Wie funktioniert die Chinesische Heilkunde (TMC)

TCM – was genau ist die chinesische Heilkunde? Was genau ist die Traditionelle chinesische Medizin (TCM)? Das grundlegende Ziel der traditionellen chinesischen Medizin ist es, dem Körper zu helfen, sich selbst zu helfen. Sie ist eine so genannte empirische, also auf Erfahrung basierende, und keine, nach westlichen Maßstäben, evidenzbasierte Medizin. Letztere fußt – einfach gesagt – auf dem Wirkungsnachweis durch möglichst groß angelegte Studien, die dann einen statistischen Beweis für oder wider die Behandlungswirksamkeit antreten können. Die traditionelle chinesische Medizin hingegen protokolliert detailliert die Erfahrungen mit jedem einzelnen Patienten.

Die Theorie der chinesischen Heilkunde

Vor über 2000 Jahren gab es noch keine technischen Instrumente, wie wir sie heute in der medizinischen Diagnostik kennen. Der Mensch verließ sich auf die subjektiven Aussagen des Patienten und auf die ausführliche Diagnose des Arztes, der sich so ein Bild des komplexen Energiehaushalts seines Patienten machte, was auch heute noch der Fall ist. Der Fluss der Energie, der Vitalität – das Qi – ist dafür entscheidend, wie gut die verschiedenen Organkreisläufe, Blutwege und neuronalen Verknüpfungen arbeiten. Kalter Schweiß, gelblicher Zungenbelag oder beispielsweise ein schwacher Puls sind in der traditionellen chinesischen Medizin Indikatoren dafür, dass im Körper des Patienten Gleichgewichte aus der Balance geraten sind. Anzeichen dafür, dass die im Normalzustand funktionierenden Energiekreisläufe nicht mehr richtig „rund“ laufen. Der Arzt versucht dann mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, das Gleichgewicht und den Energiefluss wieder herzustellen.

Europäische Therapeuten, die selbst in Taiwan oder China gelernt haben, vergleichen die Methodik oft mit einem Auto. Funktioniert die Lichtmaschine nicht richtig, kann auch die Batterie nicht aufgeladen werden und die Scheinwerfer fangen an zu flackern. Die diagnostizierten Symptome geben dem TCM-Arzt eindeutigen Aufschluss darüber, welcher Teil der „Maschine“ betroffen ist. Und die mit Erfahrung erarbeiteten Behandlungsformen geben klare Anweisungen, was zur „Reparatur“ des betroffenen Teils nötig ist. Allerdings ohne die Straße, das Wetter und die Benzinreserven des Fahrzeugs außer Acht zu lassen. Die Umsetzung erfolgt also sehr individuell, da jeder Mensch anders ist, mit anderen Lebensumständen zu tun hat und auch unterschiedlich auf Behandlungsmethoden anspricht.

Die Diagnose in der traditionellen chinesischen Medizin

Der Arzt diagnostiziert mit all seinen Sinnen. Neben der Befragung des Patienten, um dessen subjektive Anhaltspunkte zu erfahren, zählen die folgenden Punkte zur TCM-Diagnostik:

  • Körperhaltung
  • Zungenbelag
  • Modulation der Stimme
  • Geruch
  • Atmung
  • Schweiß
  • Stuhlgang
  • Puls

Vor allem bei der Pulsdiagnose unterscheidet sich die traditionelle chinesische Medizin von der westlichen Schulmedizin, die nur einen Puls kennt. Die TCM kennt 28 verschiedene Pulse, die an beiden Handgelenken des Patienten ertastet werden. Neben den eigentlichen Taststellen vermittelt auch die Tiefe, in der der Puls erfühlt wird, Informationen. Der Arzt erfühlt mit oberflächlichem, mittlerem und tiefem Druck unter seinen Fingerkuppen den Energiefluss der einzelnen Kreisläufe des Patienten und kann daraus detaillierte Rückschlüsse auf fehlende Gleichgewichte und gehemmte Vitalströme erarbeiten. Die moderne Diagnostik gehört aber auch heute schon zum Alltag der TCM. Röntgenbilder, Aufnahmen mit Computertomografen, Blutanalysen, Serologie und alle anderen medizinischen Befunde können das Bild vervollständigen und sollten niemals vor der Tür einer TCM-Praxis bleiben.

