl des Hilfsmittels orientiert sich am Bedarf, da unterschiedliche Voraussetzungen vorliegen müssen, um diese Hilfsmittel sinnvoll benutzen zu können.

Wer bietet die physiotherapeutische Sturzprophylaxe an?

Physiotherapeuten bieten die Sturzprophylaxe für Senioren an. Das kann in Gruppen geschehen, die von Menschen mit etwa gleichem Kraft- und Bewegungsniveau gebildet werden oder auch in Einzelterminen, wenn es speziellere Fragestellungen gibt. Besonders, wenn die vorhandenen Einschränkungen an sich schon einen Krankheitswert darstellen, ist auch eine Verordnung von Physikalischer Therapie durch den Arzt möglich, so dass die Kosten für die Prophylaxe von den Krankenkassen übernommen werden.

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