Die Behandlungsmöglichkeiten der chinesischen Heilkunde

  • Akupunktur: Bei der Akupunktur werden bestimmte Punkte des Körpers durch Nadelstiche angeregt. Die dünnen Nadeln werden mit einer geübten Drehbewegung eingestochen. Die Tiefe und der Ort des Einstichs sind genauso wie die Dicke der Nadel und die Geschwindigkeit beim Stechen und Entfernen der Nadeln vom erwünschten Effekt abhängig. Je nachdem, ob der Arzt Energien aus dem Körper ausleiten oder die Zirkulation anregen will. Eine Sitzung dauert gewöhnlich zwischen 20 und 60 Minuten und muss mehrfach im Laufe der folgenden Wochen wiederholt werden.
  • Moxibustion: Die Moxibustion nutzt ebenfalls verschiedene, teils von der Akupunktur abweichende Punkte auf der Haut und behandelt diese Stellen durch Erwärmung. Bei dieser Behandlungsmethode werden kleine Mengen getrockneter Beifußfasern (Moxa) auf oder über Therapiepunkten abgebrannt. Ziel ist auch hier die Regulierung des Energieflusses. Akupressur und Massage (Tuina Anmo/Shiatsu) verfolgen das gleiche Ziel.
  • Arzneitherapie: Die Arzneitherapie (Phytotherapie) bedient sich natürlicher Substanzen, die entweder in standardisierten oder individuell für den Patienten angefertigten Mischungsverhältnissen verabreicht werden. Oft beinhaltet eine Mischung zehn oder mehr Bestandteile. Zu den Hunderten möglichen Komponenten gehören beispielsweise die Eisenhutseitenwurzel und die Schlingfarnsporen, aber auch mineralische Komponenten wie Magnetit. Dabei entfalten nicht nur die einzelnen Bestandteile eine Wirkung, sondern auch Hybridwirkstoffe, die durch das gemeinsame Aufkochen der Bestandteile entstehen. Daher enthalten Arzneien der TCM oftmals Hunderte verschiedener Wirkstoffe.
  • Diätetik: Die Diätetik folgt denselben theoretischen Grundlagen der Elemente und Kreisläufe im Menschen und nimmt über die Ernährung ihren Einfluss. Bestimmte Lebensmittel können je nach Befund für den Patienten schädlich oder hilfreich sein. Entsprechende Ernährungsregeln werden vom Arzt nach der Diagnose angesprochen.
  • Qigong: Qigong (geläufige deutsche Schreibweise ist Chigong) beschreibt chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsformen. Die verschiedenen Übungen dienen zur Anreicherung und Harmonisierung der Energie, der Vitalität des Körpers – dem Fluss des Qi.

Die Vor- und Nachteile der chinesischen Heilkunde

Die größte Schwäche der traditionellen chinesischen Medizin sind Krankheiten, die in ihrem frühen Stadium keine Symptome zeigen. Frühzeitig im Labor feststellbare Krankheiten, wie AIDS oder Hepatitis-C, können aufgrund von Forschungsergebnissen zwar behandelt werden. Solange aber keine Symptome erkennbar sind, ist eine heilende Behandlung mit TCM schwierig.

Gegenüber der westlichen Schulmedizin ist die TCM-Behandlung in vielen Fällen verhältnismäßig preiswert, wenn man das Abrechnungsproblem mit Krankenkassen außer Acht lässt und nur die pharmakologische Wirtschaftlichkeit betrachtet. Länder wie China oder Indien könnten eine flächendeckende Versorgung nach westlichem Modell nicht bezahlen, daher sind dort die traditionellen Methoden für das Allgemeinwohl sehr wichtig. In Deutschland werden Arzneien auf Verunreinigungen kontrolliert, um auszuschließen, dass mit Schwermetallen oder anderen Giften belastete Inhaltsstoffe zum Patienten gelangen.

Darüber hinaus kann die TCM auch bei schulmedizinisch kaum therapierbaren Krankheitsbildern helfen. Hautkrankheiten, die in der westlichen Hemisphäre verzweifelt mit Kortisoncremes angegangen werden, aber auch chronische Erkrankungen, wie Parkinson, Multiple Sklerose, hormonelle Störungen und unterschiedliche Krebsformen lassen sich behandeln. Ebenso ist die integrative Medizin – ein Schulterschluss zwischen traditionellen und modernen Disziplinen – auf dem Vormarsch, was gerade in der Krebstherapie bereits zu beachtlichen Erfolgen geführt hat.

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